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Mo, 13. April 2009, 00:00

Die Vorgeschichte von Linux

AT&T, BSD und Copyrights

1988 erwarb AT&T 20 Prozent der Anteile an Sun Microsystems. Die Folge war, dass von SunOS BSD-Features in das klassische Unix eingebracht wurden. Damit entstand System V Release 4, beziehungsweise SVR4.

1990 wurde das Unix-Geschäft von AT&T ausgegliedert: Unix System Labs (USL) war nun für die Vermarktung von Unix zuständig. Die klassischen AT&T Bell Laboratories widmeten sich nun anderen Softwareprojekten. Ein Projekt war Plan 9, aber das ist eine andere, lange Geschichte.

AT&T lebte bis zu dieser Zeit sehr gut von den Lizenzen: Jeder, der ein Unix einsetzte, egal von welcher Firma, musste eine Lizenz von AT&T vorweisen. Auf der anderen Seite entfernte sich BSD immer mehr von dem alten AT&T-Code, der Anteil an AT&T-Code in BSD nahm beständig ab.

NET1 erschien in Berkeley. Es war eine Untermenge von BSD, aber komplett ohne Lizenz. NET1 hatte das klassische BSD-Copyright für die Sourcen und es war erlaubt, diese weiterzuverbreiten. 1991 erschien dann NET2. Diese Version enthielt bis auf sechs Kernel-Dateien keinen AT&T-Code mehr. Was dann folgte, war naheliegend: Die letzten sechs Dateien wurden vom AT&T Code befreit, es entstanden auch Versionen für den jetzt verfügbaren Intel-386-Prozessor.

Darauf folgten mehrere Ereignisse:

  • 386/BSD von Bill Jolitz erschien.
  • BSDI (Berkeley Software Design, Incorporated) wurde gegründet und vertrieb eine kommerzielle Version.
  • Da Jolitz keine Zeit mehr hatte, alle Korrekturen und Feature-Wünsche einzuarbeiten, bildete sich eine Gruppe, die sich NetBSD nannte und diese Arbeit übernehmen wollte.
  • NetBSD hatte sich Portabilität auf die Fahnen geschrieben: Sie wollten BSD auf möglichst viele Plattformen portieren.
  • FreeBSD wurde kurze Zeit später gegründet, sie hatten den Fokus auf die PC-Sparte.
  • Mitte der 90er Jahre entstand OpenBSD als Ableger von NetBSD. Der Fokus lag auf einem sehr sicheren Betriebssystem[10].

Das besondere Ereignis jedoch war, dass USL BSDI auf Copyright-Verletzung verklagte. Diese Klage wurde 1993 außergerichtlich beigelegt, nachdem auch im USL-Code Teile von BSD gefunden wurden. Aber bis zur Beendigung der Klage waren keinerlei Unix-Sourcen frei erhältlich. Dies ist ein wichtiger Grund dafür, dass Linux überhaupt entstehen konnte: Wäre das 386/BSD frei verfügbar gewesen, hätte Linus Torvalds laut eigenen Angaben wohl niemals Linux entwickelt[11].

Damit hätten wir nun den einen Zweig der Geschichte beisammen: Die Basis für die Entstehung von Linux war das Fehlen einer freien Unix-Variante (für den PC). Es gab zwar Minix und Linus arbeitete auch damit, aber das Betriebssystem hatte seine Probleme. Insbesondere war Minix für Forschung und Lehre gedacht, nicht für den produktiven Einsatz. Daher fehlten viele sinnvolle Funktionen, die nur mühselig nachträglich hinzugefügt werden konnten. Die Lizenzbedingungen von Minix untersagten das Verteilen von modifizierten Versionen und jeder musste neue Funktionen, die von anderen Anwendern bereitgestellt wurden, via Patches einspielen.

ARPA, Arpanet, Internet

Alles fing mit dem internationalen geophysikalischen Jahr 1957[12] an: In diesem Jahr sollten unter anderem in der oberen Atmosphäre Messungen während intensiver Sonnenaktivitäten durchgeführt werden. US-Präsident Eisenhower kündigte 1955 an, dass die USA einen kleinen Satelliten in den Orbit bringen wollen. Der Kreml kündigte im Gegenzug an, dieses auch erreichen zu wollen.

Die Amerikaner planten dafür eine neue, dreistufige Rakete. Die Sowjetunion war da pragmatischer mit einem zweistufigen System: Sie hatte einfach vier konventionelle militärische Raketen zur ersten Stufe zusammengebunden, eine fünfte stellte die zweite Stufe dar. Am 4. Oktober 1957 schickte die UdSSR Sputnik 1 (Sputnik bedeutet Weggefährte) in den Erdorbit. Man kann es ahnen: Das war ein Schock für die Amerikaner. Sie hatten das Gefühl, über Nacht die technologische Überlegenheit verloren zu haben, die sie seit der Atombombe hatten[13].

Neben der rein technischen Leistung, einen Satelliten in den Orbit zu schießen kam noch ein anderer Aspekt zum Tragen. Sowohl die USA als auch die UdSSR waren im Besitz von Atomsprengköpfen. Während Sputnik 1 bereits 83,6 kg in die Umlaufbahn befördern konnte, war Sputnik 2, mit welcher der Hund Laika in den Weltraum befördert wurde, in der Lage, 508,3 kg zu transportieren. Sputnik 2 startete nur einen Monat später am 3. November 1957. Damit war dann offensichtlich, dass die UdSSR in der Lage waren, Atomsprengköpfe bis zu den USA zu transportieren.

Der erste amerikanische Satellit wurde mit Explorer 1 erst am 1. Februar 1958 gestartet, also deutlich später. Die Nutzlast von lediglich 13,97 kg macht deutlich, wie weit die USA hinter den Fähigkeiten der UdSSR hinterherhinkten. Zusammen mit der atomaren Bedrohung, die aufgrund der Tragfähigkeit der Raketen eine nun besondere Bedeutung hatte, wird offensichtlich, wie tief der Schock sitzen musste[14].

Als direkte Reaktion auf diesen Rückschlag gründeten die USA die Advanced Research Projects Agency (ARPA)[9] innerhalb des Verteidigungsministeriums[15]. Aufgabe dieses Projektes war es, die neuesten Technologien in der Verteidigung der USA einzubringen und vor allem zu vermeiden, dass die USA wieder so überrascht werden wie durch Sputnik 1. So gesehen haben wir alles Weitere den Sowjets zu verdanken.

ARPA wurde folglich die koordinierende technologische Denkfabrik, die dem Department of Defense, also dem Verteidigungsministerium, unterstand, wobei der Leiter durchaus nicht dem Militär angehören musste. Diese Institution war mit üppigen finanziellen Mitteln ausgestattet. Sie finanzierte hunderte von Wissenschaftlern in diversen Projekten, ohne selber aktiv welche zu beschäftigen. Ein besonderes Interesse bestand dann darin, die verteilten Forschungseinrichtungen miteinander kommunizieren zu lassen, insbesondere die Computer zu vernetzen. Zudem waren Computer teuer und sehr unterschiedlich. Durch die Vernetzung könnten andere Systeme mit anderen Programmen verwendet und so die Ressourcen effektiver genutzt werden.

1962 rief ARPA dann ein Computer-Forschungsprogramm unter Leitung von Joseph Carl Robnett Licklider ins Leben. Dieser hatte die Vision, dass alle Computer vernetzt sein würden und jeder zu diesem Netz Zugang habe. Lawrence Roberts wurde mit dem Auftrag betraut, ein solches Netzwerk aufzubauen.

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