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So, 20. Dezember 2009, 00:00

Mad Skills Motocross

Völlig losgelöst

Bei extremer Beschleunigung oder bei großen Sprüngen kann es schon mal zu Unfällen kommen. So löst der Fahrer manchmal ungewollt seine Hände vom Lenker des Motorrads. Bei tiefen Stürzen oder Sprüngen gegen ein Hindernis kann auch die Radhalterung brechen. Das führt dazu, dass man nach wenigen Metern vom Motorrad rutscht und neu aufsitzen muss.

Weniger toll sind die Geräusche der Fahrer bei solchen Unfällen. Diese bewegen sich mittels einer Ragdoll-Animation und lassen bei einem Crash die Knochen knacksen. Dazu geben sie leise Stöhn- oder Schreilaute von sich. Was vielleicht realistisch sein mag, mutet dann aber doch etwas seltsam an. Immerhin wurde auf Blutfontänen verzichtet. Die Geräusche kann man allerdings in den Optionen abstellen.

Marmor, Stein und Motorrad bricht...

Dominik Wagenführ

Marmor, Stein und Motorrad bricht...

Um sich zu verbessern, kann man, wie oben schon erwähnt, ein Zeitrennen gegen sich selbst fahren. Dabei wird die Technik wie im normalen Rennen eingesetzt, sodass man gegen die Aufzeichnung aus einem vorherigen Spiel fährt. Es macht teilweise Spaß, gegen sich selbst anzutreten und seine eigenen Zeiten zu verbessern. Noch schöner wäre es aber, wenn man gegen andere Spieler fahren könnte.

Dies ist auch (noch) eines der größten Mankos von Mad Skills Motocross: Es gibt anscheinend keine Community. Auf der Webseite gibt es kein Forum oder Wiki, um sich mit anderen Spielern auszutauschen. So ist es ziemlich schwer, ein längerfristiges Interesse am Spiel zu wahren. Laut Entwickler Tobias Andersson soll in einer späteren Version der Austausch von Zeiten und selbst gebastelten Strecken unter den Spielern leicht möglich sein.

Dies ist auch ein gutes Stichwort, um kurz auf den Editor einzugehen. Dieser ist derzeit noch sehr rudimentär vorhanden. Man kann zwar eigene Strecken mit Hügeln, Rampen und allem Möglichen versehen und das Ganze abspeichern, aber ein Austausch mit anderen ist nicht leicht möglich. Einzig der direkte Dateiaustausch mit Speicherung der Strecke im Ordner /home/$BENUTZERNAME/Mad Skills Motocross/track und Nachladen im Editor lässt die Strecke einmalig spielen. Hier kommt aber nicht das gleiche Spielgefühl wie bei den vordefinierten Strecken auf. Ein Rennen gegen andere Spieler oder ein Zeitrennen ist ebenfalls nicht möglich.

Der Streckeneditor (mit leichten Grafikfehlern)

Dominik Wagenführ

Der Streckeneditor (mit leichten Grafikfehlern)

Rock me Amadeus

Was gibt die Musik denn noch so her, außer den oben erwähnten Knacksgeräuschen? Das Motorengeräusch der Maschinen ist okay, die Musik von Stefan Björklund ist dafür umso besser. Sie klingt zwar durchgehend elektronisch und man hätte sich etwas mehr Abwechslung bzw. eine bessere Unterscheidung zwischen den Divisionen gewünscht, aber sie ist eine nette Untermalung und stört nicht.

Wesentlich besser und schöner anzuschauen sind da schon die handgemalten 2D-Hintergründe von David Ferriz, die während des Spiels vorbeifliegen. Zu der Zeit hat man natürlich mehr damit zu tun, nicht vom Motorrad zu fallen, aber man sollte sich die Bilder wirklich anschauen. Zu jeder Division gibt es eine eigene Umgebung, von Meeresstrand und großen Canyons über saftig grüne Wiesen hin zu verschneiten Bergkuppen. Die jeweilige Farbe des Bodens passt sich an und alles wirkt sehr stimmig.

Der dritte Programmierer im Bunde, Tobias Andersson, muss eigentlich nur noch dafür sorgen, dass ein paar Bugs verschwinden. Unter Linux ist die Grafikunterstützung noch nicht optimal, und außer der aktuellen Desktopauflösung kann man keine andere auswählen, da alle nur mit einer Farbtiefe von 1bpp angegeben sind. Etwas nerviger ist es da schon eher, dass nach einer Stunde Spielzeit das Spiel zu ruckeln anfängt - vermutlich, weil der Hauptspeicher vollläuft. Ein simpler Neustart von MSM hilft da, aber schön ist es dennoch nicht.

Beim Zeitfahren gegen seinen eigenen Geist hat sich daneben auch als Fehler gezeigt, dass der Gegner eine ganze andere Strecke abgefahren hat. Das Wort Geisterfahrer bekommt so eine ganz andere Bedeutung, wenn man ein Motorrad an sich vorbeischweben sieht.

Ein echter Geisterfahrer

Dominik Wagenführ

Ein echter Geisterfahrer

Etwas witziger ist es da schon, wenn man es schafft, beim Rennstart links aus dem Schirm heraus zu fahren (wie das geht, muss jeder selbst herausfinden) und in eine unendliche Tiefe stürzt. Es sei aber gesagt, dass keiner der Bugs schwerwiegend ist und ein Spielen unmöglich macht oder den Spielspaß schmälert.

Fazit

Wer nun Lust auf Mad Skills Motocross bekommen hat, kann sich die Demo-Version auf der Webseite herunterladen oder auch erst einmal nur das Video zum Spiel anschauen. Als Spielzeit könnte man von ein bis zwei Stunden ausgehen, wenn man jede Strecke auf Anhieb schaffen würde - was man aber nicht tut, keine Sorge. Realistischer sind da schon um die zehn Stunden Spielspaß, wobei Pausen eingelegt werden müssen, weil man sonst von der starren Haltung der Finger auf der Tastatur einen Krampf bekommt.

Wenn die kleineren Bugs noch behoben werden (der Speicherbug ist laut der letzten Meldung Mitte November inzwischen behoben) und die Community etwas ausgebaut wird, ergibt sich daraus ein sehr gutes und kurzweiliges Rennspiel. Aber auch als Einzelspieler macht es Spaß, sich den Herausforderungen zu stellen. Ab und zu möchte man zwar gerne die Tastatur vor lauter Frust in den Monitor rammen, wenn man dann aber eine dieser Strecken am Ende doch geschafft hat, reißt man jubelnd die Arme empor und freut sich wie ein kleiner Schneekönig. Allein die Division 1 ist viel zu schwer und extrem frusturierend, weil man selbst nach 50 und mehr Versuchen (vor allem bei den Sonderaufgaben) noch scheitert.

Der Autor bedankt sich bei Tobias Andersson für das Testexemplar und die sehr schnelle und gute Kommunikation.

Autoreninformation

Dominik Wagenführ spielt sehr gerne unter Linux. Vor allem Spiele, bei denen es auf Geschicklichkeit und Knobelei ankommt, machen ihm dabei Spaß.

Dieser Artikel ist in freiesMagazin 12/2009 erschienen. Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Autors.

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