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Do, 2. September 2010, 20:00

Ausblick auf Firefox 4.0

Etwas kontrovers wurde bekanntlich die Änderung aufgenommen, die Tabs nach oben, über die URL-Leiste zu setzen. Unter Linux ist dies in der 4. Betaversion nun optional. Standardmäßig ist es ausgeschaltet. Mit einer Option im Kontextmenü, das beim Rechtsklick auf die Tab-Leiste erscheint, kann man sie einschalten. Die neue Anordnung kann Vorteile haben, wenn man viel in einzelnen Tabs in Kombination mit der URL-Leiste arbeitet, und Nachteile, wenn man oft zwischen Tabs wechseln muss. Jeder Benutzer muss letztlich selbst herausfinden, welche Option für ihn günstiger ist.

Eine weitere für manche Benutzer bedeutsame Neuerung ist Firefox Panorama. Das früher als »Tab Candy« bekannte Modul dient zur Übersicht, Sortierung und Gruppierung von offenen Tabs. Es wird über das Icon »Tabs gruppieren« rechts in der Tab-Leiste oder den Menüpunkt AnsichtTabs gruppieren... aufgerufen.

Mit Tabs kann man aber noch mehr machen. Per Kontextmenü kann man ein Tab zu einem »App Tab« machen. App-Tabs rutschen nach links in der Tab-Leiste und beanspruchen dort weniger Platz. Es sollte auch unnötige Kontrollelemente verschwinden lassen, um Platz zu sparen. Welche das allerdings sein sollen, konnte ich nicht herausfinden.

Firefox Panorama

Hans-Joachim Baader

Firefox Panorama

Pro-Linux als App Tab

Hans-Joachim Baader

Pro-Linux als App Tab

Erweiterungsverwaltung

Hans-Joachim Baader

Erweiterungsverwaltung

Das URL-Eingabefeld akzeptiert mittlerweile nicht mehr nur URLs. Gibt man einen Suchbegriff ein, so findet Firefox auch passende geöffnete Tabs und bietet die Option an, zu diesem zu wechseln. Auf den ersten Blick scheint diese Option nicht sehr nützlich zu sein, aber es gibt ja offenbar eine größere Zahl von Anwendern, die Dutzende von Tabs nutzen. Hat man mehr als ein Browser-Fenster offen, die auf mehrere virtuelle Desktops verteilt sind, dann sorgt das Auswählen eines Tabs dafür, dass nötigenfalls zu dem betreffenden Browser-Fenster auf einem anderen virtuellen Desktop umgeschaltet wird.

Der größte Teil der Firefox-Erweiterungen wurde noch nicht an Firefox 4 angepasst. Wer helfen will, diese Anpassung voranzutreiben, kann die Erweiterung »Compatibility Reporter« installieren. Geändert wurde allerdings schon die Erweiterungsverwaltung. Diese benutzt jetzt keine Dialogbox mehr, sondern öffnet ein neues Tab, wodurch natürlich mehr Platz zur Verfügung steht. Diese Änderung ist noch keineswegs fertig, insbesondere ist die Suche nach neuen Erweiterungen noch nicht gelöst. Es ist offensichtlich, dass hier noch weitere Änderungen kommen müssen. Andere Verwaltungsfenster sollen nach den Plänen der Entwickler in ähnlicher Weise erneuert werden, das ist aber erst im Entwurfsstadium.

Das API für die Erweiterungen sollte mit Jetpack bekanntlich völlig neu gestaltet werden. Für frühere Firefox-Versionen war Jetpack als Prototyp in Form einer Erweiterung verfügbar. Nachdem ich Hinweise auf diese Neuerung in Beta 4 vermisste, suchte ich danach, um festzustellen, dass Jetpack für die neue Version nicht mehr verfügbar ist. Es wurde durch das AddOn SDK ersetzt. Erweiterungen, die das neue SDK benutzen, können gemeinsam mit den bisherigen Erweiterungen auf der Webseite von Mozilla angeboten werden. Ich vermute, dass erst ein kleiner Teil der Erweiterungen das neue API nutzt. Die meisten Erweiterungen, soweit sie für Firefox 4 Beta 4 freigegeben sind, benötigen weiterhin einen Neustart des Browsers.

Eine kleinere Optimierung ist die Zusammenlegung der Buttons für erneutes Laden und Stopp des Ladens einer Webseite in der URL-Leiste. Während des Ladens fungiert der Button als Stopp-Button, danach als Reload-Button. Eine weitere Optimierung, um Platz zu sparen, ist die Reduzierung der Lesezeichenfunktionen in der Lesezeichenleiste auf einen Button. Ich hoffe, dass diese Änderung noch nicht ganz fertig ist, denn einerseits finde ich es nicht sehr konsistent, einen Button zum Aufklappen eines Menüs zu benutzen, und andererseits ist der Menüpunkt Lesezeichen mit genau den gleichen Optionen weiter vorhanden.

