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Do, 18. November 2004, 00:00

Linux-Kongress über freie Software in der Verwaltung in Dornbirn

Am Freitag, dem 12. November 2005 fand in Dornbirn der erste LinuxKongress der Linux User Group Vorarlberg statt. Thema der eintägigen Konferenz war der Einsatz freier Software in der öffentlichen Verwaltung. Dazu hatten die Veranstalter Referenten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz eingeladen.

Das Publikum lauscht gebannt dem Vortrag

Manuel Schneider

Das Publikum lauscht gebannt dem Vortrag

Der Verlauf des Kongresses

Die gut besuchte Veranstaltung lockte sowohl IT-Fachleute als auch Kommunalpolitiker und -Angestellte an. Die Eröffnung erfolgte durch Ferdinand Gabriel, Vorsitzender der Linux User Group Vorarlberg. Als erster Referent trat Dieter Klemme, Verantwortlicher für Informatikarchitektur der Bundesverwaltung der Schweiz, auf.

Klemme sprach über die Rolle von Open-Source-Software in der schweizerischen Bundesverwaltung und stellte deren Strategien und Erfahrungen vor. Open Source wird von der Bundesregierung nicht speziell gefördert, man versucht aber eine Gleichbehandlung beim objektiv sinnvollen Einsatz von Open Source zu erreichen. Die Aufgabe des Informatikstrategieorgans ist es, Verfahren für die Verwaltung zuzulassen. Für jedes Einsatzgebiet wird jeweils nur eine Softwarelösung zugelassen. Die strengen Vorschriften sind hier genauso auf freie Software anzuwenden wie bei proprietären Anbietern. Zur Überprüfung der anfallenden Kosten sponserte die schweizerische Bundesregierung die Erstellung eines freien TCO-Tools, welches international eingesetzt werden kann. Im Anschluss stellte Klemme die Kommune Solothurn vor, welche als Vorreiter in der Verwendung freier Software in der Schweiz gilt. Unter den Besuchern verteilte Klemme außerdem eine Zusammenstellung freier Software für Microsoft-Betriebssysteme.

Heinz-Markus Gräsing beim Interview

Manuel Schneider

Heinz-Markus Gräsing beim Interview

Nach einer Kaffeepause mit zahlreichen interessanten Gesprächen folgte der Vortrag von Heinz-Markus Gräsing, Systemadministrator der Stadt Treuchtlingen. Die Stadt Treuchtlingen hatte als eine der ersten Städte in Deutschland bereits im Jahr 2000 damit begonnen, auf Linux umzustellen. Die Migration wurde 2002 erfolgreich abgeschlossen. Gräsing stellte neben den Gründen der Systemumstellung auch die Probleme und Chancen dar, die die Vorbereitung der Anwender auf das neue System mit sich bringen. Eine solch einschneidende Veränderung der IT-Infrastruktur birgt die Möglichkeit, Prozesse neu zu ordnen, aber auch die Gefahr, durch die ungewohnte neue Umgebung den User zu überfordern. So sind die Emotionen der Benutzer genau so wichtig wie die Vorteile, welche aus den Umstrukturierungen hervorgehen können. Beides konnte in Treuchtlingen durch Planung und Vorarbeit positiv ausgenutzt werden.

Im Anschluss präsentierte Horst Bräuner von Schwäbisch Hall den Prozess von der Notwendigkeit, Geld in der Verwaltung einzusparen, über die Entscheidung für Open-Source-Software bis zur aktuell laufenden Umstellung auf Linux, welche demnächst abgeschlossen sein wird. Neben enormen Einsparungen, zu welchen nicht allein die Lizenzkosten sondern auch die längere Einsatzmöglichkeit der vorhandenen Hardware beigetragen hat, können außerdem neue Vorteile und Nutzungspotentiale wie Web-VPN und das mobile Bürgerbüro geschaffen werden.

Horst Bräuner beim Vortrag

Manuel Schneider

Horst Bräuner beim Vortrag

Zur Mittagszeit lud die LUGV zu einem Buffet im anliegenden Hotel ein, welches hervorragende Möglichkeiten bot, mit den Referenten und anderen Besuchern die Themen der Vorträge nochmals zu erörtern.

Nachmittags begann Wilhelm Hoegner mit der Präsentation des Projektes LiMux, der Umstellung der Stadt München auf Linux. Hierbei wurde sichtbar, dass die Entscheidung für freie Software nicht allein durch die IT-Fachleute, sondern durch die Politik getroffen worden war. Im Vordergrund der Umstellung steht hierbei die Unabhängigkeit von jeglichen Betriebssystemen. So beauftragte der Stadtrat das zuständige Referat damit, zukünftige Produkte nach Möglichkeit durch Webapplikationen abzubilden.

Hugo Leiter

Manuel Schneider

Hugo Leiter

Hugo Leiter ist verantwortlich für die Entwicklung und Auswahl von Softwarepaketen und somit auch für die Einführung von freier Software in Gemeinden und Bezirksgemeinschaften in Südtirol. Er ist Mitglied der Projektgruppe COSPA, einem EU-geförderten Projekt zur Einführung von OpenOffice.org in öffentlichen Verwaltungen. Leiter stellte eindrücklich dar, wie der Zweckverband in Eigenregie und mit viel persönlichem Engagement Gemeinden freie Software näher bringen konnte. Mit dem Einsatz eines Auswertungsprogramms werden die Benutzung von OpenOffice.org- und MS Office-Dokumenten in den verschiedenen Einrichtungen dokumentiert und ausgewertet. Dabei zeigt sich, dass die Anzahl der OpenOffice.org-Dokumente seit Einführung der freien Alternative deutlich gestiegen ist.

Überraschend präsentierte Peter Pfläging aus dem Referat für Netzwerkdienste und Security der Stadt Wien, dass die Stadt Wien bereits sehr früh damit begonnen hat, freie Software einzusetzen. Dabei wird Open-Source-Software nicht nur angewandt, sondern auch aktiv entwickelt und zur Community zurückgeführt. Beispiele sind das Apache-Modul für NTLM-Authentifizierung und weitere eigene Projekte auf Sourceforge. In Wien werden auf ca. 16.000 Computern ungefähr 1.100 verschiedene Anwendungen genutzt. Ein Drittel der Rechner hat keine Abhängigkeiten zu Microsoft Office oder Windows-Betriebssystemen. Diese könnten sofort auf freie Alternativen umgestellt werden. Diese Entscheidung liegt in Wien jedoch in den Händen der einzelnen Referatsleiter. Das Referat für Netzwerkdienste und Security bietet lediglich mögliche Produkte und den dazugehörigen Support. Die Stadt Wien hat begonnen, einen eigenen Linux-Client auf Debian-Basis zu entwickeln, welcher dann den Referaten wie auch den Mitarbeitern der Stadt zum privaten Einsatz angeboten wird.

Abschließend waren sich bei der Podiumsdiskussion alle Referenten einig, dass in Zukunft eine engere Zusammenarbeit angestrebt werden sollte.

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