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So, 21. April 2002, 00:00

Free As In Freedom

Vorwort

Cover von Free As In Freedom

Bruno Hopp

Cover von Free As In Freedom

Dieses kleine, feine Buch hat es in sich: Richard M. Stallman steht für eines der wichtigsten Konzepte in der Welt der freien Software. Im besten Stil des »investigative journalism« zeichnet Sam Williams aufgrund intensiver Gespräche, Recherchen über sein Umfeld, seine Freunde und Bewunderer, aber auch bei jenen, die ihn irritierend finden, ein intensives Bild des Menschen, der aus persönlicher Betroffenheit seine ganze Intelligenz, seine Schaffenskraft einer zutiefst demokratischen Idee widmet: dem Recht darauf, dass Software prinzipiell vom Programmierer (gerne auch »Entwickler« genannt) ohne kommerzielle Interessen allen Interessenten gegenüber wie ein öffentliches Gut frei zugänglich bleiben kann. Diese Wahlfreiheit zu erhalten bedeutet nicht nur das Recht, als Computernutzer zum Beispiel eine frei verfügbare Software zu nehmen und sie nach eigenen Vorstellungen zu nutzen, sondern es bedeutet, dass man sie auch ändern darf!

Das Buch

Das inzwischen bekannte Linux von Linus Torvalds und vielen Freiwilligen weltweit wird zwar gerne als Synonym dafür genommen, bei der Lektüre des Buches lernt der Leser aber sehr wohl, dass dies ein ungenauer Sprachgebrauch ist! Schließlich gibt es auch andere freie Unix-Derivate, etwa FreeBSD oder NetBSD und weitere, die nicht so klingende Namen tragen. Dann hat Linus Torvalds natürlich nicht alle »Linuxprogramme« selbst geschrieben, sondern »nur« den Kernel.

Stallman war und ist ein genialer Programmierer, der nicht allein den GNU C-Compiler und andere GNU-Tools anschob, sondern mit diesen in Kreisen Unix-begeisterter Programmierer allerhöchstes Ansehen erwarb. Linus Torvalds selbst bezeichnete es als eine seiner klügsten Entscheidungen, Linux unter den rechtlichen Schutz dieser GNU/GPL zu stellen, die Richard Stallman entwickelte.

Die Free Software Foundation, ebenso die Namen aller großen und bekannten Hersteller von Computerteilen lassen den Leser überblicksartig ahnen, welche Hoffnungen, Abneigungen und Motivationen Richard Stallman antreiben. Sehr klar wird beim Lesen, dass die heutige Verfügbarkeit von freier Software - ja, auch Linux gehört dazu - keineswegs eine nette Dreingabe ist, sondern ein Stück harte Arbeit bedeutet. Technikbegeisterte Computeranwender werden vielleicht zögern: es geht hier nicht so sehr um technische Details, sondern um Politik, um die Logik kollektiver Entscheidungen, es geht darum, dass Unternehmen nicht einfach alles, was bislang kostenlos zu erhalten war, einfach unter ihrem Namen zur eigenen Erfindung umdeklarieren dürfen.

Ich zögere zwar, dies eine »Biographie« zu nennen - klar wird durch die sehr persönlich Schilderung von Stallman, dass freie Software ein klares politisches Engagement erfordert. Sam Williams zeigt mit diesem Buch eine wichtige Botschaft auf. Es ist nicht immer nur Spass, wenn man sich für etwas begeistert: Da braucht es neben Intelligenz auch persönliches Engagement, sogar im evtl. ungeliebten politischen Bereich. Selbst fortschrittlichste Technologie hat heute keine Chance, wenn die klare Botschaft an die Öffentlichkeit, die gelungene Selbstdarstellung fehlt oder unprofessionell betrieben wird.

sich ein weiteres Mal in bemerkenswerter Weise eingesetzt, um ein eher unpopuläres, schwieriges Thema wie die Hintergründe freier Softwareentwicklung für die breitere Leserschaft zugänglich und verstehbar zu machen.

Fazit

Sam Williams läßt den Menschen Richard Stallman, die treibende Kraft hinter den GNU-Projekten, in vielen Aspekten hervortreten. Nicht nur der geniale Programmierer und sein teilweise tragisches Schicksal kommen zum Vorschein. Hintergrundwissen um freie Software - jedermann und jede Frau mit einem mehr als beiläufigen Interesse an Computerfragen sollte diese Darstellung kennen. Absolute Leseempfehlung!

Fakten

Jahr: 2002
Autor: Sam Williams
Preis: 22 EUR
Umfang: 225 Seiten
Verlag: O'Reilly Verlag
ISBN: 0596002874

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