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Mi, 1. Juli 2009, 00:00

Zehn Jahre Pro-Linux

»Vom Problem zum Programm«

Matthias Ettrich ist der Originalautor von Lyx, einem Textverarbeitungsprogramm, das Dateien im LaTeX-Format verarbeiten kann. Bekannter ist er allerdings als Gründer der Desktopumgebung KDE. Er wurde Angestellter von Trolltech und arbeitete dort an der Weiterentwicklung von Qt, der Basis von KDE. Seit 2006 ist er Leiter der Niederlassung von Trolltech in Berlin. Trolltech ist mittlerweile als Qt Software Teil von Nokia.

Matthias Ettrich

Pro-Linux

Matthias Ettrich

Von Freier Software hörte ich das erste Mal an der Universität Tübingen, in einer Grundstudiumsvorlesung über die Grundlagen der Informatik Anfang der 90er Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Prof. Klaeren, Verfasser des Tübinger Informatik-Klassikers »Vom Problem zum Programm«, sprach nicht nur von Software, die wir uns ganz legal herunterladen und auf unseren Rechnern zu Hause installieren könnten, sondern auch von den Programmierern hinter dem Code. Von einer Firma war da die Rede, der Free Software Foundation, die davon lebe, freie Software zu entwickeln. An mein damaliges Erstaunen kann ich mich noch heute erinnern. Die Verwunderung über deren Geschäftsmodell wich aber schnell der Neugierde, ob deren Programme denn eigentlich auch funktionierten. War das ein Erlebnis, als ich mit dem freien C-Compiler mein erstes Programm übersetzte, und sich das Executable danach auch noch ausführen ließ!

Schnitt, 16 Jahre später. Seit über eine Dekade habe ich meine Brötchen mit dem Schreiben freier Software verdient, seit einem Jahr für den Handy-Giganten Nokia. Und nicht nur ich, sondern mittlerweile hunderte von Kollegen. Auch andere große Technologiekonzerne schreiben aktiv an freier Software mit, IBM, Novell, Sun, sogar der damalige Lieblingsgegner der Community Apple. Freie Software dominiert das Internet und schickt sich nun auch an, Handys und andere Embedded-Geräte zu übernehmen.

Mein größter Linux-Moment: Dass es für so viele Programmierer möglich wurde, ihr Hobby zum Beruf zu machen und trotzdem weiterhin an freier Software arbeiten zu können.

»UNIX preiswert lernen mit Linux«

Paul Frields ist seit Februar 2008 Angestellter von Red Hat und der Leiter des Fedora-Projekts. Er begann mit Linux 1997 und war zuvor, wie er unten andeutet, in einer US-Behörde für Computersicherheit tätig.

Ich glaube, die Evolution von Linux und FOSS war eine lange Reihe von bemerkenswerten Ereignissen. Wie sonst könnte man den unwahrscheinlichen Aufstieg einer Entwicklungsmethode beschreiben, die Profis und Hobbyentwickler verbindet, um Code zu schreiben, der auf einigen der wichtigsten und leistungsfähigsten Computersysteme der Welt läuft?

Mein eigenes »Aha!«-Erlebnis war 1997, als ich in einem Labor der Regierung für Kriminalforensik arbeitete. Ein Kollege stellte mir Linux als eine Möglichkeit vor, UNIX-Systemverwaltung-Kenntnisse auf preiswerter Hardware zu lernen, die uns in Form von Pentium-basierten Desktoprechnern direkt zur Verfügung stand. Als ich tiefer in die Funktionalität von Linux einstieg, begann ich auch, Ressourcen in der Gemeinschaft zu konsultieren und mit erfahrenen Linux-Anwendern zu sprechen. Bald erkannte ich, dass ich nicht nur hunderttausende von Dollar in proprietärer Software durch Software ersetzen konnte, die stabiler, mit mehr Funktionen versehen und kostenlos (frei wie in Freibier) war, sondern dass der Code auch vollständig offen für Untersuchungen und Überprüfung war! Anders ausgedrückt konnten wir die Rechte von Angeklagten mit FOSS besser schützen, da es eine eingebaute Garantie gab, dass der Anwalt des Angeklagten die Software untersuchen und die Ergebnisse reproduzieren konnte.

In den nächsten Jahren half ich dabei, unsere Protokolle für die Benutzung freier Software - insbesondere Red Hat Linux - für die Untersuchung von digitalen Medien zu entwickeln. Dann begann ich damit, diese Protokolle tausenden von Profis aus der Polizei und Geheimdiensten beizubringen. Jetzt bildet Linux die Basis der fortgeschrittensten Toolkits für digitale Forensik, und ich fühle mich sehr glücklich, den Beginn dieses Prozesses selbst miterlebt zu haben.

Diese Erfahrung war mein Sprungbrett für die Benutzung von Linux, aber als Red Hat 2003 das Fedora-Projekt ankündigte, hatte ich die Gelegenheit, direkt zu der Software beizutragen, die ich meistens benutzte. Nachdem ich begonnen hatte, direkt mit Mitgliedern der Gemeinschaft zusammenzuarbeiten, entdeckte ich, dass die wahre Magie von Open Source nicht im Code liegt - sie liegt in den Leuten, die daran arbeiten, und dem Universum von Inhalten, das darum herum entsteht. Heute, als Fedora-Projektleiter, habe ich das Privileg, mit tausenden von herausragenden Teilnehmern zu arbeiten, die nicht nur zu Fedora, sondern auch zu den vielen Upstream-Gemeinschaften beitragen, von denen wir neben der Software auch Inspiration beziehen. Es ist mein Ziel, permanent sicherzustellen, dass Fedora konstruktiv mit den Upstream-Projekten arbeitet, um ein starkes und sich ständig verbesserndes Ökosystem für Linux und freie Software zu erzeugen, und ich bin sehr stolz darauf, Teil dieser wichtigen und aufregenden Bewegung zu sein.

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