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Do, 30. Juli 2015, 15:00

Linux-Distributionen mit Langzeitunterstützung (LTS)

SUSE Linux Enterprise Desktop

Der SUSE Linux Enterprise Desktop (SLED) ist das Gegenstück der traditionsreichen Firma SUSE aus Nürnberg zu Red Hats RHEL. Im Gegensatz zu diesem gibt es aber keinen Community-Ableger und somit auch keine kostenfreie Version. Die genaue Supportdauer variiert innerhalb der Produktfamilie etwas, beläuft sich aber ebenfalls auf ca. 10 Jahre.

Vor einigen Jahren galt SUSE Linux noch als die KDE-Distribution, auch im Enterprise-Bereich. Diese Phase ist jedoch Geschichte und mit der gegenwärtigen Version 12 liefert die SUSE nur noch ein angepasstes GNOME 3 aus.

Die Version wurde bisher um sog. »Service Packs« ergänzt, wie man sie aus der Windows-Welt kannte. Mit Version 12 wurden nun »Module« eingeführt, z.B. das Web and Scripting Module mit PHP, Python und Ruby on Rails. Die Laufzeit für diese einzelnen Module beträgt lediglich 1-3 Jahre, danach muss auf eine neue Modulversion aktualisiert werden. Dadurch ist es gerade im Serverbereich möglich, wichtige Basistechnologien aktuell zu halten, die Distribution ist im eigentlichen Sinne jedoch nicht mehr stabil, da sich die Versionen während der Lebenszeit ändern.

Vorteile von SLED:

  1. Extrem lange Supportdauer.
  2. YaST
  3. Durch Module bzw. bis Version 11 Service Packs können wichtige Pakete verhältnismäßig aktuell gehalten werden.

Nachteile von SLED:

  1. Keine stabile Distribution im eigentlichen Sinne
  2. Undurchsichtige Supportdauer
  3. Keine planbaren Releasezyklen
  4. Kein freier Community-Ableger

openSUSE Evergreen

OpenSUSE ist die freie Community-Version von SUSE, allerdings nicht binärkompatibel zum kommerziellen SLED (siehe oben). Die Distribution bildet ähnlich wie Fedora lediglich die Basis für die Enterprise-Version. OpenSUSE hat traditionell recht lange Supportzeiträume für eine reguläre Distribution.

Die openSUSE-Community pflegt immer den aktuellen plus den vorangegangenen Release. Bei der Veröffentlichung einer neuen Version wird die nun obsolete vorvorletzte Version noch zwei Monate gepflegt, um den Nutzern den Übergang zu ermöglichen.

Durch die seit einigen Jahren immer ausgedehnteren Zeiträume zwischen zwei Versionen kommen hier beachtliche Supportzeiträume zustande. OpenSUSE 13.1 wurde z.B. im November 2013 veröffentlicht und wird bis dato gepflegt, da Version 13.3 noch nicht angekündigt ist.

Aufgrund des fehlenden kostenlosen Ablegers der Enterprise-Distribution SLED gibt es das Community-Projekt Evergreen für openSUSE, das den Supportzeitraum von openSUSE über das eigentliche Ende hinaus verlängert. Das Projekt wird maßgeblich gestützt durch Personen, die openSUSE beruflich einsetzen und in dieser Funktion abgekündigte Versionen pflegen. Durch das Projekt wird z.B. die Version 13.1 planmäßig bis 2016 unterstützt und erreicht damit dieselbe Supportdauer wie z.B. Debian.

Vorteile von openSUSE Evergreen:

  1. Relativ umfangreiche Paketquellen
  2. YaST
  3. Paketversionen werden in der Regel stabil gehalten.

Nachteile von openSUSE Evergreen:

  1. Supportzeitraum relativ kurz.
  2. Genauer Umfang des Evergreen-Supports unklar.
  3. Distributionsupgrades nicht garantiert.

Eine deutschsprachige Community für openSUSE Evergreen findet sich beim Linux Club.

Fazit

Jede hier genannte Distribution hat Vor- und Nachteile. Welche Distribution sich am besten eignet, hängt von vielen Faktoren ab. Die gewünschte Desktopumgebung (sofern ein Desktopeinsatz angestrebt wird), das Paketformat, der Zeitraum der Unterstützung und die Anzahl mitgelieferter Pakete können hier herangezogen werden. Dieser Artikel dient einer Übersicht über die verschiedenen Möglichkeiten, weil oftmals die Enterprise-Distributionen zu Unrecht als untauglich für den Desktopeinsatz abgestempelt werden.

Autoreninformation

Gerrit Kruse (Webseite) ([Mer]Curius) nutzt Linux seit 2007. Als Wissenschaftler stehen Datenschutz und produktives Arbeiten auf dem Linux-Desktop im Vordergrund seiner Interessen.

Dieser Artikel ist in freiesMagazin 07/2015 (ISSN 1867-7991) erschienen. Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung.

  • Das Werk darf vervielfältigt, verbreitet und öffentlich zugänglich gemacht werden, Abwandlungen und Bearbeitungen des Werkes müssen unter den gleichen Bedingungen weitergegeben werden. Der Name des Autors/Rechteinhabers muss in der von ihm festgelegten Weise genannt werden.

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