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So, 8. März 2009, 00:00

Debian GNU/Linux 5.0 »Lenny«

Der Zustand der Distribution

Spiele-Auswahl mit goplay

Hans-Joachim Baader (hjb)

Spiele-Auswahl mit goplay

Innere Werte

Debian 5.0 bringt Kernel 2.6.26 mit zusätzlichen Patches. Neu sind die Unterstützung für die Virtualisierung mit OpenVZ, für die es wie für VServer und Xen eigene Kernel-Varianten gibt. Der Hypervisor KVM, seit Version 2.6.20 im offiziellen Kernel, steht auf der AMD64-Architektur sowieso zur Verfügung.

In der Standardinstallation werden keine Label für Dateisysteme vergeben, demzufolge verwendet auch die Datei /etc/fstab weder Label noch UUIDs, um alle Partitionen unabhängig von den Gerätenamen zu finden. Das macht beispielsweise Ubuntu wesentlich besser.

Erstmals kann Debian mit einer vollständig freien Java-Umgebung aufwarten. Um sie zu installieren, sollte man nach openjdk-6 suchen. Es handelt sich um den von Sun freigegebenen Code von Java 6, der im Projekt IcedTea um fehlende Teile ergänzt wurde.

Auch Softwareentwickler, die mit anderen Programmiersprachen arbeiten, kommen mit Debian voll auf ihre Kosten. Neben den Klassikern Perl, das von Version 5.8 auf 5.10 aktualisiert wurde, Python (jetzt in Version 2.5) und PHP (Version 5.2.6), zu denen jeweils zahlreiche Module paketiert wurden, findet man auch zahlreiche weitere Compiler und Interpreter mit zusätzlichen Bibliotheken und Modulen vor.

Für die erfahreneren Benutzer, die an der Kommandozeile effektiver arbeiten als mit grafischen Frontends, bietet Debian eine große Zahl von Tools, stellt sich aber auch der manuellen Änderung der Konfigurationsdateien nicht in den Weg. Sollte ein Paketupdate erforderlich sein, überschreibt dieses niemals eine geänderte Konfigurationsdatei. Wenn das Update eine geänderte Konfigurationsdatei mitbringt, wird der Benutzer auf diesen Umstand hingewiesen und kann sie untersuchen und entweder sofort oder später bereinigen.

Debian hat teils recht aufwendige Konstrukte entwickelt, um die vom System vorgegebene und die von den Nutzern geänderte Konfiguration zu trennen und die Verwaltung so einfach wie möglich zu machen. Oft muss man erst die README-Datei lesen, um sich mit dem Debian-System vertraut zu machen. Es lohnt sich fast immer, eigene Änderungen in die Debian-Vorgaben einzupassen, da man sonst alles selbst machen muss, Sicherheitsupdates eingeschlossen.

Die zur Verfügung stehenden Tools sind zu zahlreich, um sie aufzuzählen, und nur ein kleiner Teil davon ist standardmäßig installiert. Jedes Tool und jede Konfigurationsdatei ist in einer Manpage dokumentiert, was von den Debian-Richtlinien vorgeschrieben ist und auch eingehalten wird. Diese Dokumentation vermisst man bei vielen anderen Distribution schmerzlich. Für die Debian-Entwickler gehören Manpages zu den Dingen, die die Qualität einer Distribution ausmachen.

Multimedia

Die Debian-Distribution selbst bringt nur Codecs für freie und nicht durch Patente belastete Multimedia-Formate mit. Immerhin lassen sich einige Videos im MPEG-, Windows Media- und Quicktime-Format abspielen; Audiodateien im MP3-Format werden genauso unterstützt wie die freien Formate, darunter Ogg und Flac. Flash-Videos lassen sich teilweise mit swfdec 0.6.0 und gnash 0.8.4 abspielen. Beide dürften nicht mit allen Flash-Versionen klar kommen, so kann swfdec keine aktuellen YouTube-Videos darstellen, aber zur Not kann man immer noch den proprietären Flash-Player von Adobe nachinstallieren, sofern man auf einer von Adobe unterstützten Plattform arbeitet.