Durch die Bank wurden Maßnahmen getroffen, um die Geschwindigkeit des Browsers zu erhöhen. Der Erfolg dieser Maßnahmen ist allerdings schwer einzuschätzen, da Firefox schon in früheren Versionen für mich schnell genug war. Es gibt einzelne Fälle, wo ein langsames Laden aus dem Web (was für mich ohnehin eher der limitierende Faktor war als andere Dinge) frühere Versionen des Browsers zu Denkpausen zwang. Solche Fälle mit Firefox 4 gezielt zu reproduzieren, war jedoch aufgrund der Zeitknappheit nicht möglich. Neben Erhöhungen der JavaScript-Geschwindigkeit sollen auch Neuerungen wie die Verzögerte Erzeugung von Frames für eine schnellere Ausführung sorgen.

Doch auch die Interaktivität wurde verbessert. Aktionen, die früher zu Verzögerungen bei der Reaktion der grafischen Oberfläche führen konnten, wurden zum Teil in separate Threads ausgelagert, zum Beispiel die Suche in der Link-Historie. Weitere Neuerungen sind Unterstützung für CSS-Transitionen, und WebGL das allerdings standardmäßig noch abgeschaltet ist. Die Unterstützung für HTML5 wird immer vollständiger. So wurde ein neuer HTML5-Parser entwickelt, der auch asynchron arbeitet.

Da auch die anderen wichtigen Browser immer mehr HTML5-Features anbieten, wird sicherlich kein Web-Entwickler mehr lange zögern, seine Seiten auf HTML5 aufzubauen. Da spielt es auch keine Rolle mehr, dass der offizielle HTML5-Standard vielleicht noch viele Jahre entfernt ist. Entscheidend ist, dass er als relativ stabiler Entwurf vorliegt, an dem sich nicht mehr so viel ändern wird. Welche Teile von HTML5 in Firefox 4 noch fehlen, kann ich nicht genau sagen. Viel dürfte es nicht mehr sein, und durch den Wettbewerb mit den anderen Browsern wird der Rest sicher ziemlich schnell kommen.

Viele Neuerungen enthält Firefox 4 auch für Web-Entwickler. Neben HTML5, das eine große Zahl neuer APIs definiert, wurden auch andere APIs hinzugefügt. Einzelheiten sind den Webseiten von Firefox 4 for Developers zu entnehmen.

Im Abstand von zwei bis drei Wochen sollen neue Betaversionen erscheinen, die auch noch neue Funktionen bringen werden, damit diese getestet werden können. Mit den Rückmeldungen der Benutzer sollen die neuen Funktionen verbessert werden, aber Funktionen, die viel negatives Feedback erhalten, könnten auch wieder entfallen.

Für solche Rückmeldungen ist in der Betaversion ein Plugin installiert, das die Abgabe von Rückmeldungen erleichtern soll. Dieses enthält auch die Funktionalität von Test Pilot, mit dem das Verhalten der Benutzer anonym ausgewertet werden kann, um die Bedienung weiter zu verbessern. Die Teilnahme an diesem Test ist optional.

Fazit

Firefox 4 ist mit der vierten Betaversion schon stabil genug für breite Tests, wenn auch offiziell noch nicht für den produktiven Einsatz. Doch die neueste Version einer freien Software ist fast immer die beste, und die neuen Features machen Firefox 4 jetzt schon attraktiv. Freilich ist die Entwicklung noch nicht zu Ende, was man an diversen Inkonsistenzen und unvollständigen Funktionen auch klar sehen kann. Auch die Videofähigkeit hat noch Probleme.

Alles in allem wird Firefox 4 vieles besser machen als frühere Versionen. Auch in Zukunft ist mit Firefox stark zu rechnen.

  • Dieses Werk wurde unter der GNU Free Documentation License veröffentlicht. Das Kopieren, Verbreiten und/oder Modifizieren ist erlaubt unter den Bedingungen der GNU Free Documentation License, Version 1.2 oder einer späteren Version, veröffentlicht von der Free Software Foundation.

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Kommentare (Insgesamt: 40 || Alle anzeigen )
Plugins (Max Kleiner, Mi, 8. September 2010)
Re[5]: Hässliche Screenshots (Leser, Mo, 6. September 2010)
Re[7]: Hässliche Screenshots (Neuer, Sa, 4. September 2010)
Re[2]: Debian?? (devent, Fr, 3. September 2010)
Re[5]: Kritik bei den Bildern in den Nachrichten (Christopher Roy Bratusek, Fr, 3. September 2010)
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