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Do, 5. März 2009, 00:00

Interview mit dem Team der Chemnitzer Linux-Tage

Noch rund eine Woche, dann sollen sie stattfinden, die 11. Chemnitzer Linux-Tage. Dieses Mal nicht wie gewohnt am ersten Märzwochenende, sondern eine Woche später, am 14. und 15. März 2009. Pro-Linux sprach mit Maik Hentsche, Susan Hoffmann, Chris Hübsch und Ralph Sonntag über die Vorbereitungen, Intention und den Aufwand, eine der größten Linux-Messen in Deutschland zu organisieren.

Pro-Linux (PL): Als wir Ausschau nach einen Ansprechpartner für dieses Interview gehalten haben, ist uns aufgefallen, dass es bei den Chemnitzer Linux-Tagen dem Anschein nach keine zentrale Person gibt. Die Zuständigkeiten sind fein säuberlich nach Bereichen aufgeteilt. Täuscht das oder gibt es wirklich keine übergeordnete Instanz?

Mitglieder des Organisationsteams bei der visuellen Darstellung der Themenschwerpunkte. V.l.n.r.: Rene Küttner, Pierre Reisdorf, Juliane Pilster, Maik Hentsche, Thomas Winde, Stephan Kambor, Susan Hoffmann

Mirko Lindner (demon)

Mitglieder des Organisationsteams bei der visuellen Darstellung der Themenschwerpunkte. V.l.n.r.: Rene Küttner, Pierre Reisdorf, Juliane Pilster, Maik Hentsche, Thomas Winde, Stephan Kambor, Susan Hoffmann

Chemnitzer Linux-Tage (CLT): Die eine zentrale Person gibt es nicht. Das Ideal unserer Zusammenarbeit ist, dass sich jeder Bereichsverantwortliche Rat und Meinungen seiner Kollegen einholt und dann selbst entscheidet.

Mit dem HQ gibt es allerdings eine Instanz, die man als »Primus inter Pares« bezeichnen könnte. Während jedes Teammitglied in erster Linie die Verantwortung für seinen Bereich trägt, sehen die HQ-Mitglieder ihre Verantwortung im Funktionieren der Chemnitzer Linux Tage als Ganzes. Das führt einerseits dazu, dass das HQ gefragt ist, wenn Arbeit liegen geblieben ist und schnellstmöglich bearbeitet werden muss. Andererseits erwirbt man sich durch die Funktion als HQ den Respekt, manche Debatte mit Hilfe von schnellen Entscheidungen, die aus einer langjährigen Erfahrung resultieren, zu verkürzen.

PL: Das hört sich doch nach einer übergeordneten Instanz an. Also kommt auch eine Community-Veranstaltung nicht ohne fest definierte Hierarchien klar?

CLT: Es ist nicht so, dass die CLT ganz ohne Struktur aufgestellt sind. Es gibt ein (virtuelles) Büro. Sie stellt die letzte Instanz bei allen Entscheidungen dar. Jeder in dieser Gruppe hat den Anspruch, über alles Bescheid zu wissen und zu jedem Thema auch eine Meinung zu haben. Dann gibt es das Team von etwa 30 Leuten. Diese übernehmen kleine oder größere Aufgaben in ihre Verantwortung. Nur bei schwierigen Entscheidungen oder Konflikten mit anderen Team-Mitgliedern wird das Büro gefragt und muss dann auch manchmal vollkommen undemokratisch entscheiden.

Nicht vergessen darf man die rund 350 Mitwirkenden. Dazu zählen Vortragende und Aussteller sowie die vielen Helfer. Insbesondere die unermüdliche Arbeit der etwa 120 Helfer bringen die Veranstaltung erst zum Laufen.

PL: Darf man den Zahlen Glauben schenken, so schwimmen die Chemnitzer Linux-Tage gegen den Strom. Während die meisten IT-Messen mit schwindenden Besucherzahlen zu kämpfen haben, vermelden Sie Jahr für Jahr neue Rekorde. Überrascht Sie Ihr Erfolg?

