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Do, 10. Mai 2012, 15:00

Ubuntu und Kubuntu 12.04 LTS

Eine kleine Vorstellung von Ubuntu 12.04 LTS »Precise Pangolin«

Das HUD mit Firefox

Hans-Joachim Baader

Das HUD mit Firefox

Unity

Unity ist das große Desktop-Thema für Ubuntu. Nachdem Kubuntu zum Gemeinschaftsprojekt heruntergestuft wurde, gibt es keine Desktopumgebung mehr, die ganz gleichberechtigt neben Unity steht. Dennoch soll im nächsten Abschnitt auch KDE betrachtet werden, da es eines der wichtigsten Desktop-Systeme für Linux ist.

In dieser Version wurde Unity wieder stark überarbeitet, poliert und zum krönenden Abschluss gebracht. Unter Unity arbeiten viele Komponenten von Gnome 3. Das eigentliche Unity setzt eine Hardwarebeschleunigung der 3D-Grafik voraus und nutzt den Compositing-Manager Compiz. Steht keine Hardwarebeschleunigung zur Verfügung, wird automatisch Unity 2D genutzt, das kaum vom normalen Unity zu unterscheiden ist. Zwar ist Unity 2D ist mit Qt implementiert und dürfte sich damit intern erheblich von Unity unterscheiden, aber es nutzt sogar Grafikeffekte, wenn auch weniger als Unity.

Die größte Änderung in dieser Version von Unity ist natürlich das Head-Up-Display (HUD). Es funktioniert tatsächlich so wie angekündigt und stellt eine echte Innovation und Bereicherung dar. Die Funktionsweise ist, dass nach einem kurzen Drücken der Alt-Taste eine Eingabemaske erscheint, die eine Suchfunktion für die Menüpunkte der Anwendung implementiert. Sie unterstützt die inkrementelle Suche, d.h. mit jeder eingegebenen Taste wird das Ergebnis verfeinert. Das System führt eine unscharfe Suche durch und zeigt alle passenden Menüpunkte unmittelbar an. Daraus kann man schnell den gewünschten auswählen.

Das System ist lernfähig und stellt die Menüeinträge ganz oben dar, die man am häufigsten gewählt hat. Neben der aktiven Anwendung werden auch Systemaktionen in die Auswahl einbezogen, so dass man auch schnell Funktionen erreichen kann, die in den System-Menüs liegen. Will man das HUD loswerden, ohne einen Eintrag auszuwählen, muss man noch einmal Alt drücken.

Die größte optische Änderung von Unity ist in dieser Version, dass der Starter immer sichtbar bleibt. Es lässt sich auch konfigurieren, dass der Starter wie früher ausgeblendet wird, wenn er gerade nicht benötigt wird. Die Icons im Starter zeigen nützliche Informationen an, z.B. wieviele Fenster einer Anwendung offen sind und ob sie aktiviert sind. Zudem ist der Programmstart an animierten Icons zu erkennen. Optisch verbindet der Starter also Nützliches und Angenehmes. Und endlich einmal werden Effekte so angewandt, dass sie nützlich sind und nicht stören. Es sind solche eher kleinen Details, die die Arbeit angenehm machen.

Die in der letzten Version eingeführten »Linsen« sind im Wesentlichen gleich geblieben. Die Startseite (Dash) enthält eine allgemeine Suche, daneben gibt es noch Linsen für Anwendungen, Dateien, Musik und Videos. Die Suchergebnisse beziehen auch Musik und Videos aus dem Ubuntu One Online-Shop ein.

Tradition: So kann Unity nach einigen Änderungen aussehen

Hans-Joachim Baader

Tradition: So kann Unity nach einigen Änderungen aussehen

Richtig konfigurierbar ist Unity auch weiterhin nicht. Die schon erwähnte Einstellung des Starters, immer oder nur bei Bedarf sichtbar zu sein, ist die einzige direkt zugängliche, und in die Systemeinstellungen integriert. Einiges mehr kann man über Compiz konfigurieren. Dazu muss man CompizConfig nachinstallieren. Für noch mehr Konfigurierbarkeit sollte man auch dconf-tools installieren. Allerdings ist besonders letzteres Programm eher für Experten. Leicht zu benutzen ist dagegen das neue MyUnity. Es erlaubt allerdings auch nur eine begrenzte Zahl von Einstellungen, darunter die Auswahl von Themes. Weitere Eingriffsmöglichkeiten bieten die Indikator-Applets.

