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Do, 24. Januar 2013, 15:00

Desktop Publishing unter Linux – Dann klappt's auch mit der Druckerei!

Unter Linux etwas zu drucken, ist im Allgemeinen kein Problem: Drucker anschließen, eventuell noch einen Treiber installieren und losdrucken. Problematisch wird es allerdings, wenn man Größeres vorhat – zum Beispiel Werbeanzeigen oder einen Flyer drucken zu lassen. Was es dabei zu beachten gibt und wie man mit Scribus und Co. gute Ergebnisse erzielt, beschreibt dieser Artikel.

Vorwort

Die Welt des Werbedrucks ist eine Welt für sich. Von außen betrachtet, bildet sie ein Universum, das von schwer verständlichen Begrifflichkeiten und der Dominanz einiger weniger Software-Hersteller geprägt ist.

Wer erstmals mit der Aufgabe konfrontiert ist, einen Flyer, ein Plakat oder eine Werbeanzeige farbgetreu und in hoher Qualität zu erstellen, hat eine ganze Menge Neues zu lernen. Wer dann auch noch in der Linux-Welt zu Hause ist und nicht auf proprietäre Software zurückgreifen möchte, steht zunächst ganz schön im Regen.

Von Seiten der Druckereien kann man derzeit leider nur wenig Unterstützung erwarten. Selbst die Anzeigenabteilung des Linux-Magazins gibt anstelle einer Liste der notwendigen Dokumenteneinstellungen (z.B. Farbprofil) nur eine Datei mit den sogenannten »Job Options« für den Adobe Acrobat Distiller (dieser erstellt PDF-Dateien) an ihre Anzeigenkunden heraus. Glücklicherweise enthält diese zum Großteil Klartext, so dass es möglich ist, die wesentlichen Daten dort herauszubekommen.

Auch die Open-Source-Welt ist leider noch fern von einer optimalen Unterstützung für Printmedien. Dieser Artikel beschreibt, wie es trotzdem geht – es lohnt sich!

Glossar – Was ist was?

Die Druckersprache ist eine eigene Fachsprache, die man nicht auf Anhieb verstehen kann. Dieses Glossar gibt einen Überblick über die wichtigsten, hier verwendeten Begriffe:

Anschnitt
Dies ist der Teil des Druckwerkes, der nach dem Druck maschinell abgeschnitten wird. Es handelt sich hierbei zum Beispiel um einen Rand von 3 mm um das gesamte Dokument. Hintergrundgrafiken sollten sich auch auf diesen Bereich erstrecken, um weiße Ränder durch ungenaues Ausschneiden zu vermeiden.
CMYK
Dieser Farbraum wird in Druckwerken genutzt. Die Farbigkeit entsteht hier dadurch, dass die Farben Cyan, Magenta, Gelb (Yellow) und Schwarz (BlacK) nach dem Prinzip der subtraktiven Farbmischung übereinander gedruckt werden. Die Auswahl an Farben ist im Vergleich zum RGB-Farbraum kleiner, da sich einfach nicht alle Farben des RGB-Farbraumes aus Cyan, Magenta und Co. zusammenmischen lassen. Weiterführende Informationen finden sich zum Beispiel bei Wikipedia.
Endformat
Dies ist der Teil des Druckwerkes, den man nach dem Drucken und Versenden durch die Druckerei (hoffentlich) glücklich in der Hand hält.
Farbmanagement
Dieser Begriff bezeichnet den Vorgang, durch den die Farben eines Dokumentes auf allen Anzeige- und Druckmedien gleich aussehen sollen. Besonders wichtig wird dies, wenn die Farben einen Wiedererkennungswert haben sollen, also zum Beispiel für Druckmaterialien von Firmen und Veranstaltungen.
Farbprofil
Ein Farbprofil beschreibt, welche Farben mit einem bestimmten Satz an Grundfarben und bestimmten Geräten (Druckmaschinen, Monitore) erzeugt werden können. Auch die maximale Menge der auftragbaren Farbe spielt hier eine Rolle. So kann, abhängig von der Trocknungsgeschwindigkeit der Tinte und der Geschwindigkeit des Druckers, nicht beliebig viel Farbe übereinander gedruckt werden, da sie sonst verschmiert.
PDF
Die Abkürzung für diese Gruppe von Dateiformaten steht für Portable Document Format. Es gibt eine Anzahl verschiedener Unterformate, von denen PDF/X (1 bis 5) speziell für Printmedien gedacht sind. PDF/X-1a erlaubt lediglich die Speicherung von Farben im CMYK-Farbraum, beim Speichern wird alles automatisch dort hinein konvertiert (Scribus bietet dieses Format nicht zum Exportieren an). PDF/X-3 erlaubt auch das Speichern von RGB-Informationen. Dennoch wünschen Druckereien und Magazine im europäischen Raum sehr häufig dieses Format, wobei gleichzeitig erwartet wird, dass alle Farben aus dem CMYK-Bereich stammen. Eine automatische Konvertierung beim Speichern erfolgt hier nicht – man muss selber Sorge tragen, dass alle verwendeten Farben im korrekten Farbraum liegen.
Pixelgrafik
Eine Pixelgrafik (auch: Rastergrafik) besteht aus vielen einzelnen farbigen Punkten (Pixel), die in ihrer Gesamtheit, aus der Ferne betrachtet, ein Bild ergeben. Übliche Dateiformate sind hier zum Beispiel JPEG, PNG und TIFF.
Ränder
Hierbei handelt es sich um einen Sicherheitsabstand, der wichtige Elemente des Druckwerkes (zum Beispiel Text) davor schützen soll, bei ungenauem Zuschneiden versehentlich abgeschnitten zu werden. Eine typische Angabe ist hier zum Beispiel 5 mm.
RGB
Das ist der Farbraum, der auf Monitoren genutzt wird. Die Farbigkeit kommt zustande, indem nahe beieinander liegende rote, grüne und blaue Flächen unterschiedlich stark leuchten. Für das menschliche Auge entsteht hierdurch ein Bild mit vielen verschiedenen Farben. Das Prinzip ist hier die additive Farbmischung.
Schnitt-, Passer-, Registermarken
Bei Schnittmarken handelt es sich um dünne Striche, die am (abzuschneidenden) Rand des Dokumentes markieren, wo später abgeschnitten werden soll. An Passermarken lässt sich erkennen, ob die einzelnen Druckfarben richtig übereinander liegend gedruckt wurden oder ob sie gegeneinander verschoben sind. Registermarken zeigen, wenn man die Seite gegen das Licht hält, an, ob Vorder- und Rückseite eines Druckwerkes korrekt zueinander ausgerichtet sind.
Vektorgrafik
Eine Vektorgrafik besteht aus Punktkoordinaten und den Angaben, wie diese miteinander verbunden sind (Kurve, Linie), dazu kommen Angaben über die Beschaffenheit dieser Verbindungslinie und die Füllung der eingeschlossenen Fläche. So lassen sich komplexe Formen mit nur verhältnismäßig wenigen Daten beschreiben und beliebig ohne Verlust vergrößern oder verkleinern. Da jedes aus Punkten und Verbindungslinien zusammengesetzte Objekt jedoch nur eine Füllung (Farbe oder Verlauf) haben kann, ist die Anzahl der Farben durch die Anzahl der Objekte begrenzt. Vektorgrafiken eignen sich daher gut für Cliparts oder Logos und eher nicht für Fotos. Übliche Dateiformate sind SVG oder EPS (siehe hierzu auch »Bildformat SVG verstehen« in freiesMagazin 12/2010).

