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So, 9. September 2007, 00:00

Das freie Desktop-Betriebssystem Syllable

  • Syllable verfügt über ein eigenes Dateisystem namens AFS, das seit Atheos nicht viel weiterentwickelt wurde. Es handelt sich dabei um ein modernes 64-Bit Journaling-Dateisystem. Natürlich werden auch andere Dateisystem unterstützt. So kann auf ext2 und ext3 zugegriffen werden, auf ext3 jedoch nur lesend. Auf FAT-Dateisysteme lässt sich ebenfalls lesend und schreibend zugreifen. Inzwischen wurde auch der NTFS-Treiber ins Basissystem aufgenommen. Dieser ist bis dato noch nicht für Schreibzugriffe geeignet.
  • Ein ATAPI-Treiber ist verfügbar, der im Vergleich zu Atheos CDROM-Zugriffe und die Einbindung von Festplatten im UDMA-Modus ermöglicht. Treiber für einige SATA-Chipsätze stehen inzwischen ebenso bereit. Dennoch müssten weitere portiert werden.
  • USB wird unterstützt, die libusb steht ebenso bereit, die inzwischen z.B. den Einsatz von Scannern ermöglicht. Durch CUPS lassen sich auch Drucker ansteuern. Ebenso lässt sich auf per USB angeschlossene Festplatten und CDROM-Laufwerke zurückgreifen.
  • ACPI wird seit einigen Versionen ebenfalls unterstützt. Dies ermöglicht den Einsatz auf mehreren Prozessoren und Hyperthreading, auch wenn noch keine Optimierungen in dieser Richtungen unternommen wurden (z.B. ein angepasster Scheduler). Inzwischen dazu gekommen oder in naher Zukunft eingepflegt werden zusätzliche Treiber zum Anpassen der CPU-Frequenz, so z.B. Unterstützung für AMDs PowerNow!.
  • Eine ganze Reihe von Netzwerkkarten wird unterstützt, so sollten zumindest die am weitesten verbreiteten unterstützt werden. Treiber für Gigabit-Karten wurden inzwischen auch portiert. WLAN wird leider bis dato nicht unterstützt. Der Zugriff lässt sich mittels PPPoE oder Ethernet realisieren. Eine vollständige Infrastruktur zum Zugriff auf Netzwerke (Protokolle wie UDP und TCP, DHCP-Server etc.) steht bereit. Neu ist der TUN-Treiber, der es User-Space-Programmen erlaubt, als Endpunkt eines Netzwerkes in Erscheinung zu treten.
  • Für den Appserver genannten Teil des Systems, der für die grafische Oberfläche zuständig ist, gibt es eine mit der Zeit gewachsene Anzahl von portierten Grafik-Treibern. Generell eine gute Übersicht über verfügbare Treiber liefert syllable-hardware.info

Die grafische Nutzerschnittstelle wird durch den Appserver bereitgestellt, von dem es inzwischen eine Portierung auf den Linux-Kernel gibt. Damit gibt es nun zwei Versionen, die parallel zueinander weiterentwickelt werden: Syllable Server mit dem hochgradig netzwerkpotenten Linux-Kernel als Fundament und Syllable Desktop, mit einer - im Vergleich zur Server-Version - besseren Grafikfähigkeit (in der Server-Version kommuniziert der Appserver mit der Grafikhardware mittels DirectFB, einer Bibliothek ohne Hardwarebeschleunigung).

Der Kernel ist nahezu vollständig in C geschrieben und auf 32 Bit ausgelegt, während die API in der Sprache C++ bereitsteht. Bemühungen, den Kernel auch in einer 64-Bit-Version bereitzustellen, gab es bereits, diese wurden jedoch fürs Erste hintangestellt.

Das System kann im Gegensatz zu seinen Vorbildern AmigaOS und BeOS mit mehreren Benutzern umgehen. Einmal abgesehen von einer Trennung zwischen dem Super-User root und »normalen« Benutzern gibt es keine Sicherheitsmaßnahmen, wie eine Rechteverwaltung. Diese soll jedoch mit dem geplanten SylSec eingeführt werden (s. Roadmap).

