Linux-Distributionen für spezielle Fälle: Eine kleine Auswahl
Im folgenden Artikel erhalten Sie einen Überblick über wichtige Linux-Spezialsysteme. Diese sind größtenteils nicht als installierbare Systeme konzipiert, sondern als transportable Live-Systeme für die Hosentasche.
Porteus: Schnelles mobiles Surfsystem
Porteus bootet dann, abhängig vom Rechner und vom Medium, in exzellenten acht bis 15 Sekunden vom Flash-Speicher (USB-Stick oder SD-Karte) und in einer knappen Minute von CD. Wenn Porteus auf einem beschreibbaren Medium installiert ist, lohnt sich als Erstes der Gang in das Hauptmenü: Unter
lassen sich Systemsprache (Language Selection Tool) und weitere Einstellungen optimieren. Standard-User sind »root« mit Kennwort »toor« sowie »guest« mit Kennwort »guest«. Auch diese Standardkennwörter lassen sich im Settings Centre ändern.Das pure System fordert im Speicher etwa 150 bis 200 MB. Mit einem Rechner schon ab 512 MB kann Porteus dem Browser ausreichend Reserven überlassen.
Besonderheiten: Linux-Einsteiger sind mit dem Standardumfang des kleinen Systems bestens bedient. Wir empfehlen den direkten Download einer der hier angebotenen Varianten: http://dl.porteus.org/i486/current/. Ein an sich bemerkenswerter Service unter www.porteus.org bietet an, sich das ISO-Image vor dem Download selbst zu konfektionieren (etwa mit Chrome statt Firefox). Dieser Service war aber zum Zeitpunkt der Artikel-Recherche noch fehlerhaft. Das laufende Porteus mit dem Paketmanager (im Menü unter ) zu erweitern, ist ebenfalls nicht ganz trivial: Porteus ist modular aufgebaut und teilt seine Komponenten in stark komprimierte XZM-Module auf, die zur Startzeit ins RAM entpackt werden. Daher müssen heruntergeladene Pakete erst in solche XZM-Module konvertiert werden.
Hermann Apfelböck
Anonymisiertes Surfen: Das Live-System Tails leitet alle Internetaktionen durch mehrere Zwischenstationen im TOR-Netz
Tails und TOR: Anonymisiertes Surfen
Tails, aktuell in Version 0.22.1, nutzt das Netzwerk TOR (The Onion Router), das sich im Prinzip auf jedem Linux installieren lässt. Tails hat allerdings schon alles vorkonfiguriert und ist daher die perfekte Wahl für sicheres Surfen. Wenn Sie hier eine Webseite aufrufen, geschieht dies verschlüsselt über drei TOR-Knoten – das sind Rechner von Nutzern, die sich freiwillig als TOR-Zwischenstation angemeldet haben.
Erst nach dem dritten TOR-Knoten geht die Anfrage zum Ziel-Server und dann über drei Stationen wieder zurück. Das Prinzip gilt für Browser, Mail und Chat. Die Geschwindigkeit kann je nach zufälligen TOR-Knoten variieren.
Hermann Apfelböck
Knoppix: Das Live-System mit exzellenter Hardware-Erkennung und guter Software-Ausstattung ist seit Jahren einer der zuverlässigsten Begleiter von IT-Profis
Tails bringt einschlägige Sicherheits-Software bereits mit. Für den Browser sind zum Beispiel die Erweiterungen HTTPS Everywhere, Noscript und Adblock Plus schon vorinstalliert. Abseits vom primären Einsatzzweck finden Sie auch Programme wie Audacity (Audio), Brasero (Brennen), Scribus (DTP), Open Office, Gimp (Bildbearbeitung).
Besonderheiten: Tails ist zwar ein reines Live-System, doch via
haben Sie auf USB-Medien die Möglichkeit, einen privaten Speicherplatz einzurichten. Die Distribution erzeugt dabei eine verschlüsselte Partition, auf die nur Sie mit der Eingabe des richtigen Passworts zugreifen können. Das ist der geeignete Ort, Daten und eigene Einstellungen zu speichern. USB-Sticks bieten genügend Platz, um diese sehr sinnvolle Option zu nutzen. Nach einem Neustart von USB haben Sie dann im Begrüßungs-Bildschirm die zusätzliche Möglichkeit, diesen permanenten Speicher einzubinden. Dazu klicken Sie einfach auf und geben dann das vergebene Passwort ein. Die Partition zeigt sich dann im Dateisystem als »Persistent«.Knoppix: Bewährtes Zweitsystem für alle Fälle
Das normale ISO-Image von Knoppix mit etwa 700 MB ist mit Software wie Iceweasel (Browser), Gimp (Bildbearbeitung), Brasero (Brennprogramm), Gparted (Partitionierung) und LibreOffice als mobiles Produktivsystem ausgestattet und nicht unbedingt als Notfall- und Rettungssystem spezialisiert. Die deutlich umfangreichere DVD-Version mit etwa 3,8 GB hat dieselbe allgemeine Ausrichtung und ist aufgrund ihrer wahllosen und redundanten Software-Bestückung nicht wirklich zu empfehlen.