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Mo, 3. Februar 2003, 00:00

Der LaTeX-Begleiter

Vorwort

Cover von Der LaTeX-Begleiter

Bruno Hopp

Cover von Der LaTeX-Begleiter

Dieses nicht ganz billige Buch bietet für ca. 40 EUR eine ganze Menge: es behandelt wie im Titel angezeigt eines der bemerkenswertesten Satzsysteme, die jemals entwickelt wurden: LaTeX, vorwiegend in seiner aktuellen Version 2e. "La" heißt es, weil das ursprüngliche TeX, entwickelt von Prof. Donald Knuth, durch zahlreiche Makros von Leslie Lamport (daher das "La") sehr viel benutzerfreundlicher wurde. Unser "LaTeX-Begleiter" ist keineswegs nur eine schlichte Übersetzung für den deutschsprachigen Leser vom "LaTeX companion" der gleichen Autoren.

LaTeX ist ein Satzsystem, aber kein WSIWYG-System à la MS Word, verfügbar unter allen gängigen Betriebssystemen: Microsoft Windows, Linux jeder Art, Unix jeder Art...

Das Buch

In dieser deutschen Ausgabe werden zahlreiche sprachliche Besonderheiten berücksichtigt, die in der englischsprachigen Ausgabe irrelevant waren.

Das Buch ist sehr klar strukturiert: neben einer Einführung in die Entstehungsgeschichte von TeX aus der Zeit, als es noch gar kein Linux gab (unvorstellbar!) über die Schritte, als es aus der Nische purer Mathematik herauskam, geht es weiter über die grundsätzliche Struktur eines jeden LaTeX-Dokumentes, das generische Markup und den Einsatz vielfältiger Klassen, Pakete, Optionen und Styles. Einfache Dinge wie das Erzeugen einer Überschrift oder das Zusammensetzen aus mehreren Einzeldateien (wichtig für größere Buchprojekte) geht es zu den zahlreichen Möglichkeiten, wie man (kostenlose!) Schriften und das Gesamtbild seines Dokumentes beeinflusst. Natürlich sind so einfache Dinge wie Spaltensatz, Tabellen und Aufzählungen allgegenwärtig. Aber es wird sehr schön aufgezeigt, wie man aus den einfachen Bausteinen auch etwas kompliziertere Dinge zaubern kann.

Was eine so vernünftige Software wie TeX und LaTeX leistet, zeigen auch die vielfältigen Fehlermeldungen: fehlerhafte Eingaben des Benutzers werden gut kommentiert, häufig sind so ganz leicht Korrekturen möglich. Kein Mensch muss dazu programmieren können.

Viele Wissenschaftler speziell in Naturwissenschaften und Mathematik setzen natürlich LaTeX gerne ein, weil es dort unbestreitbare Stärken hat: allein der Formelsatz (besprochen in Kapitel 8 "Höhere Mathematik", S. 221 ff.) ist schon sehenswert. Bitte jetzt nicht gleich abwinken "ach, Formeln, nein, ich brauch sowas nie...". Auch wer Formeln nicht so oft nutzt, viele schöne Sonderzeichen gibt es hier, die wird man im Formeleditor eines gerichtsnotorischen Monopolisten lange suchen müssen!

LaTeX ist dank dem Babel-Paket und einiger weiterer Zusätze auch ideal, um mehrsprachige Texte zu setzen. Russisch, chinesisch, japanisch, sanskrit, koreanisch... zahlreiche Sprachen & Schriften übergehend solche Texte sind möglich: das wird nicht nur Philologen und Doktoranden in vergleichender, artifizieller Numerologie... interessieren. Das Euro-Zeichen ist schon länger verfügbar, also keine Sorge, liebe Finanzdienstleister und Diplom-Betriebswirtswirte...

Ein für mich sehr faszinierender Abschnitt ist ab Kapitel 10 die Behandlung von Grafiken. Von Physikern oft verwendete Feynmann-Diagramme, Charts und Boxplots jeder Art, Balkendiagramme, von Historikern gern eingesetzte Abstammungsbäume mit den Spezialsymbolen für Heiraten, Verschwägert mit..., gestorben.... nichts ist unmöglich! Die enormen Fähigkeiten werden im Zusammenspiel mit reinen Postscript-Grafiken weiter gesteigert. Hier kommen Farbe, Schattierungen, Farbverläufe und Nützliches wie Korrekturbalken hinzu. (Wer mit Hilfe von Mathematica, Statistica, Maple, xgobi, SPSS jemals Postscript-Grafik erzeugt hat, wird diese Möglichkeiten lieben).

Wer LaTeX sagt, wird meistens im ernsthaften Textsatz auch Bibliographien (Bücherverzeichnisse) und Indizes/Stichwortregister benötigen. Hier ist jeder Anwender fein raus, denn LaTeX kommt heutzutage automagisch mit integriertem BibTeX sowie MakeIndex daher. Beide sind wie gewohnt in hohem Maße durch den Anwender konfigurierbar und auf individuelle Bedürfnisse anpassbar. Wieder bieten Goosens/Mittelbach/Samarin neben notwendigen Erklärungen den Blick auf das Ergebnis (den LaTeX-output).

Zum Schluß kommen einige Anhänge: Neben einem wirklich sehr guten Verzeichnis aller relevanten Literatur im Textsatz ist das Stichwortregister eine wahre Fundgrube (hm, ich suche was zu... wo war das doch gleich?? Ah...!). Und wie zum Schluss erwähnt wird: das gesamte Buch wurde selbst auch mit LaTeX gesetzt.

Fazit

Der LaTeX-Begleiter (von Insidern wegen seines Titelmotivs gerne auch als »das Bernhardinerbuch« bezeichnet) ist ein absolut empfehlenswertes Referenzwerk! Wer ernsthaft mit LaTeX arbeiten möchte, wird früher oder später nicht umhin kommen, hier nachzuschlagen. Sehr schön sind die spezifisch deutschen Belange in Sprache und Schrift nachgewiesen. LaTeX ist verfügbar unter zahlreichen gängigen Computer-Betriebssystemen, z.B. Microsoft Windows, Unix incl. Linux, VMS, usw.

Das Buch eignet sich nicht zur Unterhaltung wie ein Roman. Es fällt eher in die Kategorie »das wirklich gute Computerbuch«. Hier sticht es allerdings heraus durch klare Sprache, sauber recherchierte Darstellung und in allen Teilen bis ins Detail vorbildlich korrekte Erklärungen. Dieses Buch eignet sich nicht für Neulinge am Computer, es setzt auch schon voraus, dass mensch »sein« Betriebssystem kennt. Wer allerdings LaTeX kennt, wird es nicht mehr hergeben wollen! Ich spreche aus eigener Erfahrung.

Fakten

Jahr: Korrigierter Nachdruck 2002
Autor: Michel Goosens/Frank Mittelbach/Alexander Samarin
Preis: 39,95 EUR
Umfang: 556 Seiten
Verlag: Addison-Wesley
ISBN: 3-8273-7044-2

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