Installation

Einen grafischen Installer gibt es bisher leider noch nicht

Jan Niemeyer

Einen grafischen Installer gibt es bisher leider noch nicht

Will man wirklich nur einen Blick auf Syllable werfen, sind natürlich die Live-CDs ratsam. Diese finden sich in unterschiedlichen Lokalisierungen auf syllable-livecd.info. Eine andere Möglichkeit ist die Installation eines bereits vorgefertigten VMware-Abbildes.

Installationsmedien sind auf der Projektwebsite syllable.org verfügbar. Ein grafischer Installer ist seit längerer Zeit in Planung, aber noch nicht realisiert. Bisher muss man sich daher mit einem rein textbasierten begnügen. Und natürlich sollte man wie immer Vorbereitungen und Vorsichtsmaßnahmen treffen, also vor allem sicherstellen, dass die Installationspartition keine sensiblen Daten enthält.

Nachdem dies geklärt ist und das Image auf eine CD gebrannt wurde, kann von CD gebootet werden. Es wird - hoffentlich - der Bootloader GRUB erscheinen, der den Start der Installation ermöglicht. Syllable mag inzwischen zwar recht weit fortgeschritten sein, man muss aber noch mit kleineren Aussetzern rechnen. Es kann also sein, dass der Kernel während des Bootens einfriert. In der Regel wird man diese Hürden jedoch mittels Bootoptionen nehmen können:

enable_ata_dma=false
disable_pci=true
disable_acpi=true
disable_usb=true

Man sollte diese Parameter anwenden, wenn Probleme auftauchen. Natürlich sollte man dann aber auch den Fehler im Forum, auf der Mailingliste oder im Bug-Tracker kundtun, je nach eigenem Kenntnisstand. Aufgrund solcher Fehler sollte man dieses ambitionierte Projekt nicht gleich als unnütz oder schlecht abstempeln, sondern den Entwicklern bei der Problemlösung helfen.

Bootet der Kernel wie gewollt, so wird ein Terminal mit der Installationsroutine erscheinen. Diese wird den Nutzer weitestgehend durch die Installation leiten und sollte durch die meisten zu bewältigen sein. Sollten dennoch Fragen oder Probleme aufkommen, hilft die bereits bestehende Dokumentation hoffentlich weiter.

Eine Anmerkung sollte an dieser Stelle jedoch noch gemacht werden. Problematisch ist nämlich nach wie vor die Installation des GRUB-Bootloaders. Bei diesem handelt es sich um eine spezielle Version, die auf das AFS-Dateisystem zugreifen und mit den Syllable-Kernelmodulen umgehen kann. Diese stand jedoch lange Zeit für Syllable selbst nicht zur Verfügung, sondern nur für Linux. Inzwischen steht zwar ein Port bereit, aber in der neuen Version kann es immer noch zu Problemen kommen. Daher sollte man den von der Installations-CD bootbaren GRUB-Bootloader selbst zur Installation verwenden. Dies kann man mittels

root=(hd0,8)
setup=(hd0,8)

In diesem Beispiel sollte man natürlich die für die eigenen Installation passenden Werte eintragen. Bei hd0,8 handelt es sich um die erste Festplatte und deren 9. Partition. Dies muss die Syllable-Partition sein. Das Beispiel installiert auf dieselbe Partition, auf der auch das System zu finden ist. Kann natürlich auch der MBR (setup=(hd0)) sein.

Es wird empfohlen, die Syllable-Version von GRUB auf die gleiche Partition wie das System selbst zu legen und diesen Bootloader dann von einem bereits installierten zu laden. Sollte GRUB bereits installiert sein, so geschieht dies mittels eines Eintrags in die /boot/grub/menu.lst:

 root=(hd0,8)
chainloader +1

Danach sollte einen eine frische Syllable-Installation erwarten.

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