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So, 2. November 2003, 00:00

SuSE 9.0 Usability-Test

Vorwort

»Du sollst nicht lügen« lautet eines der zehn Gebote, die schon seit tausenden Jahren in aller Munde sind. In Zeiten von Globalisierung, Übernahmen und Konkurrenzkämpfen scheint dies in Vergessenheit geraten zu sein. Seit Jahren scheint die Open-Source-Bewegung ein Lichtblick zu sein im ewigen Kampf gegen die Software-Monopole - und wieder wird ein ehrlicher Kämpfer mit der Aufschrift »SuSE Linux 9.0« ins Rennen geschickt, um gegen das Monopol M$ anzukämpfen.

Vollmundig verspricht er: »So einfach war der Wechsel noch nie. [...] Mit einer Installation, die auch für Neulinge fast von alleine läuft« - »Auch Linux Einsteiger können SUSE LINUX 9.0 innerhalb kürzester Zeit auf Ihrem PC installieren.« - »Lieber ein System mit 1000 Programmen als eins mit 1000 Problemen!«

Nun gut, hab ich mir gedacht. Wollen wir mal schauen, ob uns die Marketingabteilung nur Märchen erzählt hat, oder ob das Linux System tatsächlich etwas für blutige Anfänger ist!

Die Testbedingungen

Nein, kein klassischer Distributionstest, sondern ein Test, wie einfach bzw. schwer SuSE zu bedienen ist.

Zuerst wollte ich einfach mal einen frisch installierten Rechner testen, aber diese Versprechungen luden dazu förmlich ein, das System auch mal einer Installationsprobe zu unterziehen.

Dabei will ich so objektiv sein wie möglich. Wir als Linuxer sehen Linux schon mit anderen Augen und können kleine bis größere Probleme erkennen und lösen - daher für einen Distri-Test ungeeignet.

Wie wäre es denn mit der anderen Sorte, die absolut null Ahnung von Linux hat? Als "Mausschubser", "Klicki-Bunti-Nutzer" und DAUs werden sie abgestempelt - dabei haben sie auch genau das selbe Recht wie wir, an der Open-Source-Bewegung teilzunehmen und evtl. mal irgendwann ihren Beitrag beizusteuern. Wir haben alle mal so angefangen.

Ja, es gibt auch Menschen, die den PC einfach nur als Arbeitstier missbrauchen und keine Zeit und Lust haben, sich stundenlang in vi oder emacs einzuarbeiten, um dann X in einer Nachtaktion zum Laufen zu bekommen...

Daher habe ich meine Schwester angeheuert, sich das mal genauer anzuschauen. Sie als Computerlaie wird von mir vor einen Rechner gesetzt und soll da SuSE 9.0 installieren und sich dann auch mal mit dem System beschäftigen. Ich schaue ihr dabei über die Schulter und halte meine Klappe.

Mir ist klar, dass der folgende Test nicht als repräsentativ angesehen werden kann, da er aus meinem persönlichen Interesse entstanden ist und mir einfach die Testpersonen fehlen.

Als Testrechner wird ein Celeron 366 mit 96 MB RAM und 10 GB Festplatte verwendet - zur Erinnerung: Wir testen hier nicht, auf welcher Hardware SuSE 9.0 läuft oder nicht.

Die Installation

Los geht's: CDs liegen bereit, meine Schwester sitzt vor dem Bildschirm. Gleich schon das erste Problem: Irgendwie hat der Rechner mit dem alten Betriebssystem (SuSE 8.2) gebootet. Nanu? Was ist denn jetzt kaputt? Ganz klar: Die Voreinstellung der ersten CD heißt "Boot from harddisk". Natürlich ist derjenige, der Lesen kann, im Vorteil, denn man muss natürlich auf »Installation« gehen. :-)

Nichtsdestotrotz kam sie dann in die Installationsroutine hinein und YaST schlug einige Sachen vor; also die üblichen Scherze wie: Partition hdx formatieren, Standard-Softwarepaket, GRUB usw.

Wir als Semi-Gurus würden natürlich gleich unseren individuellen Hauch auf die Platte schreiben lassen - sie als Anfängerin war natürlich mit den Voreinstellungen hochzufrieden.

