Login
Newsletter
Werbung

Mo, 14. April 2003, 00:00

SuSE Linux 8.2

Der erste Eindruck

Die mitgelieferte Finanz-Applikation MoneyPlex

Mirko Lindner (demon)

Die mitgelieferte Finanz-Applikation MoneyPlex

Der erste Bootvorgang zeigt das veränderte Erscheinungsbild der neuen Distribution. Ähnlich wie andere kommerzielle Produkte diverser Hersteller verzichtete der Distributor auf Ausgaben der Boot-Meldungen. Statt dessen erscheint ein Fortschrittsbalken, das über die gerade initialisierten Daemonen und Dienste Auskunft erteilt. Natürlich ist dem Nutzer immer noch die Gelegenheit gegeben, auf eine konventionelle Bootroutine umzuschalten, um sich einen Einblick in das Treiben des Systems bei der Initialisierung zu verschaffen.

Wie bei der Vorgängerversion setzt der Hersteller standardmäßig auf das K Desktop Environment (KDE). Die im Paket ausgelieferte Version 3.1.1, aber auch eine Vielzahl anderer Applikationen, wurden an die Belange des Herstellers angepasst und um kleinere Funktionen erweitert. Um einen einheitlichen Look der beiden größten Umgebungen GNOME und KDE zu gewährleisten, nutzt GNOME die Geramik-Themen-Erweiterung, welche allen GTK+-Anwendungen ein an Keramik angelehntes Aussehen verleiht. So werden Fonts und Farbeinstellungen, die unter dem Kontrollzentrum des KDE getätigt wurden, auch auf alle GTK+-basierenden Anwendungen übertragen.

KControl, das Herz von KDE, erfuhr gegenüber der Original-Version eine Reihe von kleineren Änderungen. Wie bereits in der alten Version finden die Nutzer der Umgebung einzelne Module von YaST2 eingebettet vor. Erfreulich ist auch, dass SuSE in der Version 8.2 die Erweiterungen von XFree86 nutzt und die dynamische Änderung der Auflösung und der Frequenz ermöglicht. Ein entsprechendes Modul findet seinen Einsatz im KControl unter dem Menüpunkt »Arbeitsfläche«.

Mit der neuesten Version versuchen die Nürnberger den Risikofaktor »Mensch« in Punkto Sicherheit des Systems auf das Minimum zu reduzieren. Was bringen die besten Tools und die schnellsten Updates, wenn der Nutzer des Produktes nicht gewillt ist, diese zu installieren? Um dieses Manko aus der Welt zu schaffen, startet SuSE nun zum ersten Mal per Default eine kleine Applikation Namens »SuSEwatcher«. Das kleine Tool überprüft zyklisch die SuSE-Server nach Updates und startet im Falle neuer Pakete, falls gewünscht, den Update. Wie auch andere KDE-Applets kann auch der SuSEwatcher deaktiviert oder deinstalliert werden.

Die tägliche Arbeit

Wir bauen uns ein Kampfflugzeug

Mirko Lindner (demon)

Wir bauen uns ein Kampfflugzeug

Wer bereits mit der alten Version des Produktes gut zurecht kam, wird auch dieses Mal keine Probleme haben. Die Bedienung von YaST ist gewohnt einfach. Mit wenigen Mausklicks können komplexe Systemeinstellungen verändert und installiert werden. Dabei überprüft das Tool manuelle Änderungen der Konfigurationsdateien und versucht entweder alle Änderungen mit in die Konfiguration zu übernehmen, oder warnt vor einem möglichen Überschreiben und erstellt Sicherheitskopien. Eines der wenigen Mankos des ausgereiften und durchdachten Tools ist eine manchmal mangelhafte Bedienoberfläche. Manch ein Dialog beendet sich nach getaner Arbeit sang- und klanglos, ohne dem Nutzer die Resultate der Arbeit anzuzeigen. Vor allem ist diese Taktik verwirrend, weil der Nutzer in diesem Moment nicht weiß, ob die Einstellungen übernommen wurden, oder YaST einfach abgestürzt ist.

Glänzt der grafische YaST durch eine wirklich durchdachte Bedienung, ist die Steuerung des Tools in der Konsole immer noch mehr als verbesserungswürdig. Die aus Sicht von SuSE bewährte »Tab, Tab«-Taktik ist weder zeitgemäß noch intuitiv und trägt nicht zu flüssiger Arbeit bei. Hierbei sind auch die angebotenen Tastaturkürzel keine sonderliche Hilfe. Einen »roten Faden« sucht der Administrator in der Applikation vergebens, wie auch eine einheitliche Steuerung. Als bestes Beispiel dient hierfür die »Abbrechen«-Funktion, die in manch einem Dialog unter dem Kürzel »A«, in einem anderen wiederum unter dem Kürzel »B« angesprochen wird. Verwirrend kommt noch hinzu, dass sie mal »Abbrechen« und mal »Verwerfen« heißt.