Grundvoraussetzungen

Die Software

Wer freie Software nutzen möchte, kommt für die Erstellung von ansprechenden Broschüren und Flyern unter Linux nicht um Scribus herum. Zusätzlich ist es sinnvoll, für einen Grunddatensatz an Profilen für das Farbmanagement das Paket icc-profiles zu installieren. Um sich die fertigen PDF-Dateien mit einem qualitativ guten PDF-Viewer ansehen zu können, ist die Installation von Evince empfehlenswert. Für die Erstellung von Grafiken im Vektorformat kann man Inkscape, für Pixelgrafiken zum Beispiel GIMP installieren. Um mit GIMP Bilder auch im CMYK-Format speichern zu können, benötigt man das Plug-in »Separate+«, das im Paket gimp-plugin-registry enthalten ist. Eine in GIMP integrierte Farbraum-Konvertierung ist derzeit (Dezember 2012) noch in Arbeit. Falls man Bilder mit Transparenz benötigt, empfiehlt es sich, ImageMagick für die Konvertierung zu nutzen. Ein beliebiger Webbrowser mit Zugriff auf die freien Grafiken der Open Clipart Library und eine Auswahl an (freien) Schriftarten (zum Beispiel von der Open Font Library) runden das Gesamtpaket ab.

Zusammengefasst sollte für den angehenden Werbefachmann also diese »Paketliste« auf dem Computer vorhanden sein:

  • scribus
  • gimp
  • inkscape
  • evince
  • icc-profiles
  • gimp-plugin-registry
  • imagemagick

Die Angaben in diesem Artikel beziehen sich auf die folgenden Versionen: Scribus 1.4.1, GIMP 2.8, Inkscape 0.48.1 und ImageMagick 6.6.0.

Die Anforderungen der Druckerei

Spätestens jetzt – und vor allem, bevor man mit der Gestaltung beginnt – sollte man sich mit den Anforderungen der anvisierten Druckerei auseinandersetzen.

Folgende Fragen sollte man klären:

  • Welches Dateiformat nimmt die Druckerei an?
  • Welches sind die geforderten Einstellungen für den Anschnitt, die (Sicherheits-)Ränder, die Größe des Endformates und die Ausrichtung des Endformates?
  • Falls das Dokument über Vorder- und Rückseite bzw. mehrere Seiten verfügt: Sollen diese als einzelne Dateien oder im Ganzen eingereicht werden?
  • Welches Farbprofil (*.icc) fordert die Druckerei?
  • In welcher Mindestauflösung müssen die Grafiken vorliegen?
  • Möchte die Druckerei Schnittmarken oder andere Druckermarkierungen?

Notfalls muss man bei fehlenden oder unklaren Angaben nachfragen, da man sonst vielleicht noch in letzter Minute unter Zeitdruck wesentliche Änderungen am Dokument vornehmen muss.

Falls notwendig, können auch fehlende Farbprofile von der Druckerei angefordert oder, zum Beispiel von der Adobe-Webseite, heruntergeladen werden. Die heruntergeladenen Farbprofile werden üblicherweise im Verzeichnis $HOME/.color/icc oder, falls sie systemweit zur Verfügung stehen sollen, mit Root-Rechten nach /usr/share/color/icc gespeichert.

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