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Do, 8. November 2012, 15:00

Pfiffige Datensicherung mit storeBackup

Wenn ein Backup kleiner ist als der von den Quelldateien beanspruchte Platz auf der Festplatte, hat man entweder einen Fehler gemacht – oder vielleicht storeBackup benutzt. Das Kommandozeilenprogramm geht äußerst sparsam mit dem verfügbaren Platz auf der Festplatte um, und mancher bezeichnet es als ideales Backupprogramm für Einsteiger und Profis.

Die Entwicklung von storeBackup begann bereits 1999. Die erste Version litt jedoch unter zu vielen Unzulänglichkeiten, daher wurde das Programm komplett neu geschrieben und im Mai 2002 mit der Versionsnummer 1.0 unter der GPL veröffentlicht. Am 11. August 2012 stellte der Entwickler, Heinz-Josef Claes, die Version 3.3 rc2 fertig.

Funktionsweise

Schon bei oberflächlicher Betrachtung fällt auf, dass storeBackup extrem sparsam mit Speicherplatz umgeht. Ziel ist es, jegliche Duplikate von Dateien zu vermeiden und dafür lieber eine umfangreichere Historie vorzuhalten. Dazu verwendet das Programm Hardlinks. Hardlinks »verbinden« den Eintrag, den man im Dateimanager sieht, mit dem Ort auf der Festplatte (dem Inode), auf dem die Datei gespeichert wird. Kopiert man z.B. die Datei Foto1.jpg von der Kamera auf seine Festplatte, ist der Platz, den die Daten auf der Platte einnehmen, der Inode; die im Dateimanager angezeigte Datei Foto1.jpg ist der Hardlink auf diesen Inode. Man kann jetzt einen zweiten Hardlink auf diesen Inode anlegen und ihn Foto2.jpg nennen; da es sich aber nur um einen Link handelt, wird nur extrem wenig zusätzlicher Speicherplatz auf der Festplatte benötigt. Legt man jetzt eine Verknüpfung auf Foto2.jpg an und nennt diese Foto3.jpg, handelt es sich dabei nur um einen symbolischen Link (auch Softlink oder Verknüpfung genannt). Wird Foto2.jpg gelöscht, weist der Softlink Foto3.jpg ins Leere, während Foto1.jpg weiterhin funktionieren würde. Um eine Datei zu löschen, müssen also alle Hardlinks gelöscht werden.

Schematische Darstellung von harten und symbolischen Links

Frank Brungräber

Schematische Darstellung von harten und symbolischen Links

storeBackup nutzt die Hardlinks für ein platzsparendes Backup: Anstatt bereits gespeicherte Dateien nochmals zu speichern, wird lediglich ein Hardlink angelegt; nur die neu hinzugekommenen oder geänderten Dateien werden neu gespeichert. Werden z.B. Ordner der Fotosammlung umbenannt oder Videos mit neuen Dateinamen versehen, erkennt storeBackup anhand der gespeicherten Metadaten (Prüfsumme, Dateigröße, Erstellungs- und Änderungszeitstempel), dass es sich um bereits gespeicherte Dateien handelt – und speichert lediglich die Hardlinks mit den neuen Namen, ohne dafür nennenswert Plattenplatz zu verbrauchen.

Auf diese Weise ist man in der komfortablen Situation, dass jedes Backup ein Vollbackup ist – auch wenn man eigentlich nur ein inkrementelles Backup vorgenommen hat, da die bereits vorhandenen Dateien ja nicht erneut übertragen wurden. Diese Vorgehensweise wirkt sich natürlich auch auf die Geschwindigkeit des Backups aus, da ein Hardlink erheblich schneller erstellt ist als eine (große) Datei kopiert werden kann. Der Clou: storeBackup unterstützt auch Backups von mehreren Computern (z.B. in einem Netzwerk oder wenn eine Familie alle PCs auf einer externen Festplatte sichert) und legt Hardlinks an, wenn auf beiden identische Dateien gefunden werden. Voraussetzung ist lediglich, dass storeBackup verwendet und entsprechend konfiguriert wird.

Bei großen Dateien, die ständig geändert werden (z.B. E-Mail-Dateien des Posteingangs oder des Mailarchivs, Festplatten virtueller Maschinen u.ä.), kann man schnell ein Problem bekommen, wenn z.B. auf einer 1TB-Platte nur eine einzige 100 GB-Datei gesichert werden soll: Schon nach zehn Backups wäre Schluss (wahrscheinlich noch eher, da ja auch noch andere Dateien vorhanden sind). storeBackup erlaubt es, derart große Dateien in kleine »Häppchen« (»blocked files«) aufzuteilen – und künftig nur noch die Teile der Datei neu zu speichern, die sich verändert haben. Alle übrigen bekommen nur einen Hardlink, verbrauchen also praktisch keinen Plattenplatz.

Unter bestimmten Umständen – z.B. wenn auf einen NFS-Server gesichert werden soll – kann es vorkommen, dass es günstiger ist, erst einmal alle Dateien für ein Backup auf den Server zu übertragen und Hardlinks, Rechte und neue Ordner erst später anzulegen. Auch hierfür ist storeBackup gerüstet; die entsprechende Option heißt »lateLinks«; sie hilft, die für das Backup nötige Zeit beträchtlich zu verringern.

Natürlich kann man mit storeBackup auch Backups automatisieren (z.B. per cron-job) oder bestimmte Archivierungsintervalle (Backups von allen sieben Tagen einer Woche, zwölf Monats-Backups, je ein Jahresbackup) festlegen.

Eine nicht zu unterschätzende Eigenschaft von storeBackup ist, dass das Programm zwar für das Backup benutzt werden muss, die Rücksicherung aber genauso gut mit Bordmitteln, also ganz ohne storeBackup, möglich ist. Mit anderen Worten: Die gesicherten Dateien können unter allen Umständen wiederhergestellt werden, auch wenn storeBackup nicht (mehr) zur Verfügung steht. Wer schon einmal in diversen Foren die Hiferufe verzweifelter Anwender gelesen hat, die ihre gesicherten Dateien nicht mehr wiederherstellen konnten, weil das Backupprogramm nur irgendwelche Fehlermeldungen ausgab, weiß, was gemeint ist.

Es gibt sicher viele Anwender, die erst einmal zurückzucken, wenn sie bemerken, dass storeBackup keine grafische Benutzeroberfläche hat. Die Einarbeitung lohnt sich aber; immerhin erhält man die Möglichkeit, sich bei minimaler Festplattenbelegung eine ganze Serie von Vollbackups anzufertigen. Im Falle eines Falles kann man damit auch eine alte Version einer Datei wiederbeleben.

Um es vorwegzunehmen: Schwierig ist die Bedienung von storeBackup nicht. Es würde aber den Rahmen dieses Artikels sprengen, wollte man alle Möglichkeiten, die das Programm bietet, hier im Detail aufzählen und vorstellen. Daher sollen hier nur die Basisfunktionen gezeigt und ein Beispiel für ein erstes Backup eines Einzelplatzrechners gegeben werden. Wer sich für fortgeschrittene Optionen interessiert, findet im – auch auf Deutsch vorliegenden – Handbuch eine umfangreiche Dokumentation dazu.

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