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So, 20. August 2006, 00:00

Jacklab ein Jahr später

Kommentare eines Insiders zu AudioLinux

Abschluss

Da ich diesen Artikel vor der Veröffentlichung auf pro-linux.de noch mit z.B. dem deutschen Forum von audio4linux.de diskutiert habe, möchte ich abschließend noch ein paar Anmerkungen anbringen.

Natürlich gibt die bisherige Arbeit der Entwickler an AudioLinux eine wunderbare Basis für Musikproduktion unter Linux, auch wenn noch nicht alles optimal ist. Es ist aber auch an den Distributoren, einen »Realtime Full Preemtion«-Kernel optional für Musikproduzierende anzubieten.

Das Problem ist häufig, dass bestimmte Funktionen und Treiber »zerbrechen«, wenn dieser RT-Patch angewendet wird. Unser JackLab-Kernelhacker hat Wochen gebraucht, um den SUSE-Standard-Kernel für 10.0 in der Form zu packen, dass er den SUSE-Konventionen entspricht und sich einigermaßen ins System einfügt. Mit SUSE Linux 10.1 hat sich jedoch schon wieder so vieles im System geändert, das aber nicht dokumentiert wurde, dass wir uns dazu entschieden haben, die SUSE-Patches zugunsten der Audio-Echtzeit wegzulassen.

Letztlich werden die RT-Patches von Ingo Molnar eines Tages im Kernel Einzug halten, da Desktop-Multimedia-Anwendungen immer wichtiger werden. Einst war SUSE bekannt für seine Vorreiterrolle im Audiobereich, und mit Hilfe von auf der Gehaltsliste von Novell stehenden ALSA-Entwicklern wäre es ein Leichtes, an diesen Ruf wieder anzuknüpfen.

Aber während Novell noch kurzsichtig auf Gewinnprognosen schielt und unprofitable Bereiche absägt, ist Canonical mit (M)Ubuntu schon einen Schritt weiter, hört der Community zu, erkennt diese Anwendergruppe an und wird trotzdem mehr Umsatz machen.

Auch möchte ich geniale Entwicklungen wie Netjack kurz erwähnen, mit dem es möglich ist, einen Echtzeit-Cluster von Musikrechnern zu realisieren, ohne dass das Clientsystem über eine eigene Audiohardware verfügt. Gäbe es mehr professionell designte Audio/Multimedia-Anwendungen, die es wagen, sich auf die Probleme einzulassen und die Chancen zu nutzen, könnte Linux gerade im High-End-ProAudio-Bereich punkten. Im Embedded-Bereich werden jetzt schon erfolgreich Linux-Lösungen angewendet, siehe Korg Oasys oder Muse Receptor.

Aber auch andere Betriebssysteme bieten ihren Anwendern auf einfache Weise die Möglichkeit, Musik/Multimedia zu produzieren. Soll Linux wirklich beim Anwender ankommen, so gehört das einfach dazu wie ein Schreibprogramm und ist keine unwichtige Spielerei. Selber zu produzieren ist heute auch ein ganz normales, kommunikatives Anwendungsgebiet, seien es Videoblogs oder Podcasts. Nicht nur Musiker haben etwas von einem Musiker-Linux - die Konsumenten werden profitieren, da mehr freie, aber professionell produzierte Musik erhältlich sein wird.

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