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Do, 21. Januar 2016, 15:00

Webzugang für Gäste: Per Kiosk-Browser oder Porteus

Wer eine allgemein zugängliche Surfstation anbietet, will den Verwaltungsaufwand so gering wie möglich halten. Dieser Beitrag zeigt und gewichtet zwei robuste Varianten einer unbeaufsichtigten Surfstation unter Linux mit dem System Porteus.

Die nachfolgenden »Kiosk«-Lösungen mit Firefox plus R-Kiosk und dem System Porteus erlauben Gästen und Kunden den Webzugang und halten die Nutzer fern vom Betriebssystem. Beide Lösungen sind anspruchslos und sollten mit einem GB RAM und Ein-GHz-CPU auskommen. Die wesentlichen Entscheidungskriterien sind folgende: Porteus ist mit Abstand ausgereifter und sicherer, auf der anderen Seite aber etwas aufwendiger einzurichten. Ferner erlaubt Porteus den vollen Surfkomfort mit Tabs (Firefox nur jeweils eine Webseite). Das komplette Porteus-System ist, sofern nicht zu eng konfiguriert (DHCP, nicht explizit definierte Bildschirmauflösung), auch schnell per USB-Stick umgesteckt auf eine andere Hardware. Firefox darf wiederum für sich beanspruchen, auch auf einem Platinenrechner mit ARM-CPU zu laufen. Außerdem bietet die Firefox-Lösung einen hübschen Trick für den Administrator, um im laufenden Betrieb an das volle System zu gelangen.

Zur Info noch zwei Verlierer vorab:

Chrome? Der Google-Browser Chrome lässt im Kiosk-Modus ein großes Scheunentor offen – den Rechtsklick auf URLs: Sobald man das Angebot »Link in neuem Fenster öffnen« annimmt, hat man einen Chrome im Fenstermodus vor sich und den Linux/Windows-Desktop mit allen Elementen.

Windows? Auch unter Windows ist die Einrichtung eines Kiosk-Browsers möglich, aber unterm Strich sinnlos, weil einige nicht deaktivierbare Hotkeys immer den Weg auf den Windows-Desktop ebnen.

Kiosk-Modus für den Firefox

Für Firefox gibt es die Erweiterung R-Kiosk 0.9.0.1 (»Real Kiosk«). Aufgrund eines Problems oder Fehlers mit dem unverzichtbaren Hotkey Alt-Pos1 empfehlen wir, zunächst ein neues Firefox-Profil anzulegen (firefox -P ???), dieses nach Create Profile als »Kiosk« zu benennen und Firefox dann mit diesem Profil zu starten. Mit einer Google-Suche nach »r-kiosk firefox« erreichen Sie die passende Seite, und mit »Add to Firefox« richten Sie das Add-on ein. Die Erweiterung wird beim nächsten Browser-Start aktiv. Achtung und stop: Legen Sie vor diesem Browser-Start unbedingt unter Einstellungen -> Allgemein -> Startseite jene Startadresse fest, die Ihre Surfer als Ausgangspunkt nutzen dürfen – etwa http://www.google.de/. Beachten Sie, dass R-Kiosk keine Tabs und keine Navigationselemente bietet: Wenn ein Surfer über Google auf eine Seite gelangt, gibt es scheinbar keinen Weg zurück. Sie sollten an der Surfstation daher den Hinweis aufkleben, dass die Tastenkombination Alt-Pos1 (Alt-Home) zur Startseite zurückführt. Das ist zwar Standard, aber nicht jedem geläufig.

Anlegen eines neuen Profils vor der Einrichtung von R-Kiosk

Hermann Apfelböck

Anlegen eines neuen Profils vor der Einrichtung von R-Kiosk

Ein einmal installiertes R-Kiosk ist nicht so ohne Weiteres zu beseitigen: Der radikale Weg ist es, nach der Eingabe firefox -P ??? den Profildialog zu starten und dort das gesamte Profil »Kiosk« zu löschen. Sanfter ist es, mit dem abgesicherten Modus von Firefox Erweiterungen und Plug-ins vorübergehend abzuschalten. Dazu starten Sie den Browser mit dem folgenden Terminal-Kommando

firefox -safe-mode

und finden dann über das Menü Add-ons das temporär deaktivierte R-kiosk. Dort können Sie es dauerhaft Deaktivieren oder Entfernen.

Abschalten von Tastenkombinationen: System-Hotkeys machen es leider leicht, absichtlich oder zufällig den Vollbild-Browser zu verlassen und Zugriff auf das System zu gewinnen. Daher müssen sämtliche Vorgaben wie Alt-F4, Strg-Windows-Unten etc. konsequent abgeschaltet werden. Unter Ubuntu und Linux Mint geht das recht bequem unter Systemeinstellungen -> Tastatur -> Tastaturkürzel, indem Sie Einträge markieren und mit der Rücktaste auf Deaktiviert setzen.

Die Hotkeys Alt-Tab und Umschalt-Alt-Tab sind an dieser Stelle nicht aufgeführt, sollten aber ebenfalls ausgeschaltet werden. Das erledigen Sie elegant, indem Sie ihnen Dummy-Aktionen zuweisen – etwa unter Ton und Medien die Aktionen Vorheriger Titel und Nächster Titel. Das hat nur den Zweck, die normale Funktion dieser Hotkeys durch die selbst definierten Aktionen funktionslos zu machen. Nach diesen Hotkey-Änderungen ist der Firefox ein robustes Gefängnis für normale Anwender.

Optionales Schlupfloch: Damit Sie als Administrator nicht selbst im Vollbild-Browser gefangen sind, vergeben Sie unter Systemeinstellungen -> Tastatur -> Starter für ein bereits vorhandenes Programm einen möglichst ungewöhnlichen Hotkey. Als Beispiel könnte etwa Terminal starten mit Umschalt-Win-Rücktaste belegt werden, was Linux als »Umschalt-Super-Löschen« einträgt. Dieser Hotkey lädt dann das grafische Terminal und befördert dabei auch das Hauptpanel und unter Ubuntu die Starterleiste zu Tage. Somit erhalten Sie vollen Zugang zum System.

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