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Di, 21. Oktober 2014, 14:00

Die aktuelle Linux-Unternehmensstrategie von IBM

Power wird salonfähig

IBM setzt ab sofort ganz auf die Power-Architektur, die nach eigenen Angaben sowohl schneller als auch preisgünstiger als die aktuellen Intel-Prozessoren sein soll.

Adam Jollans

Adam Jollans

Adam Jollans

Im Rahmen der LinuxCon Europe in Düsseldorf traf sich Pro-Linux mit Adam Jollans, der bei der IBM Systems & Technology Group den Titel Program Director für die IBM-weite Linux- und Open Virtualization Strategy bekleidet. Jollans war aus England angereist, um über die aktuelle Linux-Unternehmensstrategie von Big Blue ausführlich zu informieren, und hielt auch einen Vortrag über »KVM, OpenStack and the Open Cloud«.

Die aktuelle Linux-Unternehmensstrategie von IBM läuft darauf hinaus, sich ganz auf die Power-Architektur zu konzentrieren. Das ist die 64-Bit-Architektur, die die Unternehmensrechner und Supercomputer von IBM antreibt und mittlerweile in der 8. Generation vorliegt. Im August 2013 bereits hatte IBM OpenPower angekündigt, ein Konsortium, das es den Mitgliedern ermöglicht, die Architektur zu lizenzieren und eigene Power-Prozessoren zu bauen. Offen ist die OpenPower Foundation wohl nur in dem Sinn, dass sie Partnerfirmen offensteht.

Nachdem IBM sowohl die PC- als auch die x86-Serversparte verkauft hat, bleibt dem Unternehmen im Grund nur noch die eigene Power-Architektur. Was waren die Gründe dafür, sich ganz auf OpenPower zu konzentrieren? Laut Jollans fand in letzter Zeit eine Marktverschiebung statt, die vier Punkte umfasst. Clouds traten auf den Plan. Inzwischen geht der Trend zu hybriden Clouds, bei denen die Cloud im Wesentlichen im privaten Rechenzentrum eines Unternehmens läuft, bei Bedarf aber Server von öffentlichen Cloud-Anbietern dazukommen können.

Die dritte Entwicklung ist, dass »Moore's Law«, also die Feststellung, dass sich die Prozessorleistung alle 18 Monate verdoppelt, endet. Es kann nicht mehr lange weitergehen wie bisher, da eine weitere Verkleinerung der Strukturen immer schwieriger wird. Eine vorübergehende Verlängerung von »Moore's Law« bringen hybride Architekturen, bei denen eine kleinere Zahl komplexer Prozessoren mit einer großen Zahl von spezialisierten Koprozessoren kombiniert wird. Solche Koprozessoren sind beispielsweise in aktuellen Grafikkarten vorhanden. Sie sind einfach genug, um zu tausenden auf einem Chip zu sitzen, und können dennoch 32 Bit-Gleitkommaoperationen (neuerdings auch 64 Bit) und andere Operationen ausführen.

Um die Leistung weiter zu erhöhen, kann man mehr Threads (Hyperthreads) in den Prozessor einbauen, man kann die Taktfrequenz oder die Befehle pro Takt erhöhen, oder man kann wie beschrieben Koprozessoren einsetzen. Der Power 8 bietet all das und hat dabei einen entscheidenden Vorteil gegenüber Intel-Prozessoren: Er kann den Speicher mit den Koprozessoren gemeinsam nutzen, was den Datenaustausch mit den Rechenknechten deutlich beschleunigt.

Aus diesem Grund kann Power 8 nach IBM-Angaben ein bis zu 20% besseres Preis-Leistungs-Verhältnis bieten als Intel-Prozessoren. Für einige Kunden sind diese 20% ein schlagendes Argument, und darauf setzt IBM. Allerdings wäre die Architektur für die Kunden wertlos, wenn ihre Software nicht darauf liefe. Deshalb hat IBM einiges investiert, um nicht nur freie Software auf Power zu portieren, sondern auch die Unternehmenssoftware der Kunden oder von Drittherstellern zu unterstützen.

Technisch wurde das so gelöst, dass Power 8 zwei Byte-Reihenfolgen anbietet, die für jedes Programm separat eingestellt werden können. Traditionell war Power eine Big-Endian-Architektur. Da viele Softwarehersteller, die von der x86-Architektur kommen, fürchten, dass die Portierung ihrer Software auf Big Endian aufwendig und fehlerträchtig wäre, führte IBM für Power 8 einen Little Endian-Modus ein. In diesem Modus laufen die aktuellen Linux-Distributionen, die auf Power 8 portiert wurden. Hier ist vor allem Ubuntu 14.04 LTS zu nennen, aber auch Suse Linux Enterprise 12 wird auf Power 8 laufen. Die Portierung von Ubuntu kam auch Debian zugute, das somit auf Power 8 lauffähig ist. Die neue Architektur nennt sich »ppc64el«. Beispiele von weiterer freier Software, die verfügbar gemacht wird, sind MariaDB, das »für SLES 12 auf Power 8 optimiert« wird, die NoSQL-Datenbank Redis und im Prinzip alles, was die Linux-Distributionen mitliefern. Auch das bekannte Programm Watson, das anfänglich auf x86 lief, läuft jetzt auf Power und wird weiter ausgebaut.

Schon im Jahr 2001 hatte IBM eine Ankündigung wahr gemacht und eine Milliarde US-Dollar in Linux investiert. Mit dem Geld sollten zahlreiche Linux-Entwickler bei IBM bezahlt werden, die bestehenden Initiativen fortgeführt und den Kunden der Einsatz von Linux erleichtert werden. Daneben wurde bereits im Jahr 2000 das Linux Tech Center gegründet, das seither stetig erweitert wurde.

Im September 2013 hatte IBM eine erneute, ähnliche Kampagne angekündigt, bei der wiederum eine Milliarde US-Dollar, verteilt über vier bis fünf Jahre, in Open Source fließen soll. Dabei fördert Big Blue nicht nur Linux allein, sondern noch zahlreiche weitere Projekte wie KVM und OpenStack. Allein an letzterem lässt IBM 400 Leute arbeiten, so Jollans.

Jollans betonte, dass die neuerliche bedeutende Investition keineswegs das Ende von AIX und z/OS darstelle. Beide Systeme seien in vielen Unternehmen auf absolut kritischen Systemen im Einsatz und ihre Ablösung stehe nicht auf dem Plan. Linux kann entweder auf separaten Systemen eingesetzt werden oder als virtuelles System unter dem äußerst effizienten Hypervisor z/VM laufen.

Zumindest einen großen Kunden konnte IBM für seine Power 8-Systeme bereits gewinnen. In einer aktuellen Pressemitteilung wurde bekannt gegeben, dass der Webhoster OVH seine öffentliche Cloud auf Power 8 aufbauen wird und der OpenPower Foundation beitritt.

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