CLT: Er freut uns. Die Besucher honorieren nicht nur die Inhalte, sondern auch die Atmosphäre der Veranstaltung. Dank der Zusammenarbeit mit der TU und lokalen Partnern können wir auch weiterhin so besucherfreundlich bleiben. Unsere Gäste treffen bei uns auf Gleichgesinnte - auch an Garderobe, Catering oder Information. Zudem sind wir als regionale Veranstaltung gestartet und fühlen uns unserem Stammpublikum aus den ersten Jahren weiterhin verpflichtet. Unsere ehrenamtlichen Mitarbeiter kennen das Veranstaltungsgebäude bis ins letzte Detail, was den logistischen Aufwand überhaupt erst einmal beherrschbar macht.

PL: Sind das die Nachfolger des »Büros« und die künftigen Organisatoren, oder gab es in dieser Hinsicht noch keine Überlegungen? Irgendwann ist das Studium beendet, es werden Familien gegründet und es steht vielleicht die Frage im Raum, ob das alte Team den Aufwand immer noch stemmen kann.

CLT: Wer einmal bei den CLT mitgemacht hat, möchte das zumeist auch weiter tun. Aber irgendwann ist das Studium beendet, es werden Familien gegründet und und der Beruf zwingt unsere Mitstreiter an neue Orte. So sind auch stets neue Team-Mitglieder willkommen.

PL: Apropos Aufwand. Wo liegt eigentlich die Marke, bei der Sie sagen, dass die Veranstaltung nicht mehr in der bisherigen Form machbar ist. Beim LinuxTag waren es 7.000 Besucher, als auf dem Uni-Gelände Schluss war...

CLT: Das Gebäude hat eine bestimmte Sitzplatz-Kapazität, sie liegt bei 2.500 Personen. Wer schon einmal hier war, wird wissen, dass es gerade um die Mittagszeit schon ziemlich voll werden kann. Aber es geht uns nicht um immer neue Besucherrekorde. Wie wollen denen, die zu uns kommen, ein tolles Wochenende bieten. Das wird nicht zwingend besser, wenn man auf einmal Messehallen füllt.

PL: Angenommen, die momentane Kapazität wäre ausgeschöpft. Würde die Veranstaltung dann aus Chemnitz auswandern?

CLT: Ganz klar: Nein - wir würden Chemnitz nicht aufgeben. Nicht nur ein Großteil des Teams ist in Chemnitz ansässig. Auch in der Uni oder den Behörden der Stadt gibt es einen sehr starken Rückhalt. Beispielsweise kostet es nicht viel mehr als einen Anruf, um die Infotafeln in der Stadt mit einem Hinweis auf die Linux-Tage zu versehen. Vor einigen Jahren bekamen wir dort sogar die Aussage: »Ach, das Bild brauchen Sie nicht neu schicken, wir haben das Datum schon angepasst.«

PL: Wieso eigentlich der März? Es läge doch die Vermutung nahe, dass in etwas wärmeren Monaten mehr Besucher kommen würden. Gab es noch nie Überlegungen, den Termin zu verschieben?

CLT: Die Chemnitzer Linux-Tage sind recht nah an die Universität gebunden. Wir hatten und haben viele Studenten und Mitarbeiter der Universität im Organisationsteam. Diese Gruppen sind für uns traditionell natürlich auch ein wichtiges Zielpublikum. Deshalb ist es wichtig, für die Veranstaltung einen Zeitpunkt außerhalb der Vorlesungs- und Prüfungszeit zu wählen. Darüber hinaus sollte der Termin aber auch nicht allzu weit in den Semesterferien liegen. Ein weiterer Aspekt ist die Tatsache, dass in den Sommersemesterferien mehr Studenten arbeiten als im Winter und deshalb nicht als Gast, Vortragender oder Helfer zur Verfügung stehen.

Der pragmatische Grund ist, dass die Veranstaltung ursprünglich von Studenten ins Leben gerufen wurde, für die all diese Gründe wichtig waren. Inzwischen ist der Termin zu einer Tradition geworden, von der wir uns nicht mehr trennen wollen.

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