Die drei größten Kritikpunkte von Unity neben den begrenzten Einstellmöglichkeiten dürften die Scroll-Indikatoren anstelle der der Scrollbalken, die Anordnung der Fenster-Buttons links und das globale Menü sein. Für die Anordnung der Fenster-Buttons ist kein guter Grund ersichtlich, und wer sich nicht daran gewöhnen will, kann gconftool-2 --set /apps/metacity/general/button_layout --type string "menu:minimize,maximize,close" eingeben, und der Spuk ist vorbei. Die normalen Scrollbalken lassen sich mit einer Compiz-Einstellungen wieder herstellen, und wem das von den Anwendungen getrennte und in das Panel verlegte Anwendungsmenü nicht zusagt, der kann das Paket indicator-appmenu entfernen - damit hört aber anscheinend auch das HUD auf, zu funktionieren. Bevor man also alles umbiegt, sei aber noch gesagt, dass die Änderungen für kleine Bildschirme durchaus sinnvoll sind. So sparen sie durchaus Platz, auf entsprechenden Geräten sollte man sie vielleicht besser beibehalten.

Erweiterungen von Unity gibt es in geringem Umfang - zusätzliche Linsen und Indikator-Applets sind teilweise aus externen Repositorien verfügbar. Nicht vorgesehen ist dagegen eine Sitzungsverwaltung, da die Entwickler dafür keine Notwendigkeit sahen. Diese Entscheidung ist zumindest für Desktops und Laptops einigermaßen fragwürdig.

Das Software Center

Hans-Joachim Baader

Das Software Center

Das globale Menü, sofern man es beibehält, funktioniert auch mit KDE-Anwendungen. Auch das HUD spielt mit KDE-Programmen zusammen, so dass sich KDE-Anwendungen sehr gut in Unity integrieren und fast keinen Unterschied zu Gnome-Anwendungen aufweisen.

Der Desktop ist natürlich nicht Unity allein. Ubuntu hat nun Gnome 3.4 integriert, und wer will, kann den originalen Gnome-Desktop durch die Installation der Gnome-Shell oder des Gnome-Panels (»klassisches« Gnome) wieder herstellen. Das Gnome-Mailprogramm Evolution wurde allerdings durch Mozilla Thunderbird 12 ersetzt, der wie Firefox eine Integration in den Starter und das Menü aufweist.

Als Webbrowser ist jetzt Firefox 12 dabei. Das Standard-Office-Paket ist LibreOffice 3.5.2.2. Installiert sind auch Inkscape 0.48.3.1, Gimp 2.6.12, Shotwell 0.12.2, Pitivi 0.15.0 sowie die Gnome-Anwendungen Empathy, Gwibber und Totem. Der Remote-Desktop-Client Vinagre wurde durch Remmina 1.0.0 ersetzt.

Das Software Center, das Hauptwerkzeug zur Installation und Verwaltung von Paketen, nicht jedoch zum Einspielen von Updates, wurde weiter verbessert. Das Programm startet mit einem Werbebanner (für Anwendungen aus dem Repositorium) sowie Listen von neuen und bestbewerteten Anwendungen. Gegenüber der Vorversion gibt es nun die Möglichkeit, sich Empfehlungen geben zu lassen. Um diese zu erhalten, muss das Programm allerdings von Zeit zu Zeit eine Liste der installierten Anwendungen an Canonical senden. Diese Option muss daher von Hand eingeschaltet werden.

Wenn man ein proprietäres Programm einkauft, kann man jetzt auch mit Paypal zahlen. Man kann eigene Anwendungen in ein Web-Verzeichnis hochladen und mit anderen gemeinsam nutzen. Die Detailbeschreibung einer Anwendung kann nun mehrere Screenshots oder Videos enthalten. Außerdem soll es leicht möglich sein, mehrere Versionen eines Programmes zu installieren, da das Ubuntu-Backports-Projekt künftig verstärkt neue Versionen von Programmen bereitstellen soll. Hierzu ist das Repositorium »precise-backports« standardmäßig aktiviert. Für die neueren Versionen gibt es aber von Ubuntu keine Updates und keinen Support, die Installation erfolgt auf eigenes Risiko.

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