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Do, 22. November 2012, 15:00

Ubuntu und Kubuntu 12.10

Eine kurze Vorstellung von Ubuntu 12.10 »Quantal Quetzal«

Die Amazon-Webapp in der Startleiste

Hans-Joachim Baader

Die Amazon-Webapp in der Startleiste

Unity

Der Login-Bildschirm auf Basis von LightDM wurde im Aussehen etwas verändert, so dass unter anderem lange Namen besser passen. Er lässt sich jetzt direkt für Remote-Desktop-Verbindungen nutzen, was die Nutzung von Ubuntu als Thin Client erleichtert. Der Netzwerkstatus wird dazu in einer Leiste am Oberrand angezeigt.

Unity ist quasi die offizielle Desktopumgebung von Ubuntu. Nachdem Kubuntu zum Gemeinschaftsprojekt heruntergestuft wurde, gibt es keine Desktopumgebung mehr, die ganz gleichberechtigt neben Unity steht. Dennoch soll im nächsten Abschnitt auch KDE betrachtet werden, da es eines der wichtigsten Desktop-Systeme für Linux ist.

In dieser Version wurde Unity wieder stark überarbeitet. So wurden auf der Übersichtsseite etliche Details verbessert. In die Startleiste kann man neben lokalen Anwendungen auch URLs von Webseiten integrieren. Canonical nennt diese Funktion Webapps. Sie sorgen dafür, Firefox mit der betreffenden URL zu starten, doch wenn das alles wäre, wäre es kaum eine Erwähnung wert. Die Integration von Webapps ist ziemlich weitreichend. Head-Up-Display (HUD), Integration ins Benachrichtigungssystem und Integration in die Online-Kontenverwaltung sind einige der zusätzlichen Eigenschaften. Aus diesem Grund sind Webapps auch separate Plugins, von denen bereits eine stattliche Auswahl existiert. Nur zwei Webapps, Amazon und Ubuntu One Music, sind vorinstalliert und offenbar im Paket unity-webapps-common enthalten.

Suche mit Ergebnissen der Shopping-Linse

Hans-Joachim Baader

Suche mit Ergebnissen der Shopping-Linse

Die offensichtlich kontroverseste Änderung in Unity ist dagegen die Integration von Amazon in die Suche der Übersichtsseite. Diese neue Shopping-Linse ist nicht grundsätzlich auf Amazon beschränkt. Eine Suche zeigt nun nicht mehr nur Ergebnisse von der Festplatte oder aus den Paketquellen, sondern auch Treffer Angebote von Amazon an. Dies rief massive Kritik hervor, sowohl aus Datenschutzgründen als auch bezüglich der Sicherheit. Einer der wesentlichen Kritikpunkte war, dass dadurch die Suchbegriffe den Anbietern bekannt werden. Dies stellt ein Informationsleck dar, denn möglicherweise ist es vom Benutzer nicht gewollt, dass bestimmte Begriffe den eigenen Rechner verlassen. Ubuntu milderte die Auswirkungen noch ab, indem die Suchanfragen über einen Proxy-Server von Ubuntu gehen und per HTTPS verschlüsselt werden. Doch die eigentlichen Ergebnisse holt der eigene Rechner anschließend unverschlüsselt von den Anbietern, was diesen die IP-Adresse und weitere Informationen liefert. Auch Lauscher im Netz, beispielsweise im WLAN, könnten so Hinweise auf die Suchbegriffe erlangen.

Klickt man ungewollt auf solch ein Angebot, passiert zunächst einmal nicht viel. Es erscheint eine Browserfenster mit der Anmeldung zu Ubuntu One. Ist man jedoch bereits angemeldet, könnte man gleich weitergeleitet werden.

