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Do, 20. November 2014, 15:00

Fünf private Cloud-Dienste für Linux im Überblick

Öffentliche Cloud-Speicher haben eines gemeinsam: Anwender geben ihre Daten aus der Hand und speichern sie auf fremden Servern. Dieser Artikel zeigt fünf Alternativen für Linux zum Aufbau einer eigenen Cloud.

Die führenden Cloud-Anbieter haben sich mit ihren jeweiligen Merkmalen gut aufgestellt und buhlen damit um die Gunst der Anwender: Dropbox hat die komfortabelste Lösung für Desktop-Anwender, auch unter Linux. Google Drive bietet viel kostenlosen Speicherplatz und ausgezeichnete Tools zur Teamarbeit an Dokumenten. Zunehmend wächst aber das Misstrauen, seine Daten in fremden Rechenzentren zu speichern. Und diese lassen sich mit dem Motto »Ich habe nichts zu verbergen« nicht ausräumen. Der Skandal um die Spähprogramme amerikanischer und britischer Geheimdienste im Internet hat dem Cloud-Boom einen Dämpfer verpasst. Dem treten private Cloud-Server entgegen, die Zugriff auf selbst gehostete Daten von unterwegs aus bieten, oft auch mit Synchronisationsfunktion. Sie punkten damit, dass der Datenspeicher zu Hause oder im Büro steht und die Daten unter der Kontrolle der Anwender bleiben. Verschlüsselung soll außerdem das Abhörrisiko vermindern. Die folgende Übersicht präsentiert fünf Programme für Linux zum Aufbau einer eigenen Cloud, in der die Daten stets bei Ihnen bleiben.

Eines vorweg: Linux-Anwendern wird hier generell mehr Fachwissen abverlangt. Nicht jede Lösung ist für jedes Projekt geeignet: Die privaten Cloud-Tools für Linux sind in aller Regel zu umständlich, um Dateien einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Bei solchen öffentlichen Daten geht es aber dann auch nicht um Datenschutz, und hier ist die Verbreitung über eine große öffentliche Cloud der einfachste Weg.

Verwaltung von Bittorrent Sync

David Wolski

Verwaltung von Bittorrent Sync

Bittorrent Sync: Cloud per Peer to Peer

Bei Bittorrent Sync ist alles dezentral. Der Austausch von Dateien und die Synchronisation von PCs erfolgt nach dem Peer-to-Peer-Prinzip. Das bedeutet, dass der Traffic direkt von einem Rechner zum anderen erfolgt, ohne Umweg über einen Server. Einen zentralen Server benötigt das verwendete Bittorrent-Protokoll nur für die Zuweisung der Tracker-Adressen für bereitgestellte Ordner, nicht aber für den eigentlichen Datenverkehr. Gelingt es dem Programm nicht, wegen strengen Firewall-Regeln eine direkte Verbindung zur Gegenstelle aufzubauen, dann kann Bittorrent Sync einen Relay-Server nutzen, der den verschlüsselten Datenverkehr zwischen beiden Clients weiterleitet. Die Entwickler bieten Bittorrent Sync nicht als Open Source an, sondern als Freeware. Offiziell befindet sich das Programm noch in der Betaphase, war aber im Test zuverlässig genug für den produktiven Einsatz. Ausführbare Binärpakete, die unter jeder Distribution laufen sollten, liegen unter www.bittorrent.com/intl/de/sync/downloads bereit. Natürlich kommen auch andere Betriebssysteme nicht zu kurz: Kostenlose Apps für Android, iOS, Windows Phone und Kindle Fire liegen in den jeweiligen App Stores. Die Entwickler von Bittorrent Sync haben offensichtlich noch Großes damit vor.

Bittorrent Sync: Synchronisation von Dateien in einem Ordner

David Wolski

Bittorrent Sync: Synchronisation von Dateien in einem Ordner

Die Installation unter Linux lässt jeden Komfort vermissen und erfordert den Blick in die Dokumentation. Nach dem Entpacken des tar.gz-Archivs mit der ausführbaren Binary in einen eigenen Ordner im Home-Verzeichnis setzt man den Client von dort aus über ein Terminal-Fenster mit ./btsync in Gang. Ab jetzt steht auf dem Rechner unter http://localhost:8888/gui eine Weboberfläche zur weiteren Konfiguration bereit. Hier erfolgt die Auswahl der Ordner, die Bittorrent Sync freigeben soll. Jeder Ordner bekommt einen Schlüssel, und zum Abgleich auf dem anderen Client ist nur dessen Eingabe und die Auswahl eines Zielverzeichnisses nötig. Für Gäste kann man auf einzelne Freigaben auch eigene Schlüssel mit Lese- oder Schreibrechten ausstellen. Es ist immer die Client-Anwendung oder App von Bittorrent Sync zum Datenaustausch nötig, denn die Weboberfläche dient nur zur Konfiguration.

Fazit: Bittorrent Sync beeindruckt mit der Fähigkeit, auch sehr große Dateien sicher zwischen Rechnern zu synchronisieren. Die Einrichtung ist nicht komfortabel, dürfte aber auch weniger Versierten gelingen. Dass die Übertragung sicher mit AES 256 verschlüsselt erfolgt, muss man den Entwicklern glauben, denn der Code des Programms ist nur Freeware, nicht Open Source, und folglich nicht einsehbar.

Owncloud im Browser

David Wolski

Owncloud im Browser

Owncloud: Cloud-Server mit vielen Extras

Owncloud ist seit der Erstvorstellung 2010 schnell zum Inbegriff für den persönlichen Cloud-Server geworden. Owncloud ist kein eigenständiges Programm wie die anderen Kandidaten in dieser Übersicht, sondern eine Web-App, die in PHP geschrieben ist und einen Webserver wie Apache mit PHP-Modul sowie eine SQL-Datenbank voraussetzt. Die Community Edition ist kostenlos, verzichtet gegenüber der Enterprise-Edition auf einige fortgeschrittene Funktionen für das Firmenumfeld wie LDAP, die Integration bestehender Home-Verzeichnisse, API-Schnittstellen und Dateifilter. Die Installation erfolgt manuell über die Einrichtung der PHP-Skripts auf dem Webserver, und für die erste Konfiguration gibt es wie bei vielen anderen PHP-Projekten eine Weboberfläche. Beim Hosting zu Hause sind Port-Forwarding, ein eigener dynamischer Domain-Name sowie ein SSL-Zertifikat für die verschlüsselte Datenübertragung nötig. Anwender können auf Dateien über den Browser zugreifen, optional über Webdav und über die speziellen Owncloud-Clients.

Synchronisations-Clients für Windows, Mac OS X und Linux sind kostenlos. Für die mobilen Apps (Android und iOS) ist dagegen eine nominale Gebühr fällig.

Fazit: Wer die Mühe nicht scheut und einen eigenen Webserver administrieren kann, bekommt mit Owncloud eine umfassende Lösung. Für den gelegentlichen Eigengebrauch bedeutet Owncloud aber zu viel Aufwand bei Einrichtung und Pflege. Da es sich um ein PHP-Projekt handelt, ist die Synchronisation von großen Datenmengen langsam und nicht immer zuverlässig.

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