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So, 9. September 2007, 00:00

Das freie Desktop-Betriebssystem Syllable

Betrieb und Praxis

Nach dem ersten Start erwartet einen der Anmeldebildschirm. Bisher gibt es nur den Benutzer root mit gleichnamigen Passwort. Nach dem Anmelden sollte unverzüglich das Passwort geändert werden und ein weiterer Benutzer angelegt werden. An diesem Punkt sollte man sich auch erst einmal mit der WELCOME-Datei auseinandersetzen, die einem den Start in die neue Umgebung erleichtert. Ein Link auf diese Datei findet sich nach dem ersten Start auf der Arbeitsfläche.

Konfiguration

Das Ziel ist es, das System einmal nur mit grafischen Hilfsmitteln zu konfigurieren. Für die meisten Dinge ist dies auch bereits der Fall, so z.B. um die Auflösung des Bildschirms, das Tastaturlayout, die Sprache der Oberfläche oder aber die Einstellungen der Drucker zu ändern. Letzteres umfasst jedoch nur die elementaren Konfigurationsmöglichkeiten.

Für portierte Anwendungen wie z.B. CUPS und Samba gibt es noch keine speziellen Konfigurationsfrontends, daher muss man die jeweiligen Dateien unterhalb von /etc editieren.

Den Kernel selbst kann man vor allem über die oben beschriebenen Bootoptionen anpassen. Über den Bootloader kann man jedoch auch eine Wahl der Module treffen, da diese vom jeweiligen Bootloader mit dem Kernel in den Speicher geladen werden müssen. Eine (Grub-)Konfiguration könnte also so aussehen:

kernel /system/kernel.so rootfs=iso9660 root=@boot disable_config=true uspace_end=0xf7ffffff
module /system/drivers/dev/bus/acpi
module /system/drivers/dev/bus/pci
module /system/drivers/dev/bus/ata
..

Anpassungen kann man nun durch Ändern der jeweiligen Einträge in /boot/grub/menu.lst vornehmen. Gerätespezifische Funktionen kann man jedoch noch nicht ändern.

Native Software

Die neue, auf WebKit aufbauende ABrowse-Version ist wesentlich flexibler. Mit JavaScript, SSL und anderen Technologien ist er auf jeden Fall besser für die Zukunft gerüstet als sein Vorgänger

Jan Niemeyer

Die neue, auf WebKit aufbauende ABrowse-Version ist wesentlich flexibler. Mit JavaScript, SSL und anderen Technologien ist er auf jeden Fall besser für die Zukunft gerüstet als sein Vorgänger

Ein Großteil der nativen Software ist bereits mit der Basis-Installation auf der Festplatte gelandet. Einen guten Überblick über die bestehende Software lieferte die Datenbank Kamidake, die aber seit einem Festplatten-Crash nicht mehr zur Verfügung steht. Die neue Datenbank syllable-software.info ist leider noch im Aufbau begriffen.

ABrowse ist der native Browser von Syllable und basiert seit Version 0.6.4 auf WebKit und nicht mehr auf einer veralteten Version von KHTML. Dieser Umstieg machte JavaScript und moderne Web-Standards verfügbar. Whisper ist ein E-Mail-Client, der aber bisher nur Zugriff auf POP3-Postfächer erlaubt. Daneben gibt es die üblichen kleinen Helferlein, wie einen Bildbetrachter und einen Texteditor. Weitere nennenswerte Programme sind SIDE - wie der Name verrät: eine IDE, SimpleBurn - eine Anwendung zum Brennen von CDs - oder Contact zum Verwalten von Personendaten. Wichtig ist auch das Developers Delight-Paket, das sowohl SIDE als auch wichtige Compiler, Bibliotheken und Entwicklungstools bereitstellt (in Version 7: GCC 4.1.2, Doxygen, Ruby und andere).

Native Software ist über das Anwendungsmenü am oberen linken Bildschirmrand zu erreichen. Alle Programme liegen dabei in Form einzelner Ordner im Verzeichnis /Applications. Da native Programme in Form von Zip-Paketen kommen, lässt sich die Installation eines solchen Paketes folgendermaßen bewerkstelligen: unzip abrowse-0.5a.bin.zip -d /Applications

Zum Entfernen löscht man einfach den jeweiligen Ordner.

Gebaut wird native Software mit dem Programm Builder, ebenso portierte Anwendungen und das Betriebssystem selbst. Dies erreicht man durch einen Aufruf von Builder mit dem Verzeichnis, das den Quellcode enthält, als Argument: builder beispiel/

Vorher muss Builder jedoch mit dem Developers Delight getauften Paket installiert werden.

Portierte Anwendungen

Auch das Spiel Battle for Wesnoth steht als Port bereit

Jan Niemeyer

Auch das Spiel Battle for Wesnoth steht als Port bereit

Bei portierten Anwendungen handelt es sich vor allem um Anwendungen für die Konsole, wie den Mailclient Mutt und SDL-Programme. Syllable beinhaltet eine Unterstützung für einen großen Teil des POSIX-Standards und auch ncurses, sodass eine Portierung von Terminalprogrammen relativ einfach ist. Für Syllable steht außerdem eine nahezu vollständige Version der Multimedia-Bibliothek SDL zur Verfügung, sodass auch so manches Spiel, wie z.B. Battle for Wesnoth, portiert wurde. Der SDL-Port ist inzwischen nahezu vollständig und läuft zufriedenstellend. Emulatoren wie Mopen64 (N64), ZSNES (SNES) oder E-UAE (AMIGA) konnten mit wenigen Zeilen Anpassung unter Syllable zum Laufen gebracht werden. Die Performance lässt leider manchmal noch zu wünschen übrig, da Unterstützung für OpenGL zum Beispiel bisher leider nur in Planung ist. Auch Dosbox und Bochs stehen bereit; nur Qemu bereitet den Entwicklern Kopfschmerzen.

Wie man Portierungen in Syllables grafische Oberfläche einbindet zeigt der auf WebKit basierende Browser. Seit kurzen gibt es auch eine Portierung des Flash-Players Gnash, die gute Aussichten auf eine native Oberfläche hat.

Installiert werden diese Pakete ebenso wie die nativen mit dem Paketsystem Builder. Auch diese Software liegt in der Regel in Zip-Paketen vor. Nur, da es sich vermutlich um Software im POSIX- oder UNIX-Sinne handeln wird, im Verzeichnis /usr. unzip gcc-4.1.1.bin.2.zip -d /usr

Dieses Paket muss dann noch beim Paketmanager angemeldet werden. Vor dem Löschen des Programmes sollte es dann aber auch wieder abgemeldet werden:

package register /usr/gcc
package unregister /usr/gcc

Und auch hier wird Builder zum Bauen der Software eingesetzt. Da Programme von Dritten jedoch erst an das neue System angepasst werden müssen, sind sogenannte Rezepte notwendig. Diese beschreiben z.B. die Argumente, mit denen die Kompilierung ausgeführt wird oder sogar Patches und wie diese angewendet werden müssen. Die Basisinstallation enthält bereits alle bekannten Rezepte, diese finden sich im Verzeichnis /usr/Builder/packages. Genaueres zu diesem Thema liefert jedoch die Dokumentation von Builder.

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