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Mo, 25. Mai 2015, 14:00

Live-Systeme mit Lesslinux selbst bauen

Mattias Schlenker, Entwickler von Lesslinux

Mattias Schlenker

Mattias Schlenker, Entwickler von Lesslinux

Fragen an den Lesslinux-Entwickler

LinuxWelt: Wann haben Sie damit begonnen, Linux-Live-CDs zu entwickeln?

Schlenker: Meine ersten Live-CDs entstanden auf Basis von Damn Small Linux als Notfall- und Rettungssysteme. Weiter ging es mit CDs und DVDs auf Basis von Knoppix, Kanotix/Sidux und Ubuntu. Ich erstelle heute noch Live-Systeme auf Basis von Ubuntu LTS für einige Kunden.

LinuxWelt: Warum der Name Lesslinux?

Schlenker: Der bedeutete früher einmal »Light Embeddable Small Scalable«. Der Name passt zwar nicht mehr ganz, aber ist immer noch möglich, auf unter 300 MB ganz gut nutzbare Systeme auf Lesslinux-Basis zu bauen. Ich schrieb irgendwann mal: »Lacking Elegance, Stupid, Scary« – das trifft es heute am besten.

LinuxWelt: Warum nutzen Sie keine bekannte Linux-Distribution als Basis?

Schlenker: Das habe ich über fünf Jahre lang gemacht und stieß immer wieder auf Probleme: Desktop-Systeme, die in einen großen Container gepackt werden, der mit einem Overlay-Dateisystem versehen wird, haben so ihre Tücken: Erlaubte Schreibzugriffe im gesamten Dateisystem sind bei sicherheitsrelevanten Themen nicht ganz ohne. Es war daher für mich an der Zeit, eine Live-Distribution zu bauen, die wirklich die Bedürfnisse von Live-Systemen berücksichtigt.

LinuxWelt: Wie viel Zeit haben Sie für die erste Lesslinux-Version benötigt?

Schlenker: Mit den ersten Skripten habe ich Mitte 2008 begonnen. Ab April 2009 hat das erste Interesse von Kunden die Entwicklung beschleunigt. Im Herbst 2009 waren dann bereits gut nutzbare Builds in freier Wildbahn unterwegs.

LinuxWelt: Warum Ruby als Skriptsprache?

Schlenker: Ich war auf der Suche nach einer Skriptsprache, welche die Kompaktheit von Perl mit der Objektorientierung von Java verbindet und dabei Paradigmen funktionaler Programmierung (SML) berücksichtigte. All das kann Ruby. Vielleicht würde ich heute zu Python greifen, Python macht fast alles fast genauso gut wie Ruby (und manches besser) und hat in Europa und den USA eine weitere Verbreitung.

LinuxWelt: Wie finden Sie die Abhängigkeiten von Programmen heraus?

Schlenker: Für Abhängigkeiten beim Start eines Programms habe ich Skripte, die per »ldd« analysieren, welche Bibliotheken absolut notwendig sind. Darüber hinausgehende Abhängigkeiten sind oft nur für Spezialfälle nötig und bleiben außen vor.

LinuxWelt: Was für einen PC benutzen Sie für die Entwicklung?

Schlenker: Meist einen Quadcore Xeon und einen Quadcore i7. Schiere Rechenleistung ist dabei weniger wichtig als eine schnelle Festplatte (SSD) und intelligente Parallelisierung.

LinuxWelt: Die Reparatur-Tools in Lesslinux Search and Rescue richten sich eher an den Windows-Anwender. Wie hoch ist die Akzeptanz bei dieser Zielgruppe?

Schlenker: Die Akzeptanz ist sehr hoch, zumal typische Lesslinux-Nutzer meist schon etwas Erfahrung in Wartungs- und Rettungsdingen haben. Dass es sich um ein Linux-System handelt, spielt da keine große Rolle. Und auch Linux-erfahrene Anwender sind oft froh, wenn ein grafisches Front-End Tipperei abnimmt, ohne die Mechanik zu verdecken.

LinuxWelt: Sie haben die Quellen des Build-Systems kürzlich bei Github veröffentlicht und damit für einen größeren Personenkreis geöffnet.

Schlenker: Es gibt viele positive Reaktionen. Die stammen aber meist von Leuten, die bereits zu Lesslinux beigetragen haben und Github eben als die modernere Methode ansehen, die Entwicklung mitzuverfolgen und mitzumachen.

LinuxWelt: Was ist Aufregendes für die Zukunft geplant?

Schlenker: Neue Funktionen werden nicht aufregend sein, sondern bestenfalls »lange herbeigesehnt«. Eher zum Spaß arbeite ich an der Unterstützung für den Raspberry Pi. Echte 64-Bit-Builds sind ebenfalls nicht fern, auch wenn diese bei der Hauptanwendung Rettungssystem kaum Vorteile gegenüber 32 Bit bieten. Bereits im Einsatz sind Thin-Client-Systeme auf Lesslinux-Basis. Die logische Konsequenz sind also Raspberry-basierte Thin Clients, die auf Windows-Server oder Xen-Instanzen im lokalen Netz oder in der Cloud zugreifen.

Dieser Artikel stammt von unserem Kooperationspartner PC-WELT.

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