Ein weiteres Problem, vor allem für alle nicht englischsprachigen Nutzer, stellt die Übersetzung manch eines Moduls und mancher Applikationsbeschreibung dar. Ist es noch verständlich, dass unbekannte und kleine Pakete nur in englischer Sprache erläutert werden, so ist dies bei Applikationen wie dem MoneyMaker, der nur in der deutschen Sprache verfügbar ist und auf den Seiten des Herstellers beworben wird, nicht mehr nachvollziehbar. Ferner könnte der Hersteller der kommenden Version der Applikation ein Modul zur Konfiguration von Samba, einem der wohl wichtigsten und bekanntesten Pakete unter Linux, und für die Einrichtung von PPTP-basierten DSL-Zugängen beilegen.

Sehr hilfreich ist bei SuSE die in das KDE-Hilfezentrum eingebettete SuSE-Hilfe. Neben der Supportdatenbank, die durch eine Fülle von Informationen zu SuSE Linux glänzt, bindet der Hersteller auch die Benutzer- und Administrationshandbücher ein. Ferner enthält das System zahlreiche weitere Dokumentationen und Manuals zu anderen Applikationen. Etwas störend ist lediglich die Suche in der Dokumentation. Leider unterstützt das System nicht Suchkriterien, die Umlaute beinhalten, was den Suchradius erheblich einschränkt und manch eine Suche zunichte macht.

Fazit

Auflösungänderung leicht gemacht

Mirko Lindner (demon)

Auflösungänderung leicht gemacht

Selten gestaltete sich eine SuSE-Installation so leicht und unkompliziert, wie es bei SuSE Linux 8.2 der Fall ist. Die Hardware-Erkennung, Partitionierung und Software-Installation funktionieren tadellos. Mit der Zeit entwickelte sich YaST zu einem sehr mächtigen Werkzeug, das in jeder Situation dem Nutzer sinnvoll unter die Arme greift und unter anderen Tools fast schon als Referenz gelten kann. Wer an seinem System »nur« arbeiten möchte und keine Konfigurationsorgien veranstalten will, wird mit der neuen Version von YaST genauso viel Freude haben, wie all jene, die das System auskundschaften möchten und neue Technologien von Linux ausprobieren wollen. Ein Versuch zeigte uns, dass sogar Nutzer, die weder Computer-versiert, noch Linux-sachkundig sind, mit SuSE 8.2 klar kommen und Spaß an ihrem System haben können.

Im direkten Vergleich mit der Vorgängerversion behob der Hersteller vor allem viele kleinere Probleme, die den Nutzern unter Umständen das Leben erschweren konnten. Diese Tatsache scheint sich auch in der SuSE-Mailingliste widerzuspiegeln, die nur wenige Allgemeinfehler zu verzeichnen hat. Die meisten Fehler sind eher spezieller Natur und kaum dem Distributor anzukreiden.

Leider schaffte es SuSE immer noch nicht, YaST im Konsolen-Modus zu einem wirklich intuitiv zu bedienbaren Werkzeug zu machen. Die unübliche Steuerung und verwirrende Tastaturkürzel machen die Arbeit mit dem im grafischen Modus wirklich hervorragenden Tool unnötig schwer. An dieser Stelle ist zu hoffen, dass der Produzent das Tool in der kommenden Version im Konsolen-Modus überarbeiten wird.

Der Einsatz neuester Technologien wie Kernel 2.4.20, XFree86 4.3, KDE 3.1.1, GNOME 2.2, GCC 3.3 prerelease und glibc 2.3.2 gepaart mit einer Vielzahl ausgereifter Open-Source und kommerzieller Applikationen, zeigt auf eine ausdrucksstarke Art und Weise, was Linux im Moment zu bieten hat und warum das Open-Source-Betriebssystem zu Recht als eine Alternative zu anderen kommerziellen Systemen gehandelt wird. So ist es nicht verwunderlich, dass die neueste Version der Distribution in der Tat eine der besten und ausgereiftesten Veröffentlichungen des Produktes ist, das es je gab.

Kommentare (Insgesamt: 0 )
Pro-Linux
Pro-Linux @Facebook
Neue Nachrichten
Werbung