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So, 29. April 2001, 00:00

Agenda VR3

Software

Mit dem Launch Pad können Programme gestartet werden

Wolfgang Jährling

Mit dem Launch Pad können Programme gestartet werden

Der Linux-VR-Kernel ist ein 2.4-Test-Kernel (beim Telnet-Login meldet er sich als 2.4.0-test9) mit einigen (notwendigen) Modifikationen und es kommt ein auf geringeren Speicherverbrauch optimierter XFree 4.0 zum Einsatz. Die Idee, X auf einem PDA einzusetzen, wird manch einer zwar etwas verwunderlich finden, doch X hat in diesem Fall den großen Vorteil, dass das Entwickeln von Anwendungen dadurch erleichtert wird. Man benötigt lediglich einen Crosscompiler und ein paar Bibliotheken, um ein Binarie für den VR3 zu erzeugen (dazu später mehr), ansonsten kann man in gewohnter Umgebung arbeiten und testen.

X hat noch zahlreiche weitere Vorteile, z.B. kann man die Rechenpower seiner Workstation verwenden, um Anwendungen remote auf dem VR3 anzeigen zu lassen (was wegen der 4-Bit-Farbtiefe nur eingeschränkt geht) - oder umgekehrt ein VT100-Terminal an den VR3 anschließen, um eine portable Unix-Workstation zu erhalten (was tatsächlich von einigen Leuten praktiziert wird).

Editieren eines Kontaktes

Wolfgang Jährling

Editieren eines Kontaktes

Als Toolkit wird ein ebenfalls leicht angepasstes FLTK (Fast and Light Toolkit) eingesetzt, neben der Xlib können Programme also damit entwickelt werden, wobei FLTK ja auch unter Windows bereitsteht. Laut einem Agenda-Mitarbeiter sollte es an sich möglich sein, mit Hilfe von Cygwin einen Crosscompiler einzurichten und somit auch unter Windows VR3-Anwendungen entwickelt zu können, dies hat aber offenbar noch niemand versucht. Passenderweise wird ein abgespeckter FLWM als Windowmanager verwendet (da dieser auf FLTK basiert), der für die geringe Auflösung optimiert ist. Meistens bekommt man von ihm aber gar nichts mit, da fast alle Fenster maximiert sind und somit keine Fensterdekoration angezeigt wird. Es steht eine "Status Bar"-Anwendung zur Verfügung, die - wenn gestartet - am oberen Bildschirmrand residiert und das Wechseln zwischen laufenden Anwendungen per Menü erlaubt und nebenbei noch den Batteriestatus und die Uhrzeit anzeigt.

Ansonsten wird die für einen PDA übliche Software mitgeliefert: Kontakte, Todo-Liste, Terminplan, Notizen, Rechner, diverse Systemprogramme (Netzwerk, Kontrasteinstellung, etc.), einige Spiele (Minesweeper und das sehr empfehlenswert Spiel Aliens) und natürlich darf auch ein Terminal-Emulator (in diesem Fall das rxvt) nicht fehlen. Leider ist in der Standard-Distribution (deren Codename "matrix" lautet) derzeit kein normaler Texteditor enthalten, nicht einmal nvi. Ein simpler FLTK-basierter Editor existiert allerdings und wird möglicherweise bald zum System gehören.

Im Hintergrund läuft der Dämon recd, der für Handschrifterkennung zuständig ist. Ihm werden Koordinaten übergeben und er gibt das passendste Zeichen als Antwort. Lange Zeit war die Handschrifterkennung so realisiert, dass man im rechten oberen Viertel des Displays Kleinbuchstaben, unten rechts Großbuchstaben, unten links Zahlen und oben links Sonderzeichen schreiben konnte. Seit Kurzem wurde diese Funktionalität in die Keyboard-Anwendung eingebaut. Wenn man das Keyboard aktiviert, wird zunächst im unteren Bereich des Displays eine Tastatur eingeblendet (deren Layout über eine XML-Konfigurationsdatei angepasst werden kann). Von dieser kann man auf die Zahlen/Sonderzeichentastatur weiterschalten und seit einiger Zeit nun auf die Handschrifterkennung, wodurch nun wie bei Palm OS ein dedizierter Bereich zur Eingabe bereitsteht, was den Postings auf den Mailinglisten zufolge einige Leute fantastisch fanden ("Endlich kann ich den VR3 wirklich benutzen") und andere wollten die alte Variante wieder haben. Da die Geschmäcker also offenbar sehr heterogen sind, wird man voraussichtlich in Zukunft die Wahl haben. Ich persönlich fand die alte Variante praktisch unbenutzbar und wich auf die On-Screen-Tastatur aus.

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