OpenSuse 42.1 Leap
Neuerungen und Verbesserungen der Anwenderdistribution
Aktualisierung von OpenSuse 13.2
Bereits beim ersten Blick in die Netzwerkeinstellungen fallen die geänderten Netzwerknamen auf. Nutzte OpenSuse 13.2 so genannte »predictable network interface names« wie beispielsweise »enp5s0«, kehrt OpenSuse 42.1 Leap zu der bekannten Namensgebung zurück und benennt Netzwerkschnittstellen wieder eth0 usw. Anwender, die ihre alten Systeme aktualisiert haben, sollten dies berücksichtigen oder die alte Nomenklatur explizit verändern, um nicht versehentlich ihre Server von der Außenwelt abzuschneiden.
Ein weiterer Unterschied gegenüber der alten OpenSuse ist die Umstellung der Standard-Version des IPP-Protokolls von 1.1 zu 2.0. Damit ältere CUPS-Server wie beispielsweise die Version 1.3 in SLE 11 die Anfragen nicht mit einem »Bad Request« ablehnen, ist es notwendig, das System anzupassen. Zudem wurde das CUPS-Browsing verändert. Anwender, die traditionelle CUPS-Browsing-Information vom Remote-CUPS-Server erhalten wollen, müssen deshalb cups-browsed auf dem lokalen Host starten. Wie das zu geschehen hat, beschreiben unter anderem die Release-Notes der neuen Version.
Der eigentliche Upgrade-Prozess von einer älteren OpenSuse-Version auf Leap verlief ohne nennenswerte Probleme. Der Standarddesktop wurde von KDE4 auf Plasma5 geändert und viele, allerdings nicht alle, Einstellungen der alten Installation beibehalten.
KDE Plasma 5 - Der Standarddesktop
Der Start der Distribution gestaltet sich wenig spektakulär. Das Produkt verzichtet auch in der aktuellen Version auf verspielte Grafiken und ausgefallene Ladebalken. Was auffällt, ist die gesteigerte Geschwindigkeit beim Booten, die sich gegenüber der alten Version merklich verändert hat. Hatte OpenSuse 13.2 noch vom Boot-Bildschirm bis zum KDE-Login auf unserem Referenzsystem noch knapp 12 Sekunden benötigt, so erledigte OpenSuse 42.1 dies binnen 8 Sekunden.
Der Standard-Desktop unter OpenSuse heißt weiterhin KDE – genauer gesagt die neue Generation des Desktops unter dem Namen KDE Plasma 5. Plasma 5 ist in weiten Teilen eine Portierung des alten Plasma-Desktops auf die aktuelle Bibliothek Qt 5 und die reorganisierten Bibliotheken. Die Portierung nutzt QML und Qt Quick 2 sowie dessen auf OpenGL ES aufsetzenden Szenengraphen. Die Entwickler selbst versprechen, nichts an den Konzepten von Plasma geändert zu haben. So sollen bisherige Arbeitsabläufe weiter funktionieren, wobei weitere Verfeinerungen vorgenommen und das Erscheinungsbild weiter verbessert sein sollen.
Der in der Version 5.4.2 vorliegende Desktop findet erstmals unter OpenSuse seinen Einsatz als Standard und kommt mit den wichtigsten Applikationen. Die Umgebung gestaltet sich aufgeräumt und wirkt bereits von Haus aus recht elegant. Die Menüstruktur ist aufgeräumt und lässt kaum Wünsche offen.
Als Stil für die Bedienelemente und Symbole kommt »Breeze« zum Einsatz. Es ist sowohl in einer dunklen als auch in einer hellen Variante vorhanden und soll für eine aufgeräumte und moderne Oberfläche sorgen. Dazu wurde unter anderem der Kontrast verändert und die Typografie verbessert. Die Bedienelemente sind zudem erheblich flacher geworden. Wer mit den neuen Icons nicht klarkommt, kann sie auch gegen die aus der KDE4-Umgebung bekannten Oxygen-Symbole oder die ebenfalls im Standardpaket enthaltenen Adwaita-Icons tauschen. Weitere Icons können selbstredend manuell installiert und ebenfalls genutzt werden.
Anwendungen, die noch nicht auf Plasma und die KDE Bibliotheken (KF) portiert wurden, basieren auf KDE 4.14.10. Dazugehören unter anderem Amarok 2.8.0, Digikam 4.13 oder K3b 2.0.3. Manche der Anwendungen wie beispielsweise Digikam werden bereits portiert, andere wiederum werden wohl noch eine Weile in ihren alten Versionen verweilen. Erfreulich ist, dass die Anbindung der alten Applikationen an die neue Generation der Umgebung durchaus als gelungen bezeichnet werden kann und sowohl visuell als auch funktionell überzeugt. Dasselbe gilt auch für GTK+-Anwendungen. Auch hier kann die visuelle Anbindung als besonders gelungen bezeichnet werden.
Die Kommunikation mit der geschäftlichen Außenwelt übernimmt unter OpenSuses Plasma 5 das alte KDE PIM, das immer noch in einer Version für KDE4 vorliegt – samt allen Vor- und Nachteilen wie beispielsweise der immer noch recht häufig auftretenden Instabilität. Zum Browsen setzt OpenSuse 42.1 auf Firefox 42. Konqueror ist zwar installiert, wird aber nicht explizit verwendet. Weiterhin installiert werden LibreOffice 5.0.2 zur Bearbeitung von Dokumenten, Gimp 2.8 zur digitalen Bildbearbeitung und Hugin. Im Allgemeinen fällt allerdings auf, dass immer noch sehr viele Anwendungen KDE4-Bibliotheken benutzen. Die Zahl der portierten KF5-Werkzeuge ist zwar nicht unbedingt gering, aber durchaus verbesserungswürdig.