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Di, 22. Juni 2010, 23:19

Zauberspiele mit XModMap

1. Das große ß

In der deutschen Sprache gibt es zwar kein großes ß. Das heißt zumindest nicht offiziell.

[Unnützes Wissen] Es gibt einige ältere Auflagen des Duden und anderer Wörterbücher, die das große ß beinhalten. Um 1920 wurde das letzte mal groß angelegt versucht, es offiziell in die Sprache zu bringen. Es gelang nicht, da Ligaturen keine Buchstaben im eigentlichen Sinne sind. Wobei auch das v und die Umlaute Teile des Alphabets sind. Für Versalien wäre es notwendig, im amtlichen Schriftverkehr muss an dieser Stelle das kleine ß verwendet werden, alle anderen nehmen ein SS, was phonetisch inkorrekt ist. [/Unnützes Wissen]

Seit 2008 ist es als U1E9E Teil des Unicode-Standards, sodass wir es infolgedessen auch benutzen können. GROẞ ist nicht nur phonetisch korrekt, es sieht auch noch besser aus als GROSS oder das behördliche GROß.

Im Folgenden setzen wir das ẞ auf Level 4 der ß-Taste:

xmodmap -e "keysym ssharp = ssharp question backslash U1E9E backslash U1E9E" 

Alle gängigen Linux-Distribution liefern Schriftarten mit, die das ẞ darstellen können.

2. Multi_key

Multi_key, auch bekannt als Compose, ist ein Modifikator, der Zeichen erzeugt, die nicht auf der Tastatur verfügbar sind, und sollte daher ein ständiger Begleiter sein.

Da es einige Leute gibt, die die englische/US-Tastaturvariante bevorzugen, werden die Umlaute auch in Zeiten von UTF8 & Co. immer noch verschmäht.

Für alle, die nach wie vor keine Umlaute tippen können oder wollen:

Multi_key + " + a = ä

ein weiteres Beispiel:

Multi_key + a + e = æ 

Eine Liste mit allen möglichen und unmöglichen Kombinationen gibt es hier. Im Beispiel verwenden wir die Windows-Logo-Taste als Multi_key:

xmodmap -e "keysym Super_L = Multi_key"

3. Pointer_EnableKeys

Um den Mauszeiger via Tastatur zu bewegen, bieten manche Window-Manager und Desktopumgebungen an, dies mithilfe des Ziffernblocks zu tun, wenn der Num_Lock aus ist. Dies hat allerdings den Nachteil, dass man die Zweitbelegung dieser Tasten nicht verwenden kann.

Als Alternative gibt es die Möglichkeit des Pointer_EnableKeys. Im Beispiel sieht es wie folgt aus:

  • Num_Lock an: wir tippen die Ziffern
  • Num_Lock aus: wir verwenden die Zweitbelegung der Tasten (bspw. Ende/Pos1/Bild Auf/Ab)
  • Num_Lock + Shift: Pointer_EnableKeys, mit den Tasten bewegen wir den Zeiger.

xmodmap -e "keysym Num_Lock = Num_Lock Pointer_EnableKeys" 

Um aus diesem Modus herauszukommen, drücken wir erneut Num_Lock + Shift.

4. Weiteres

Unter Verwendung der Gesamtliste in /usr/include/X11/keysymdef.h können wir nahezu jedes Zeichen an XModmap übergeben. Im Beispiel das aus Kartenspielen bekannte Kreuz (im Englischen Club).

Der dazugehörige Eintrag in der Datei sieht wie folgt aus:

#define XK_club                          0x0aec  /* U+2663 BLACK CLUB SUIT */ 

Die relevanten Teile sind club (das XK_ wird entfernt) oder 0x0aec, welche wir beide an xmodmap weitergeben können. Persönlich empfehle ich club, da Wörter a) einfacher zu merken sind und man b) weiß, um welches Zeichen es sich handelt.

Wir setzen club auf Level 3 und 4 der c-Taste:

xmodmap -e "keysym c = c C club club club club" 

Beim drücken von c + ISO_Level3_Shift bzw. c + ISO_Level3_Shift + Shift, erhalten wir jetzt: ♣.

Programme wie gucharmap sind somit weitestgehend unnötig. Viel Spaß beim Experimentieren.

Kommentare (Insgesamt: 7 || Alle anzeigen )
Re[4]: Trademark und Copyright (Jasgaer, Fr, 25. Juni 2010)
Re[3]: Trademark und Copyright (Ich (™), Do, 24. Juni 2010)
Re[3]: Trademark und Copyright (AC, Do, 24. Juni 2010)
Re[2]: Trademark und Copyright (jjsa, Do, 24. Juni 2010)
Re[2]: Trademark und Copyright (Jasager, Do, 24. Juni 2010)
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