Und so hatte sie relativ schnell auf "Installieren" geklickt - los ging's. Nach einer knappen Stunde Festplattengeratter durfte sie ein root-Passwort vergeben, die Hardware konfigurieren und Benutzer einrichten. Natürlich waren auch hier die Hilfestellungen in der linken Leiste wichtig und auch die Voreinstellungen wurden mit einem Schulterzucken bejaht.

Nun der erste Start: KDE, 1, 2, 3... stopp... nach 5 Minuten immer noch nichts passiert. Was ist da los? Sie also den Rechner ausgeschaltet und neu gestartet - schwarzer Bildschirm: "Partition invalid" (ich kann mich nicht an den genauen Wortlaut erinnern, da ich bei dieser Aktion nicht im Raum anwesend war).

Da habe ich ihr mal den Tipp gegeben, sie solle mal von der CD booten. Ich muss zugeben, bei diesem Problem war ich selber überfragt.

Also YaST wieder gestartet und die Option "System retten" stach ihr ins Auge. Schon legte YaST los und untersuchte das System sehr sorgfältig - ich war von dieser neuen Funktion, die ja erst seit dieser Version dabei ist, positiv überrascht! Nach kurzer Suche schien der Fehler gefunden: GRUB war anscheinend falsch installiert oder konfiguriert (was nicht an den Einstellungen meiner Schwester gelegen hat).

Die Vorschläge zur Lösung des Problems wurden vom Testopfer dankend angenommen.

Und tatsächlich: Beim nächsten Start fuhr das System sauber hoch und auf dem Mund meiner Schwester zeichnete sich ein stolzes Lächeln ab. Wunderbar. Lektion 1 bestanden. Also erstes Fazit: Eigentlich kann jeder, der eine Maus bedienen kann, auch Linux installieren... Doch kann er das System auch gleich bedienen und damit arbeiten?

Der Aufgabenteil

Sie sollte sich anfangs überlegen, was sie alles mit dem Rechner machen will. Gemeinerweise habe ich mir vor dem Test paar Aufgaben überlegt, die auch ihre Wünsche zum Teil schon abdeckten. Dabei wollte ich einfach mal schauen, ob jemand intuitiv in der Lage ist, paar simple (auch teilweise schwere) Sachen zu erledigen.

Meine Aufgaben:

  1. Ins Internet gehen (enthält auch die Konfiguration der Modemeinwahl - mangels fehlender Hardware konnte die ISDN- oder DSL-Konfiguration nicht getestet werden)
  2. Mails abrufen (also KMail zum Laufen bekommen)
  3. Musik von einer MP3-CD abspielen
  4. Programm installieren (ich habe KBear gewählt, weil der neue Benutzer per FTP seine Internetseite pflegen will)
  5. Firewall einrichten, denn es gibt viele böse Menschen im Internet ;-)
  6. Backup ihres home-Verzeichnisses erstellen, also CD brennen
  7. als Abschluss: Das Timeout des Bootloaders verkürzen, da sie nicht so lange beim Booten warten wollte

Aufgabe 1

Bei der Installation ist mir eine Panne passiert: Das Modem war nicht an. Also durfte sie im Nachhinein noch mein Modem einrichten. Gesagt getan: Sie startete YaST, suchte etwas herum, bis sie dann freudestrahlend das Symbol mit einem Modem fand. Sie hat geschimpft, was das soll, denn sie kennt sich mit so einem Gerätemist nicht aus. Also wurde immer schön auf "Weiter" geklickt. Doch es gelang ihr tatsächlich, das Modem samt Internetverbindung zum Laufen zu bekommen. Leider erschien das kinternet-Icon in einem eigenen Fenster auf dem Desktop...

Aufgabe 2

Auch wenn die Suche etwas lange dauerte: fast wie an einer Perlenkette hangelte sie sich in KMail bis zu der Netzwerkeinstellung, also der Konfiguration der POP3 und SMTP-Server, vor. Wunderbar.

Aufgabe 3

Da ging's schon los... erst hat sie im K-Menü/SuSE-Menü nach einem Spieler gesucht. Doch wieso fand sie unter /media/cdrom keine MP3s? CD war drin... mit gerunzelter Stirn suchte sie rum, bis sie auf dem Desktop fündig wurde: CD-ROM... draufgeklickt und schon hatte sie die MP3-Dateien vor Augen. Nanu? Wieso geht die CD nicht raus? Verdammtes Ding! Da musste ich ihr erstmal erklären, dass man eine CD erst unmountet, um sie herausholen zu können.

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