Fehlende Multimedia-Codecs können manchmal über das GNOME-Framework nachgeladen werden. Für KDE gibt es keinen entsprechenden Automatismus. Allerdings wird die Codec-Suche von GNOME auch nicht immer fündig. Es lohnt sich daher für alle Debian-Anwender, das Repositorium von debian-multimedia.org einzubinden. Danach besteht die Möglichkeit, nahezu jeden erdenklichen Codec nachzuinstallieren. Das löst zwar das Problem der fehlenden Codecs nicht für Leute, die keinen Internet-Zugang haben, aber für den Großteil der Anwender dürfte sich die Multimedia-Situation sehr gut darstellen.

Konfiguration, Paketverwaltung und Updates

Debian enthält keine eigenen grafischen Tools zur Systemverwaltung. Die Desktopumgebungen KDE und GNOME bringen einige Tools mit, womit sich, zusammen mit der automatischen Erkennung und Einrichtung der Hardware, bereits ein Großteil aller Aufgaben erledigen lässt. Da auch die Paketverwaltung vollständig grafisch gesteuert werden kann und sich für fast jede Aufgabe ein grafisches Frontend finden lässt, ist durchaus vorstellbar, dass normale Anwender über die Runden kommen, ohne je eine Konsole zu öffnen. Debian steht damit genauso gut da wie andere Distributionen.

Die Paketverwaltung kann man unter KDE mit KPackage, unter GNOME mit Synaptic und der Paketquellenverwaltung erledigen. Während unter GNOME eine automatische Prüfung, ob Softwareupdates vorliegen, eingerichtet ist, wird eine solche Funktion unter KDE nicht angeboten.

Debian 5.0 ist in der Standardinstallation nicht LSB-konform. Zwar wird LSB 3.2 unterstützt (in Debian 4.0 war es noch LSB 3.1), doch dazu muss man zunächst das Paket lsb-core oder lsb-desktop (das lsb-core einschließt) nachinstallieren. Wie wenig Relevanz die LSB in der Praxis hat, zeigt sich daran, dass es schwierig ist, ein LSB-Softwarepaket im Internet zu finden, das frei herunterzuladen ist. Es fehlt momentan einfach noch zu viel in den LSB-Spezifikationen, besonders im Desktop-Bereich. Dabei könnte Debian LSB-Pakete besonders gut integrieren und sogar deren Abhängigkeiten berücksichtigen.

In Ermangelung eines LSB-Pakets testeten wir die Installation eines RPM-Pakets. Dazu sucht man am besten ein Programm, das noch nicht als Debian-Paket vorliegt. Das sollte nicht schwerfallen, denn auch wenn das Debian-Archiv sehr groß ist, umfasst es doch weniger als zehn Prozent der existierenden freien Software. Nehmen wir beispielsweise Fotoxx, ein einfaches Foto-Bearbeitungsprogramm. Man findet ein Paket mit Version 6.0 für Fedora 11 auf rpmfind.net. Mit alien wandelt man es in ein Debian-Paket um, das sich anschließend mit dpkg -i fehlerfrei installieren lässt (man sollte nie rpm für die Paketinstallation verwenden, weil dies an der Debian-Paketverwaltung vorbei arbeitet). Das installierte Fotoxx arbeitet nicht, weil die Bibliothek libfreeimage3 fehlt. Alien erkennt bei RPM-Paketen also keine Abhängigkeiten.

libfreeimage3 ist aber Bestandteil von Debian. Wenn man es nachinstalliert hat, startet Fotoxx, gibt aber Warnungen auf die Konsole, dass es die Programme exiftool, ufraw und printoxx nicht findet. Während ufraw wiederum Bestandteil von Debian 5.0 ist, muss man sich bei den anderen beiden erneut auf die Suche begeben. Es ist also möglich, Pakete von anderen Distributionen in Debian 5.0 zu importieren, komfortabel ist es aber nicht. Das Generieren aus dem Quellcode, notfalls mit checkinstall, ist oft eine bessere Alternative.

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