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Di, 17. Juli 2001, 00:00

Vortrag: »Ist GNU/Linux auf dem Desktop tot?«

Vortrag von Peter Ganten, Univention

Hier wollte Peter Ganten den Zuhörern die Vor- und Nachteile von GNU/Linux als Desktopsystem näherbringen. Er erzählte uns, was ein Desktop ist und was ein Desktop erfüllen sollte. Er unterschied in zwei unterschiedliche Desktops. Einmal wäre da der Consumer- und zum anderen der Arbeitsplatz-Desktop. Bei Power-Usern, Admins und Entwicklern geht das aber sehr fließend ineinander über. Nun ja, die gehören ja auch zu einer, wie soll ich sagen, anderen Sorte von Linux-Anwendern. :-)

Aber zurück zum Vortrag. Wie ich schon gesagt habe, unterscheidet er zwei Arten von Desktopsystemen. Für den Consumer sind die Anforderungen höher als für den Arbeitsplatz-Desktop. Hier wird schließlich viel Software installiert und deinstalliert. Dazu kommen Multimedia-Anwendungen (MP3, DVD, MPEG, 3D u.a.), Internet (WWW, E-Mail, Chat, ICQ u.a.) und natürlich auch die Office-Programme. Zudem soll das Betriebssystem auch noch vom User selber administriert werden. Für einen Arbeitsplatz ist die Sache viel einfacher. Die Anforderungen sind konstant. Hier wird nicht so viel installiert. Das meiste davon wird nur einmal auf die Platte gebracht und dort wird es dann nur noch gestartet. Am meisten finden sich hier Datenbanken, Office-Pakete und auch Internet-Anwendungen. Die Administration von solchen Systemen übernimmt in diesem Fall nicht die Sekretärin, die am PC arbeitet, sondern nur Fachpersonal.

Für die Zukunft des PCs sieht Ganten den PC mehr und mehr als zentrales Steuerungsgerät. Und auch die einzelnen Anwendungen werden immer mehr serverseitig gestartet. Aber die typischen Arbeitsplatzgeräte, wie die Tastatur und Maus, werden wohl auch in naher Zukunft nicht ersetzt werden.

Mircosofts .NET sieht er mehr als Gefahr an, da sie die ganzen Userdaten, Identitäten und Eigenschaften zentral speichern. Dadurch kann Microsoft das Benutzerverhalten sehr genau ausspähen und auch dementsprechend reagieren. Das Ganze baut ja auf HAILSTORM und MS Passport auf. Und wenn sich diese als Standards durchsetzen und sich jeder daran gewöhnt hat, denkt Microsoft auch sehr wahrscheinlich über ein gewisse Lizenzgebühr nach, die man dafür erheben könnte. Um aber sowas im großem Stil aufzuziehen, braucht Microsoft Kontrolle über Applikationen, Desktops und Web-Browser. Und eine eigene Server- und Netzinfrastruktur sowie Inhalt und Dienstanbieter. Zum Schluß noch natürlich die Bereitschaft der User und Firmen, ihre Daten Microsoft anzuvertrauen. Zudem ist es mit den Produkten von Microsoft auch nicht weit her. Teilweise sind sie inkompatibel zueinander, weisen Stabilitätsprobleme auf, die Anpassungsmöglichkeiten fehlen und die neuen Lizenzmodelle sind sehr restriktiv.

Und deswegen, meint Ganten, sehen sich die User immer mehr nach Alternativen um, wie z.B. Linux oder MacOS. Zudem ist Windows kein offener Standard wie das Internet oder Linux. Wer sich Windows hingibt, läßt sich auch vom Windows kontrollieren.

Allerdings ist auch Linux nicht fehlerfrei. Gerade die Entwicklung zum Desktop wird vom immer mehr Firmen abgelehnt, weil sie nicht auf mittelfristige Investitionen setzen wollen. Sie stehen eben unter hohem Gewinndruck. Und auch die Verbreitung von Linux ist zur Zeit sehr schwer abschätzbar. Zwar gibt es Studien zu der Verbreitung, wie die SuSE-Emnid-Studie, die besagt, daß 10% der Anwender, die sich ein neues System zulegen wollen, Linux dann einsetzen würden und immerhin 28% erwägen diesen Schritt. Oder die Studie von IDC, die Linux mit einem Marktanteil von 4% sieht und sich die Verbreitung von 1999-2000 um 25% steigerte. Zum Vergleich, MacOS hat einen Marktanteil von 5-6%.

Aber Linux hat auch entscheidende Vorteile. Bei den Kosten ist Linux in der Anschaffung sehr billig, die einzelnen Distributionen liefern ein sehr großes Softwareangebot mit, die Hardwareanforderungen sind auch mitunter sehr gering und man ist herstellerunabhängig. Und auch bei der Funktionalität hat Linux einiges zu bieten. Multiuser, viele Serveranwendungen, Stabilität und Kompatibilität zu anderen Netzwerksystemen (wie Novell, UNIX, oder MacOS). Zudem ist Linux sehr flexibel, man denke da nur an die vielen Plattformen, auf denen es läuft. Und auch daß man für Firmen maßgeschneiderte Lösungen bereithalten kann, ist nur einer von vielen Vorteilen, die Linux zu bieten hat.

Aber auch die Anwendungsverfügbarkeit hat sich in den letzten Jahren sehr verbessert. Es gibt jetzt eine sehr breite Palette von Browsern, Spielen, Desktops und Office-Programmen, die zur Wahl stehen. Und auch in Punkto Sicherheit ist Linux beispielhaft. Zumal das Thema immer wichtiger wird. Hier kann Linux seine jahrelangen Erfahrungen als Serverbetriebsystem einbringen.

Im Grunde ist Linux jetzt schon ein kleines Desktopsystem, man muß sich nur trauen, es mal auszuprobieren. Und wer weiß jetzt schon, wie es in fünf Jahren aussieht.

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