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Mi, 22. Oktober 2008, 00:00

Der Linux-Kongress 2008 in Hamburg

Wolfgang Mauerer

Hans-Joachim Baader (hjb)

Wolfgang Mauerer

Der folgende Vortrag von Wolfgang Mauerer »Chasing the Penguin: Evolution and State of the Kernel« konzentrierte sich auf die Themen »Dynamik der Kernel-Entwicklung«, »Kernel-Dokumentation«, »Den Kernel verstehen« und »Soziale Aspekte«. Die Vortragsunterlagen (PDF) sind verfügbar. Parallel stellte im Raum 2 Benjamin Martin seine Doktorarbeit über »Semantic Filesystems and Formal Concept Analysis a PhD 5 years in the making« vor. Leider gibt es keine Ausarbeitung und keine Vortragsunterlagen dazu. Falls die Doktorarbeit bereits veröffentlicht ist, können Interessierte sie wohl über Bibliotheken beziehen. Seine Arbeit führte dazu, dass libferris nun neben der konventionellen Desktopsuche auch mittels Formal Concept Analysis suchen kann.

Für die Verpflegung war durchgehend gesorgt

Hans-Joachim Baader (hjb)

Für die Verpflegung war durchgehend gesorgt

Nach der Mittagspause, in der ein schmackhaftes warmes Büffet bereitstand, ging es in Raum 1 weiter mit Sripathi Kodi, der »Testing real-time Linux. What to test and how?« vortrug. Leider existieren von diesem Vortrag ebenfalls keine Aufzeichnungen oder Unterlagen. Er entwickelte mit seinen Kollegen bei IBM in Bangalore Testcode für die Realtime-Preempt-Patches, die für die Entwickler von Interesse waren und nun Teil des Linux Test Project sind. In Raum 2 stellte Ulrich Schwardmann »Server Consolidation with Xen Farming« (Vortragsunterlagen als PDF) vor. Der Referent beschrieb eine Machbarkeitsstudie, die bei der GWDG durchgeführt wurde, und gab Informationen über das Dateisystem-Layout, das zur gemeinsamen Nutzung von nicht änderbaren Dateien vorgesehen ist, und verschiedene Aspekte von Installation und Administration.

In der nächste Runde von Vorträgen sprach Dhaval Giani, ebenfalls von IBM Bangalore, über den neuen Linux-Scheduler, den Completely Fair Scheduler (CFS). Eine Ausarbeitung seines Vortrags »The Linux Scheduler, today and looking forward« ist in den Proceedings der Konferenz zu finden. Daneben in Raum 2 fand der Vortrag »Virtualization cluster built with Xen and iSCSI-SAN« von Thomas Groß statt. Neben der Ausarbeitung sind dazu die Vortragsunterlagen (PDF) verfügbar.

Lars Ellenberg

Hans-Joachim Baader (hjb)

Lars Ellenberg

Nach einer letzten Kaffeepause mit Kuchen begann ein Vortragsmarathon mit jeweils drei Vorträgen pro Hörsaal. In Raum 2 gab es nacheinander »Scalable and Practical OpenSource Embedded System« von D. Jeff Dionne (Vortragsunterlagen als PDF), »New Connection Manager for embedded Linux systems« von Marcel Holtmann sowie »Enhancing Security of Linux-based Android Devices« von Aubrey-Derrick Schmidt (Vortragsunterlagen als PDF) zu hören. In Raum 1 dagegen drehten sich die Vorträge um Hochverfügbarkeit, DRBD und den DeviceMapper. Zunächst gab Lars Marowsky-Brée einen höchst interessanten Ausblick auf »High-Availability on Linux: The Future« Vortragsunterlagen (PDF). Das Projekt macht tiefgreifende Änderungen durch. Der Cluster Resource Manager (CRM) heißt jetzt Pacemaker und ist ein separates Projekt. Version 3.0.0 von Heartbeat steht bevor, aktuell ist Version 2.99.x im Betatest. Diese Version wird sich durch die Entfernung von viel ungewartetem Code, Updates der Resource Agents und einen verstärkten Fokus auf die Infrastruktur auszeichnen.

Pacemaker ist dabei kein Fork, sondern eine Aufteilung des Projektes. Version 1.0.0 wurde während der Konferenz veröffentlicht. Schwerpunkte dieser Version waren Aufräumarbeiten und Stabilität. Das Programm unterstützt neben Heartbeat auch die andere Hochverfügbarkeitslösung OpenAIS. Es besitzt eine neue Kommandozeilenschnittstelle und überwacht die Aktionen auf Timeouts. Die Syntax der Cluster Information Base (CIB) wurde verbessert und ebenso die Dokumentation.

