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Do, 28. Dezember 2006, 00:00

Das Open-Source-Jahr 2006

Ein kleiner Rückblick

Juni

Der 1. Juni bringt wie angekündigt Ubuntu 6.06 LTS. Der Schwerpunkt der Distribution, die auf dem Desktop drei Jahre und auf Servern fünf Jahre unterstützt werden soll, liegt auf Stabilität und Zuverlässigkeit.

Red Hat will sich am gleichen Tag anscheinend neue Geschäftsfelder erschließen. Die angekündigte Gemeinschafts-Webseite Mugshot ist jedoch bis Ende des Jahres weiterhin in der Erprobungsphase und die weiteren Pläne sind unbekannt.

Nach ersten Spekulationen, dass Google seinen erfolgreichen »Summer of Code« von 2005 nicht oder nur in reduziertem Umfang wiederholen würde, steht am 6. Juni fest: Er wird größer ausfallen als im letzten Jahr. Bis zum Ende des Jahres trägt das Projekt, in das Google rund 3,15 Mio. US-Dollar steckt, zahlreiche Verbesserungen und Features zu freien Projekten bei. Leider kommen längst nicht alle Bewerber zum Zug.

Dell gibt am 9. Juni bekannt, dass Rechner mit Linux 25% seines Umsatzes ausmachen und daher Linux auf die Ebene eines Industriestandards erhoben wurde. Auch eine Anerkennung für freie Software: Die webbasierte Frankiersoftware der Deutschen Post, STAMPIT Web, ist für Firefox verfügbar. Allerdings nur für Windows und auch das nur auf x86-Hardware.

Elektra, ein Programm, das ursprünglich unter dem Namen »Linux Registry« gestartet wurde und Konfigurationsdaten in einer Hierarchie von Schlüssel- und Wertepaaren speichert, meldet Fortschritte Danach wird es allerdings sehr still um das Projekt, das noch viel Überzeugungsarbeit bei den Entwicklern der freien Projekte leisten muss, damit diese auf Elektra als einheitliche Konfigurationslösung setzen.

Zufällig kann auch MPlayer am gleichen Tag Fortschritte melden. Die erste Version seit 14 Monaten erscheint mit vielen Änderungen. Es kommt sogar noch zum ersten Release-Kandidaten am 23. Oktober.

Am nächsten Tag ist Feiertag, zumindest für einige Geodaten-Enthusiasten. Google bringt den lang erwarteten Google Earth Client für Linux, anders als Picasa in einer nativen Version. Immerhin wurden im Zug der Picasa-Portierung einige Verbesserungen in Wine eingebaut.

Das Dateisystem ext3 krankt an zu geringer Kapazität für Unternehmen, SAN-Anbieter und in absehbarer Zeit auch für Heimanwender. Ein Patch soll das beheben, löst aber auch Diskussionen über einen ganz neuen Nachfolger von ext3 aus. Am 30. Juni wird ein neues Dateisystem ext4 vorgeschlagen und bald danach auch begonnen. Und Reiser4? Dieses vielversprechende Dateisystem, von seinen Entwicklern als produktiv einsetzbar bezeichnet, ist weit davon entfernt, in den Kernel aufgenommen zu werden, auch wenn zwischenzeitlich einmal Hoffnung aufkeimt. Andrew Morton ist der erste, der den Code einem Review unterzieht, und er sieht keine zwingenden Hindernisse mehr für die Integration. Dennoch reicht es für eine Aufnahme in den Kernel in diesem Jahr nicht mehr.

Der 18. Juni bringt Kernel 2.6.17 mit drei neue Systemaufrufen namens »splice«, »vmsplice« und »tee«, der Unterstützung für den T1-Chip von Sun (Codename Niagara) und vielem mehr.

Juli

Am 14. Juli erscheint PC-BSD 1.2 mit einer Menge neuer Features.

Am 16. Juli macht eine neue Userspace-Implementation von NTFS Furore, die vollen Schreibzugriff bieten soll. Der Treiber macht stetige Fortschritte und ist mittlerweile auf seiner eigenen Domain ntfs-3g.org zu finden.

Der 25. Juli bringt ein Ereignis, das so schnell nicht wiederkehren wird. Die Zahl von 10.000 Nachrichten auf Pro-Linux wird erreicht. Wir feiern dies mit einer Verlosung, bei der es wertvolle Preise zu gewinnen gibt.

Nach über zwanzig Monaten Entwicklung wird Rock Linux 3 freigegeben.

Die FSF stellt am 28. Juli den zweiten Entwurf der GPLv3 vor, der den umstrittenen DRM-Abschnitt etwas entschärft und andere Passagen verbessert. Allerdings ist auch diese Fassung nicht geeignet, mit den Kritikern Frieden zu schließen. Dies führt am 23. September zu einem Positionspapier einiger Kernel-Entwickler gegen die GPLv3 allgemein, das die Kluft zwischen den Parteien deutlich vertieft. Dies wird auch am 24. Oktober noch einmal in ausführlichen Stellungnahmen deutlich.

Marcelo Tosatti, Betreuer des Linux-Kernels seit Version 2.4.16 im Noveber 2001, gibt diese Aufgabe an Willy Tarreau ab. Gründe für diesen Schritt gibt er nicht zu Protokoll.

August

Firefox kann am 1. August 200 Millionen Downloads feiern.

Ark Linux kommt am 3. August mit Version 2006.1, rund acht Monate nach 2005.2. Neben einer Version Ark Linux Home gibt es eine Live-CD.

Früher als nach dem eigenen Zeitplan erscheint am 8. August Freespire 1.0. Die Unterschiede zu Linspire sind gering, außer dass Freespire vollständig frei ist und nur einige wenige proprietäre Komponenten mitbringt, deren Weitergabe kostenlos möglich ist.

Die Übernahme von ATI durch AMD führt sofort zu Gerüchten um offene ATI-Treiber, die sich jedoch nicht bestätigen. Die nachfolgenden monatlichen Treiberveröffentlichungen, meist annähernd synchron mit den NVIDIA-Treibern, sind allesamt proprietär.

Am 11. August stellt sich eine neue BSD-Abspaltung namens MidnightBSD vor, die anders als andere Desktop-BSD-Versionen nicht KDE, sondern GNUstep als Oberfläche einsetzt. Außerdem soll das System ein Fork einer Betaversion von FreeBSD 6.1 werden, aber auch Komponenten von anderen BSD-Systemen integrieren. Bis zum Ende des Jahres gibt es Testversionen, aber noch keine offizielle Veröffentlichung.

Kernel 2.4 wird am 12. August mal wieder aktualisiert. Die neue Version 2.4.33 kommt neun Monate nach 2.4.32 und bringt Fehlerkorrekturen, ein SATA-Update und andere Updates.

Das bereits im Februar 2005 erstmals vorgestellte Linux-Smartphone von ROAD wird für September angekündigt. Es wird tatsächlich auf der Berliner IFA gezeigt, erhältlich ist es bis Ende des Jahres jedoch nicht.

KDE 4 benötigt lange Zeit und viele Ressourcen, um fertig zu werden. So kann am 19. August ein erster Entwickler-Schnappschuss präsentiert werden, der aber noch Monate, wenn nicht gar ein Jahr, vom richtigen KDE 4 entfernt ist. Als weiterer Baustein für KDE 4 wird kurz danach ein neues Startmenü namens »Kickoff« diskutiert.

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