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Do, 2. November 2000, 00:00

Debian GNU/Linux 2.2 - LinuxLand

Installation und Konfiguration des Systems

Die eigentliche Installation des Systems verläuft wie bei Debian gewohnt sauber und zuverlässig. Auch wenn die Installationsroutinen in vielen Fällen anfängliche Benutzer überfordern werden, kommen User, die bereits mit Linux gearbeitet haben, sehr schnell klar und werden keine größeren Schwierigkeiten haben. Besonders erfreulich ist die Tatsache, dass die LinuxLand-Installation in zwei verschiedenen Sprachen durchgeführt werden kann. Legt ein Benutzer die erste offizielle Debian-CD in das Laufwerk ein, so erhält er eine englische Installation. Wird dagegen die erste LinuxLand-CD in das Laufwerk eingelegt, so startet automatisch die deutsche Installation. Leider wurden nicht alle Begriffe in die deutsche Sprache übersetzt, was in bestimmten Situationen verwirren kann.

Paketauswahl mittels dselect

demon (Mirko Lindner)

Paketauswahl mittels dselect

Die Installation der Pakete kann entweder durch apt-get oder themenorientiert erfolgen. All die, die Debian zum ersten Mal installieren, werden wohl die bereits ausgesuchten Themengebiete vorziehen und dselect am Anfang etwas verwirrend finden. Nach einer kurzen Einarbeitungsphase sollte aber auch die Benutzung dieses Tools jedem leicht und verständlich erscheinen. Nach dem Entpacken der ausgewählten Pakete erscheint je nach Bedarf eine Konfigurationsmaske, mit deren ein Paket den eigenen Bedürfnissen angepasst werden kann.

Sehr ärgerlich ist in manchen Situationen die große Anzahl der CDs, die in bestimmten Fällen den Benutzer zu einem CD-Jockey degradiert. Hier sollte LinuxLand dem Vorbild eines anderen deutschen Distributors folgen und ihre Distribution wahlweise auch auf einem DVD-Medium anbieten. Erschwerend kommt noch hinzu, dass viele Pakete, die zu einer bestimmten Applikation gehören, sich auf verschiedenen CDs befinden und somit das ständige Wechseln von CDs unumgänglich wird.

Eine Nachinstallation von zusätzlichen Paketen stellt unter LinuxLand-Debian keine größeren Probleme dar. Mittels apt-get können alle verfügbaren Standardprogramme, die zum offiziellen Lieferumfang von Debian gehören, mühelos installiert werden. Ist eine gewünschte Applikation nicht in apt-get-Quellen vorhanden, so kann die neue Quelle durch einen entsprechenden Eintrag apt-get mitgeteilt oder die gewünschte Applikation direkt mittels dpkg installiert werden. Sehr hervorzuheben ist die Tatsache, dass eine Debian-Distribution oder neue Applikationen, sofern sie bereits als dpkg-Quelle vorhanden sind, direkt vom Internet installiert werden können.

Verwundert haben mich dagegen diverse Zusatzapplikationen, die offiziell nicht zum Lieferumfang von Debian gehören. Viele der Applikationen sind nicht als deb-Pakages vorhanden, sondern stellen lediglich Downloadversionen dar, die als tar.gz- oder gar rpm-Dateien verfügbar sind. Im Falle des Flash-Plugins wird sogar nach dem Entpacken des mitgelieferten Paketes dem User ein als Source verfügbares Paket erscheinen, das erst kompiliert werden sollte. Erst auf dem zweiten Blick erkennt der Benutzer, dass auch eine bereits statisch gelinkte Version des Plug-Ins vorhanden ist. Wie diese aber installiert werden soll, steht in keiner Anleitung. Solche Pakete werden sicherlich die anfänglichen User verwirren und machen die LinuxLand-Distribution unnötig schwer. An dieser Stelle sollte der Distributor in den kommenden Versionen der Distribution dem Vorbild anderer Anbieter folgen und einheitliche Paketstrukturen in die Distribution aufnehmen.