Zu den Verbesserungen in der CIB zählen die Unterstützung von CIB Shadow, das RelaxNG Schema, das bessere Validierung der Definitionen ermöglicht, Element-Referenzen, m:n-Einschränkungen, allgemein einfachere Syntax, reibungslose Migration und Verbindung von anderen Rechnern aus. Auch die grafische Oberfläche von Pacemaker wurde verbessert.

Marowsky-Brée berichtete auch vom Cluster Development Summit in Prag, bei dem wichtige Entscheidungen gefällt wurden. Die konkurrierenden Hochverfügbarkeitslösungen OpenAIS und Heartbeat werden verschmelzen. Die Basis wird OpenAIS bilden, dazu kommt Pacemaker als CRM. Es wird (wie bisher) OCF Resource Agents geben, eine Fencing-Komponente, und CLVM2, OCFS2 und GFS2 werden unterstützt. Die Fertigstellung dieses Stacks ist für nächstes Jahr anvisiert.

Heinz Mauelshagen

Hans-Joachim Baader (hjb)

Heinz Mauelshagen

Anschließend referierte Lars Ellenberg über die Zukunft von DRBD. Eine Ausarbeitung seines Vortrags »DRBD 9 + Devicemapper: The Future of (Linux) Block-Level Storage Replication« ist in den Proceedings enthalten. Die derzeitige Architektur von DRBD ist an ihren Grenzen angekommen, sagte Ellenberg. DRBD ist derzeit monolithisch, so dass es nicht einfach zu ändern ist. Es gibt keine Replikationsgruppen, daher gibt es keine definierte Reihenfolge bei Schreiboperationen. Replikation mit mehr als zwei Partnern ist nicht möglich. Und bei Replikationen mit niedriger Bandbreite ist die Latenzzeit tödlich.

Social Event in Sagebiels Fährhaus. Vorne Von links im Uhrzeigersinn: Teilnehmer aus den Niederlanden, James Bottomley, Wolfgang Mauerer, Jonathan Corbet, Glauber Costa, Dhaval Giani und Sripathi Kodi

Hans-Joachim Baader (hjb)

Social Event in Sagebiels Fährhaus. Vorne Von links im Uhrzeigersinn: Teilnehmer aus den Niederlanden, James Bottomley, Wolfgang Mauerer, Jonathan Corbet, Glauber Costa, Dhaval Giani und Sripathi Kodi

DRBD 9 wird daher auf modulare Weise neu geschrieben. Die neue Version soll ein vollständiges Journal erhalten, um die korrekte Reihenfolge von Schreiboperationen zu garantieren. Die Replikation wird in den Device Mapper integriert. Allgemein soll die Replikation intelligenter werden, um eine bessere Wiederherstellung nach Fehlern zu ermöglichen. Es soll möglich werden, zwischen mehr als zwei Systemen zu replizieren, und mehrere Primärknoten gleichzeitig zu haben. Eine Betaversion von DRBD 9 könnte im Sommer 2009 verfügbar sein.

Mit »Device Mapper Remote Replication Target« (Vortragsunterlagen als PDF) schloss sich Heinz Mauelshagen thematisch direkt an seinen Vorredner an. Er arbeitet seit Ende 2007 an dem neuen Target »Replicator« für den Device Mapper. Dieses soll die Replikation von beliebigen Gruppen von Blockgeräten als Einheit auf ein oder mehrere andere Systeme ermöglichen. Die Replikation garantiert die korrekte Reihenfolge von Schreiboperationen und kann synchron oder asynchron erfolgen. Bei weiten Entfernungen und entsprechend langen Latenzzeiten zwischen den Rechnern wird man normalerweise asynchron arbeiten. Der Replicator wird jedoch Schwellenwerte kennen, bei deren Erreichen er vom asynchronen in den synchronen Modus wechselt. Einer der Gründe dafür ist, dass nur begrenzt Platz für die Speicherung der asynchronen Operationen zur Verfügung steht. Wenn dieser ausgeschöpft ist, bleibt nichts anderes übrig, als auf die Vollendung der aktuellen Operation zu warten.

Nach den Vorträgen fand noch eine Key Signing Party statt, dann mussten die Teilnehmer sich allmählich nach Blankenese aufmachen, wo in Sagebiels Fährhaus der gesellige Abend stattfand. Bei Tageslicht hat man von dort aus einen schönen Ausblick auf die Elbe. Für das fehlende Tageslicht entschädigte das reichhaltige Büffet mit regionalen Spezialitäten. Recht früh, gegen 23 Uhr, traten die meisten schon wieder den Rückweg ins Hotel an, vermutlich um für Jonathan Corbets Keynote um 9.30 Uhr am folgenden Morgen fit zu sein.

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