Fedora 18
Gnome
Gnome 3.6 ist der Standard-Desktop von Fedora 18, wenn man nicht ausdrücklich KDE, Xfce, LXDE oder anderes auswählt. Gegenüber Gnome 3.4 ist der Menüpunkt anstelle des als nutzlos kritisierten zurückgekehrt. Die Aktivitätenübersicht der Gnome-Shell besitzt nun einen Gitter-Button in der Startleiste (Dash), mit dem man angeblich schnell zu einzelnen Anwendungen wechseln kann. Schnell ist daran allerdings nichts, weil man dennoch meistens nach der Anwendung suchen muss. Die Eingabe von Suchbegriffen soll durch das Hervorheben der Suchleiste vereinfacht werden.
Das Sperren des Bildschirms folgt nun dem Paradigma einer Jalousie, die vor dem Bildschirm heruntergezogen wird, und wurde direkt in die Gnome-Shell eingebaut. Der gesperrte Bildschirm zeigt eine große Uhr, Anpassungsmöglichkeiten fehlen. Der gesperrte Bildschirm erlaubt aber auch das Anhalten und Ändern der Lautstärke, falls Audio abgespielt wird. Das kann man zu Recht kritisch sehen. Überdies werden auch Benachrichtigungen eingeblendet, was allerdings abschaltbar ist. Doch es ist paradox, dass ausgerechnet eine Funktion, bei der es keiner Option bedarf - die Privatsphäre gebietet es, dass keinerlei Benachrichtigungen in Abwesenheit des Benutzers angezeigt werden - eine Option besitzt und auch noch die falsche Standardeinstellung hat, während das Gnome-Team sonst jegliche individuellen Einstellungen verweigert, jedenfalls in der grafischen Oberfläche.
Der Standard-Webbrowser unter Gnome ist Firefox 18.0, nicht der mit Gnome mitgelieferte. Der Dateimanager Files, ehemals Nautilus, erhielt eine stark verbesserte Suchfunktion, leichten Zugriff auf kürzlich benutzte Dateien, verbesserte Werkzeug- und Seitenleisten, bessere Menüorganisation und Optionen zum Verschieben oder Kopieren an einen ausgewählten Ort. Allerdings wurden auch Funktionen entfernt, die von einigen Benutzern geschätzt wurden. Der Webbrowser Web erhielt eine Übersicht, wie sie auch andere Browser bieten, und einen verbesserten Vollbildmodus. Weitere erwähnenswerte Verbesserungen sind die vollständige Integration von Funktionen zur Barrierefreiheit, also zur Unterstützung von Anwendern, die verschiedene Arten von Behinderungen aufweisen, und die Integration von alternativen Eingabemethoden, wie sie zur Eingabe vieler nichteuropäischer Schriften benötigt werden.
Die Gnome-Shell kann dank Software-Rendering auf jeder Hardware laufen, der Fallback-Modus steht optional aber noch zur Verfügung. Im Gegensatz zu Unity unter Ubuntu 12.10 ist das Software-Rendering aber einigermaßen schnell und durchaus noch benutzbar, doch beim Abspielen von Videos versagt es. Das globale Menü für Anwendungen ist weiterhin nicht mit der Tastatur erreichbar, und Tastenkürzel für die Menüpunkte fehlen. Weiter fehlt es an Möglichkeiten, Gnome nach eigenen Vorstellungen zu konfigurieren. Zum Glück ist es möglich, über Erweiterungen der Gnome-Shell einiges zu ändern, und einige dieser Erweiterungen sind über die Paketverwaltung verfügbar.
Die neue Anwendung Boxes enttäuscht durch einen gravierenden Mangel an Einstellungen. Virtuelle Maschinen sind komplexe Gebilde mit vielen Optionen, da können die wenigen Optionen, die Boxes bietet, nur einige völlig anspruchslose Fälle abdecken. Ähnlich primitiv ist die Dokumentenverwaltung, die zudem nutzlos ist, wenn man nicht bereit ist, Dokumente in irgendwelche Clouds zu stellen.