Login
Newsletter
Werbung

Mo, 20. Oktober 2014, 14:00

Die LinuxCon Europe 2014 in Düsseldorf

Vom 13. bis 15. Oktober fand im Congress Center Düsseldorf die vierte europäische Ausgabe der LinuxCon statt. Ein kurzer Bericht über Vorträge, Personen und Ereignisse.

Einleitendes

Dies ist der erste von vier geplanten Artikeln über die LinuxCon Europe 2014. Die weiteren Artikel erscheinen in den kommenden Tagen und können auf der Themenseite gefunden werden.

Für Linux-Veteranen sind die frühen internationalen Linux-Kongresse legendär. Auf dem 4. Kongress 1997 in Würzburg beispielsweise stellte Eric Raymond sein einflussreiches Werk »The Cathedral and the Bazaar« vor. Von 1998 bis 2010 war ich jedes Jahr regelmäßiger Besucher dieser Kongresse. Im Jahr 2011 jedoch änderte sich alles, als die Linux Foundation (LF) ihre bereits etablierte LinuxCon erstmals nach Europa brachte. Der Linux-Kongress, der schon in den Jahren zuvor unter der nordamerikanischen Konkurrenz gelitten hatte, da viele Kernel-Entwickler in den USA heimisch sind, beschloss daraufhin, in der LinuxCon aufzugehen. Seither hatte die GUUG nichts mehr mit deren Organisation zu tun.

Die LinuxCon Europe findet seitdem jährlich an wechselnden Orten statt. Nach Prag 2011, Barcelona 2012 und Edinburgh 2013 wurde für 2014 Düsseldorf ausgewählt. Das bedeutete für mich eine relativ geringe Entfernung, und so nahm ich mir die Zeit und nahm die Einladung der LF an.

Dieser Bericht ist weitgehend aus dem Gedächtnis und mit Unterstützung der Blog-Beiträge der LF entstanden. Auf einzelne Vorträge wird nicht eingegangen, da nur eine kleine, nur bedingt repräsentative Auswahl besucht werden konnte. Die Links am Ende des Artikels verweisen auf viele weiterführende Informationen, darunter auch die Vortragsunterlagen, die frei heruntergeladen werden können.

Jim Zemlin

Hans-Joachim Baader

Jim Zemlin

Montag, 13.10.2014

Für mich war es die erste Linux-Veranstaltung seit vier Jahren und die erste LinuxCon. Als ich am Montag gegen 8.30 Uhr den Veranstaltungsort, das keineswegs kleine Congress Center Düsseldorf (CCD) erreichte, hatte sich bereits eine veritable Schlange von Teilnehmern am Einlass gebildet. Dank ungefähr zehn Mitarbeitern an der Registrierung ging es jedoch schnell voran. Eine halbe Stunde später (die Konferenz sollte um 9.15 Uhr mit den Keynotes beginnen) war die Schlange jedoch auf mindestens das Doppelte angewachsen, und der Zustrom an Besuchern hielt noch an. Spätestens jetzt wurde mir klar, dass diese Veranstaltung wesentlich größer war, als ich erwartet hatte. Das CCD war bis zur Kapazitätsgrenze ausgebucht. In Zahlen waren das etwa 2.000 Teilnehmer, und der LF-Vorsitzende Jim Zemlin erklärte mir später, dass es noch mehr Interessenten gab. Letztlich konnten nicht alle, die gerne gekommen wären, ein Ticket erhalten.

Diese Größe kam allerdings nicht allein durch die LinuxCon zustande, denn die LF organisierte mehrere weitere parallele Konferenzen. Besonders sind hier die Embedded Linux Conference Europe und die CloudOpen Europe zu nennen. Zeitlich überlappend fand zudem ab Mittwoch die Linux Plumbers Conference statt. Mehrere weitere kleinere Entwicklertreffen und Workshops rundeten das sehr volle Programm ab.

Von der Eingangshalle ging es die Treppe nach oben in den ersten Stock, wo die meisten Säle, der riesige Restaurantbereich und die Vorräume liegen. In den Vorräumen und Gängen wurden Getränke und Verpflegung gereicht.

Das Keynote-Programm konnte trotz des Andrangs einigermaßen pünktlich beginnen. Jim Zemlin trat, begleitet von fetziger Musik, das Rampenlicht, um die Teilnehmer mit dem »Stand von Linux« zu begrüßen. Er begann mit zwei bedeutenden Ankündigungen. Die erste war, dass die Core Infrastructure Initiative jetzt öffentlich nach Vorschlägen sucht, welche Projekte Unterstützung benötigen. Die zweite war die Vorstellung des Projekts Dronecode, das als neues Zusammenarbeitsprojekt unter das Dach der LF kommt. Drohnen für die zivile Nutzung haben zahlreiche innovative, potentiell sogar revolutionäre Anwendungen. Sie können Rettungsaktionen und Katastrophenhilfe unterstützen, indem sie schwer zugängliche Gebiete fotografieren oder kartografieren oder Hilfsgüter bringen. Sie unterstützen wissenschaftliche Forschungen, indem sie Daten liefern, die bisher nicht verfügbar waren. Daneben gibt es auch kommerzielle Anwendungen. Zemlin gab das Mikrofon kurz an einen Vertreter von Dronecode weiter, dessen Name mir entfallen ist. Dronecode ist bereits jetzt als sehr großes Projekt mit vielen Aktivitäten und zahlreichen Mitgliedsfirmen zu bezeichnen. Umfangreiche Details findet man auf der Homepage.

Trotz der glanzvollen Ankündigung waren die Reaktionen des Publikums eher verhalten, teils auch skeptisch. »Dronecode - really?!« war von so manchem Teilnehmer zu hören. Vielleicht deshalb, weil Drohnen oft im Zusammenhang mit Militär in den Medien erscheinen. Das ist jedoch ein Trugschluss, dem ich anfänglich allerdings auch erlegen bin. Militärische Drohnen haben eine ganz andere Technik und somit nichts mit dem Dronecode-Projekt zu tun, das auch preiswerte und selbstgebaute Fluggeräte einbezieht.

Zemlin übernahm nun wieder das Mikro und setzte seine Keynote fort, in der er die Open-Source-Entwicklung aus Unternehmenssicht als »externe Forschung und Entwicklung« bezeichnete und die Frage in den Raum stellte, wie man diese verwaltet und leitet. Die offensichtlichen Antworten darauf sind »Teilnehmen« und »Community-Manager einstellen«. Letztere sind notwendig, da die Pflege des Kontakts zur Gemeinschaft ganz neue Fähigkeiten erfordert, die die Entwickler in Firmen nicht notwendigerweise haben. Schließlich stellte er noch die Frage: Was ist ein Open Source-Blockbuster? Intuitiv wissen wir alle, wann ein OSS-Projekt erfolgreich ist, aber was sind die Maßstäbe? Genügt es, eine Gemeinschaft von 1400 Entwicklern aus 300 Firmen zu haben, die alle neun Wochen 10.000 Änderungen produzieren? Bereits in seinem Blog hat Zemlin seine Antwort darauf gegeben: Ein Projekt ist erfolgreich, wenn es die Menschen inspirieren und zur aktiven Mithilfe bewegen kann.

Kommentare (Insgesamt: 0 )
Pro-Linux
Pro-Linux @Facebook
Neue Nachrichten
Werbung