ubuntu-tweak

Hans-Joachim Baader

ubuntu-tweak

Grundsätzlich muss eine solche Funktion nichts Schlechtes sein, dass sie jedoch standardmäßig ein- statt ausgeschaltet ist, wird von vielen als Unverschämtheit betrachtet. Auch dass Ubuntu jede weitere Verantwortung dafür ablehnt, was die Anbieter mit den Daten weiter machen, und dass nicht klar angegeben wird, unter welchen Umständen Anfragen an welchen Anbieter geschickt werden, wird kritisiert. Canonical hat darauf auf zweierlei Weise reagiert. Zum einen gibt es unten rechts einen Link Rechtliche Hinweise, der jedoch eine englischsprachige Seite aufruft und somit fragwürdig ist; zudem erfüllt der Text sicher nicht die Forderung nach umfassender Information. Zum anderen gibt es eine Einstellmöglichkeit für das Abschalten der Online-Ergebnisse unter der Kategorie »Privatsphäre«. Wer ganz auf die Shopping-Linse verzichten will, kann das Paket unity-lens-shopping entfernen.

Ansonsten sind die in der letzten Version eingeführten »Linsen« für die Suche in verschiedenen Bereichen im Wesentlichen gleich geblieben. In der Startleiste kann man alle Icons außer dem für die Übersichtsseite und dem Mülleimer verschieben, und mobile Medien können entfernt werden. Zudem soll Unity nun barrierefrei sein, das heißt, es sind standardmäßig Hilfen aktivierbar, sie Nutzern mit Behinderungen die Arbeit erleichtern oder überhaupt erst ermöglichen. Ein weiterer Punkt auf der Negativseite ist, dass Compiz häufig zum Absturz zu bringen war. Zum Glück wird es jeweils neu gestartet, so dass es den Benutzern im Prinzip nur durch ein kurzzeitiges Einfrieren der Oberfläche auffällt.

Das Software Center

Hans-Joachim Baader

Das Software Center

Richtig konfigurierbar ist Unity auch weiterhin nicht. Es gibt in dieser Version keinerlei Einstellungen in den Systemeinstellungen. Einiges kann man über Compiz konfigurieren. Dazu muss man CompizConfig nachinstallieren. Für noch mehr Konfigurierbarkeit sollte man auch dconf-tools installieren. Allerdings ist besonders letzteres Programm eher für Experten. Leicht zu benutzen ist dagegen ubuntu-tweak. Es fügt ein paar Einstell- und Aufräum-Möglichkeiten hinzu, darunter Themes, aber sonst nichts wirklich Wesentliches. Das neue MyUnity ist noch nicht für Ubuntu 12.10 verfügbar. Weitere Eingriffsmöglichkeiten bieten die Indikator-Applets.

Amarok mit HUD unter Unity

Hans-Joachim Baader

Amarok mit HUD unter Unity

Das globale Menü, sofern man es beibehält, funktioniert auch mit KDE-Anwendungen. Auch das HUD spielt mit KDE-Programmen zusammen, so dass sich KDE-Anwendungen sehr gut in Unity integrieren und fast keinen Unterschied zu Gnome-Anwendungen aufweisen.

Der Desktop ist natürlich nicht Unity allein. Ubuntu hat nun Gnome 3.6 integriert, und wer will, kann den originalen Gnome-Desktop durch die Installation von Gnome wieder herstellen. Als Webbrowser ist jetzt Firefox 16 dabei. Das Standard-Office-Paket ist LibreOffice 3.6.2.2. Installiert sind auch Inkscape 0.48.3.1 (keine Änderung gegenüber Ubuntu 12.04), Gimp 2.8.2, Shotwell 0.13.0 sowie die Gnome-Anwendungen Empathy, Gwibber und Totem.

Das Software Center, das Hauptwerkzeug zur Installation und Verwaltung von Paketen, nicht jedoch zum Einspielen von Updates, wurde weiter verbessert, allerdings nur in Details. So kann die Suche in Unity jetzt Vorschaubilder der gefundenen Programme anzeigen. Man kann Feedback zu Empfehlungen geben und über 3D Secure einkaufen. Die Installation von Software soll außerdem schneller sein, was allerdings nicht nachgemessen wurde.

Dass Software-Aktualisierungen vorhanden sind, sieht man nun am Icon des Update-Programms in der Startleiste. Dieses zeigt auch gleich die Anzahl der Aktualisierungen an.

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