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So, 10. September 2006, 00:00

Linux-Kongress 2006 in Nürnberg

Nach der Mittagspause stand noch ein Marathon von vier Vorträgen auf dem Plan, nur durch eine halbstündige Kaffeepause zur Kommunikation mit den anderen Teilnehmern unterbrochen.

Felix von Leitner

hjb

Felix von Leitner

Für mich begann der Nachmittag mit neuen Benchmark-Ergebnissen von Felix von Leitner. Im anderen Raum gab Volker Lendecke einen Update zum Samba-Status. Vor drei Jahren hatte von Leitner die Netzwerk-Performance mehrerer Systeme gemessen und damit unwiderruflich den Netzwerkstack von Linux als den bei weitem schnellsten und skalierbaren auf dem Markt etabliert. Daran änderten auch diverse Verbesserungen nichts, die danach in andere Systeme eingebaut wurden. Zudem hat Linux unter den freien Systemen bei weitem die beste Hardware-Unterstützung.

In diesem Jahr interessierte sich von Leitner jedoch hauptsächlich für die Leistung von Dateisystemen, wiederum hauptsächlich motiviert durch seine selbstgeschriebenen Webserver. Er verglich verschiedene Linux-Dateisysteme mit BSD-FFS (mit und ohne Softupdates) und erstmals auch mit Windows. Seine langwierigen Messungen bestanden aus dem Entpacken eines riesigen Tar-Archivs mit relativ kleinen Bilddateien in riesigen Verzeichnissen, Entpacken eines kleineren Archivs über das erste, und Abspielen von zuvor aufgezeichneten HTTP-Anfragen dieser Dateien mit seinem Webserver. Bei diesem Test war reiser4 der klare Sieger. ext3 legte merkwürdige Pausen ein, wann immer sein Journal volllief, und XFS und JFS brachten eine stetige, aber niedrigere Leistung, da sie auf viele gleichzeitige Zugriffe optimiert sind. BSD-Softupdates kosten rund 20% an Leistung, was deutlich mehr ist als offiziell angegeben. Das Löschen der riesigen Verzeichnisse war unter reiser4 allerdings sehr langsam.

Um den Test auch unter Windows durchführen zu können, musste der Referent seine Software teilweise deutlich anpassen. Diese Anpassungen sollten Windows theoretisch begünstigen, da weniger Kontextswitche nötig waren. Dennoch war die Leistung von Windows erbärmlich. Letzter Platz in vier von fünf Messungen, lediglich beim Extrahieren des kleineren Tar-Archivs verfehlte es den letzten Platz knapp. Das Publikum war amüsiert.

Aus Japan war Kenji Kitagawa angereist, um »File System (Ext2) Optimization for Compressed loopback device« vorzustellen. Mit dem Lesen des eingereichten Papiers war man definitiv besser bedient, da der Referent, vermutlich wegen mangelnder Englischkenntnisse, seine Folien einfach ablas. Technisch war das Projekt durchaus interessant und könnte zu schnelleren Bootzeiten in Live-CDs führen. Der parallel stattfindende Vortrag von Lars Müller zu »Linux Clients in Microsoft Windows (ADS) Environments« hätte mich aber ohnehin nicht interessiert.

Danach stellte Heinz Mauelshagen dm-raid45 vor. Das ist ein Modul für den den Device Mapper, um RAID 4 bzw. RAID 5 zu integrieren. Leider enthielt der Vortrag gegenüber dem LinuxTag-Vortrag, der online verfügbar ist, kaum Neues. Bezüglich meines eigenen Projektes konnte ich daher keine neuen Erkenntnisse gewinnen.

Den Abschluss machte Hannes Reinecke mit seinem Überblick über iSCSI unter Linux, während nebenan Marcel Holtmann den »BlueZ on the D-Bus« spielte. iSCSI dient offenbar zum Exportieren von Block-Devices. Ob es in meinem Cluster-Projekt sinnvoll eingesetzt werden könnte, bleibt mir unklar. Es gibt zwei iSCSI-Projekte für Linux: linux-iscsi funktioniert, ist aber monolithisch aufgebaut und wird daher aufgegeben. Es bietet nur begrenzte Konfigurations-Optionen. Das neue, in Entwicklung befindliche System ist open-iscsi, das modular ist und möglichst viele Funktionen in den Userspace verlegt. Es besteht im Userspace aus einem Daemon und einem Admin-Programm.

Nach kurzer Verschnaufpause fand die Keysigning-Party statt, zu der ich mich gerade noch rechtzeitig in der Vorwoche angemeldet hatte. Danach war es Zeit, sich zum Geselligen Abend aufzumachen, der in einem Lokal in der Altstadt, direkt am Rathausplatz, stattfinden sollte. Nach einem viertelstündigen Fußmarsch an der Pegnitz entlang, der durchaus reizvoll, aber wegen der Wärme und des schweren Rucksacks auch anstrengend war, kamen wir an.

Noch eins!

hjb

Noch eins!

Hungern musste niemand, das war nur die Vorspeise

hjb

Hungern musste niemand, das war nur die Vorspeise

Gutes Essen und Getränke sind natürlich ein Aspekt eines solchen Abends, der jedoch durchaus in den Hintergrund rücken kann, wenn sich die richtigen Gesprächspartner finden. So wurde schon schnell mit erheblicher Lautstärke palavert, gescherzt und gelegentlich auch gefachsimpelt. Wenn man dann per Zufall einem Nokia-Mitarbeiter aus Finnland gegenübersitzt, bleibt es nicht aus, dass auch mal ein Maemo herausgezogen und bestaunt wird. Das Wichtigste ist aber mit Sicherheit der allgemeine Gedankenaustausch, daher habe ich bisher auch noch keinen »Social Event« ausgelassen. Nicht dass jetzt jemand denkt, ich würde nichts zum Essen schreiben, weil es so schlecht war: Das Essen war sehr gut. Man könnte es als gut bürgerlich und mehr oder weniger typisch nürnbergisch bezeichnen. Vielleicht war es kein überragendes Büffet, aber Anlass zu Beschwerden hatte sicher niemand. Als es auf Mitternacht zuging, lichteten sich die Reihen, und auch ich machte mich auf den Weg zurück zum Hotel.

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