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So, 6. Januar 2002, 00:00

Red Hat Linux 7.2 Professional

GNOME mit Nautilus, in den das GNOME Control Center und die Systemeinstellungen integriert wurden

Julius Stiebert

GNOME mit Nautilus, in den das GNOME Control Center und die Systemeinstellungen integriert wurden

Um 3D-Unterstützung für meine Grafikkarte zu erhalten, installierte ich mir noch die NVIDIA-Treiber in Version 1.0-2313, wobei ich mich für die Tar-Archive und gegen die RPMs entschied. Deren Einbinden funktionierte problemlos und auch durch die Treiber wurde die Stabilität des Systems nicht beeinträchtigt. Noch nicht einmal unter X11 musste ich in dieser Hinsicht Abstriche machen. Die 3D-Funktionalität wurde anhand von »Tux Racer« und »Heretic II« überprüft. Alles funktionierte, die Spiele liefen sehr flüssig. In einer Auflösung von 1280x1024 ging selbst das Städtebauen mit »SimCity 3000« flotter von der Hand.

Überhaupt lief die Distribution sehr stabil. Nur einmal gab es nach einem Reboot Probleme beim Mounten des root-Dateisystems und ich musste einen Filesystemcheck von Hand durchführen. Dieser war aber auch ziemlich flott wieder abgeschlossen.

Auch der CD-Brenner funktionierte, zumindest nachdem Xcdroast komplett eingestellt war.

Ernsthafte Probleme gab es erst bei der Einrichtung eines Druckers. Mein Canon BJC-6200 USB-Drucker hatte unter Red Hat Linux 7.1 noch ohne Murren seinen Dienst verrichtet. Das neue printconf-Tool ist zwar wesentlich umfangreicher, diese Tatsache half mir in dieser Situation aber auch nicht weiter. Der Drucker war einfach nicht dazu zu bewegen, seinen Job zu tun. Am Rande der Verzweiflung installierte ich mir einfach printconf aus Red Hat 7.1, richtete den Drucker ein und spielte dann wieder printconf aus der 7.2er Distribution ein. Siehe da: der Drucker druckte. Was das eigentliche Problem war, ist nicht nachvollziehbar. Mein altehrwürdiger Epson LQ-100 Nadeldrucker hingegen funktionierte auf Anhieb auch mit dem aktuellen printconf-Utility.

Konfiguration

Die Distribution ist durchaus sinnvoll vorkonfiguriert, sodass die meisten Applikationen und Dienste ohne große Änderungen sofort einsatzfähig sind. Red Hat verwendet anstatt inetd das bessere xinetd. Beim Bootvorgang werden nicht allzu viele Dienste mitgestartet, wobei sich in den meisten Fällen wohl auch darunter noch der ein oder andere überflüssige Dienst findet. Aber im Regelfall muss man die Dienste, die beim Systemstart mitgestartet werden sollen, ohnehin neu konfigurieren, denn wird beispielsweise Apache oder PostgreSQL mitinstalliert, so werden diese Dienste nicht automatisch gestartet. Dank eines Extra-Tools für diesen Zweck geht diese Aufgabe aber leicht von der Hand.

Die Konfiguration des Systems erfolgt nicht mehr, wie in früheren Version, über linuxconf. Diese Konsolenapplikation liegt der Distribution zwar noch bei, wird aber bei einem zukünftigen Release entfernt. Man hat nun unter KDE das »Control Panel«, welches unter GNOME in Nautilus integriert ist. Es sei erwähnt, dass dies jeweils nur eine Übersicht darstellt. Zur eigentlichen Pflege werden viele kleine Programme benutzt, was etwas unübersichtlich wirkt. Einige davon sind Qt-, andere Gtk-basierend, wodurch keine einheitliche Oberfläche gewährleistet ist. Tools stehen unter anderem zur Verfügung, um User anzulegen, Wu_Ftpd oder Apache zu konfigurieren. Mit »Lokkit« kann man seine Firewallkonfiguration ändern; schade nur, dass hier nicht alle Optionen vorhanden sind, die man während der Installation hatte. Auch die oben erwähnte Service-Konfiguration steht hier bereit. Ferner gibt es noch weitere Applikationen, die aber keine Erwähnung finden sollen. Die Programme erfüllen durchaus ihren Zweck und helfen dem Administrator bei seiner Arbeit. Es wäre trotzdem wünschenswert, diese in einer Applikation zu vereinen.

Wer auf die oben genannten Programme nicht zurückgreifen möchte, dem werden natürlich unzählige Texteditoren mit an die Hand gegeben...

Positives & Negatives

Bei Red Hat Linux 7.2 handelt es sich um eine rundum solide Distribution. Die Installationsprozedur ist ausgereift und kann eine gute Hardware-Erkennung vorweisen. Die Konfiguration des Systems wird einem durch einige Tools erleichtert und die mitgelieferten Applikationen sind durchaus aktuell. Auch an der Stabilität gibt es nichts auszusetzen. Das gesamte System macht einen sehr ausgereiften Eindruck, was sicherlich auch durch die ausführlichen Q/A Tests kommt, die Red Hat betreibt.

Mehr gibt es zum Positiven eigentlich nicht zu sagen; alles, was nicht im Folgenden erwähnt wird, ist durchaus gut und überzeugend!

Leider gibt es, wie wohl bei jeder Distro, ein paar negative Aspekte:

Red Hat setzt immer noch auf den lpd, anstatt das bessere CUPS zu verwenden. Man könnte damit argumentieren, dass CUPS von Haus aus nur Unterstützung für HP- und Epson-Drucker mitbringt, jedoch könnte man CUPS dann wenigstens als Alternative anbieten. Bei den vorhergehenden Versionen war es auch noch auf der Power Tools CD enthalten - diese wird aber nicht mehr produziert. Laut Red Hat wurden die meisten der Pakete, die weit verbreitet sind, in die eigentliche Distribution mit aufgenommen. Schade, dass CUPS scheinbar nicht dazu zählt.

Die Firewall, die sich bei der Installation einrichten lässt, ist ein einfacher, aber ausreichend effektiver Paketfilter auf Basis von ipchains. Da ein Kernel der 2.4er Serie verwendet wird, hätte man eigentlich eine iptables-basierende Lösung erwarten können. Diese muss dann eben, falls gewünscht, von Hand angelegt werden.

Wie bereits oben erwähnt, ist es außerdem etwas unübersichtlich, viele kleine Konfigurationstools zu verwenden. Wenn Red Hat auch weniger erfahrene Nutzer für sich gewinnen möchte, dann sollten diese Programme in ein großes Utility mit einheitlicher Oberfläche integriert werden.

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