Eindrücke

Bereits beim Booten erweckt die Distribution den Eindruck, sie sei schneller als alle anderen. Grund für diese Wahrnehmung ist die wirklich minimalistische Anzahl von Modulen und Daemonen, die Debian standardmäßig installiert. Jeder Benutzer kann selber festlegen, welche Module bereits beim Booten in das System eingebunden werden und welche nicht gebraucht werden. »Was einen freut, ist des anderen Leid« - so auch bei Debian. Die Auswahl der passenden Module erfordert sehr gute Kentnisse der eigenen Rechnerarchitektur. Während andere Distributoren mehr oder weniger automatisch die vorhandene Hardware erkennen und dadurch auch unnötige, weil nicht gebrauchte Hardwarekomponenten, installieren, überlässt Debian die Auswahl der Module dem User.

Dieselbe Vorgehensweise verfolgt auch Debian bei Daemonen. Auch hier wollen die meisten kommerziellen Anbieter ein sehr großes Spektrum an Rechnerarchitekturen abdecken und installieren standardmäßig Daemonen, die nicht gebraucht werden. Debian installiert standardmäßig nur die wirklich gebrauchten Daemonen.

Die Aktualität der gelieferten Pakete ist leider nicht immer gewährleistet. Viele Programme befinden sich im Lieferumfang der Distribution, die bereits in viel neueren Versionen vorhanden sind. Da die freien Debian-Entwickler die Philosophie der wirklich stabilen Pakete verfolgen, befinden sich im Lieferumfang der CDs nur ausgiebig getestete Applikationsversionen, die auch ihren Dienst im produktiven Einsatz bewiesen haben. Dies hat aber zum Nachteil, dass diese stabile Versionen nicht immer der aktuellsten Version gleichen. Wer eine neue Version einer bestimmten Applikation braucht, wird um einen Griff in die unstabile »Woody«-Datenbasis oder das Kompilieren der gewünschten Applikation nicht herumkommen. Aus diesem Grund ist auch die unter Linux bestmögliche 3D-Performance bei Debian nicht gegeben. Schuld für diese »Verluste« ist die bereits etwas betagte Version 3.3.6 des X-Servers. Ein optimierter X-Server in der Version 4.0 funktioniert in der Regel auf allen gängigen 3D-Karten um ein Vielfaches schneller. Unsere Tests ergaben teilweise sehr gravierende Performance-Verluste in diesem Sektor.

Überrascht hat uns ebenfalls die sehr instabile Version des Browsers »Netscape« in der Version 4.73. Eine produktive Arbeit mit dieser Version war teilweise wegen sehr oft auftretenden Abstürzen nicht möglich. Erst ein Update auf die Version 4.75 stabilisierte den Browser so, dass wir keinen Absturz mehr verzeichnen konnten.

Fazit

»Debian GNU/Linux 2.2« des Unternehmens »LinuxLand« stellt eine sehr stabile und ausgereifte Distribution dar, die kaum Wünsche offen lässt. Die enorme Anzahl von Paketen lädt zum Stöbern und Probieren ein. Leider wird das sonst so perfekte Bild durch viele kleinere Probleme stark getrübt, so dass die Arbeit für anfängliche Benutzer sich unter Umständen als sehr schwierig erweisen kann. Die etwas konfuse Paketaufteilung der CDs ist an sehr vielen Stellen ärgerlich. Noch ärgerlicher sind aber die als tar oder RPM vorhandenen Programmpakete, die eine separate Installation benötigen. An dieser Stelle werden sicherlich nicht wenige Anfänger an ihre Grenzen stoßen. Sowohl das Handbuch als auch die mitgelieferten Beschreibungen der Applikationen erklären nicht das RPM-Format und geben keine Auskunft über die Funktionalität des Befehles.

Die 79 DM teuere Distribution richtet sich primär an Benutzer, die bereits Linux einsetzen. Auch wenn die Installation logisch und durchdacht erscheint, wird der Anfänger in vielen Fällen überfordert. Auch die Konfiguration des Systems erfordert in vielen Fällen fundierte Kentnisse über das Linux-System, was bei vielen Usern nicht vorausgesetzt werden kann.

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