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Sa, 24. Juni 2006, 00:00

Ubuntu 6.06 LTS

Alle Welt wartete mit Spannung auf das nach dem üblichen halbjährlichen Release-Zyklus für April geplante Ubuntu 6.04, Codename »Dapper Drake«. Nachdem Ubuntu-Gründer Mark Shuttleworth verkündet hatte, dass mit dieser Version ein Meta-Zyklus zu Ende geht, der in einer besonders stabilen Version mündet, erwirkte er eine Verschiebung des Veröffentlichungstermins um zwei Monate. Aufgrund der geplanten jahrelangen Unterstützung erhielt diese Version den neuen Namen Ubuntu 6.06 LTS, wobei LTS für »Long Term Support« steht. Der Test soll zeigen, ob das Produkt wirklich so gelungen ist.

Vorwort

Der Bootscreen von Ubuntu wurde optisch aufgewertet

Hans-Joachim Baader (hjb)

Der Bootscreen von Ubuntu wurde optisch aufgewertet

Ubuntu hält bei DistroWatch.com immer noch Platz 1 bei den beliebtesten Distributionen. Es muss etwas haben, was die anderen freien Distributionen (Fedora, Mandriva, SUSE, Debian, Slackware, Gentoo, Kanotix...) nicht haben. Wahrscheinlich ist es nicht eine einzelne Eigenschaft, sondern die Kombination vieler verschiedener Dinge. Unser Test versucht dies etwas auszuloten, immer im Vergleich mit der Vorgängerversion.

Ubuntu 6.06 »Dapper Drake« enthält vergleichsweise wenige technische Neuerungen gegenüber der vor acht Monaten erschienenen Version 5.10. Im Vergleich zu Fedora Core 5, das bereits im April erschienen ist, fehlen einige neue Technologien und nicht alle Programmpakete sind topaktuell. GCC 4.1 beispielsweise findet man in Dapper noch nicht. Dapper konzentriert sich stattdessen auf Stabilität, Zuverlässigkeit und Produktivität und soll in Konkurrenz mit RHEL (Red Hat Enterprise Linux), SLES (Suse Linux Enterprise Server) und anderen Unternehmens-Betriebssystemen treten.

Zielsysteme

Wie Sie vielleicht schon mitbekommen haben, existieren innerhalb von Ubuntu nun vier offiziell unterstützte Varianten, die sich aber nur hinsichtlich der vorinstallierten Software (und damit auch im Desktop) unterscheiden: Ubuntu mit GNOME, Kubuntu mit KDE, Edubuntu mit Lernsoftware und Xubuntu mit Xfce. Es erscheint mir daher nicht notwendig, alle vier näher vorzustellen. Deshalb wird sich der Test auf das »klassische« (wenn man nach zwei Jahren so sagen darf) Ubuntu konzentrieren.

Nach wie vor wird Ubuntu für die Architekturen x86, AMD64 und PowerPC angeboten. Ebenfalls verfügbar, aber auf den meisten Mirror-Servern nicht zu finden, sind Portierungen auf die Architekturen ia64 und HPPA. Die in Version 5.10 noch vorhandene Portierung auf UltraSPARC zum Zeitpunkt des Releases von 6.06 nur als Betaversion vorhanden, wurde aber mittlerweile nachgereicht. Sie wird sogar offiziell von Sun unterstützt, um auf Suns T1-Hardware zu laufen.

Mangels anderer Möglichkeiten beschränkt sich mein Test auf die x86-Variante. Die Speicher-Anforderungen bleiben mit 128 MB RAM für Xubuntu und 192 MB für die anderen Varianten moderat. Ubuntu sollte mit fast jeder aktuellen PC-Hardware laufen. Ganz alte Rechner mit 486-Prozessoren oder ISA-Bus sollte man lieber nicht in Erwägung ziehen.

Lieferumfang

Installations-CDs

Ubuntu Linux kommt auf einer einzelnen CD, die man sich herunterladen oder kostenlos nach Hause schicken lassen kann. Dieses Paket besteht nun erstmals nicht mehr aus einer Installations- und einer Live-CD, sondern aus einer kombinierten Live- und Installations-CD. Die CD enthält das klassische Ubuntu in der Desktop-Geschmacksrichtung GNOME. Das mittlerweile gleichberechtigt neben Ubuntu stehende Kubuntu, das die Desktop-Geschmacksrichtung KDE vertritt, kann separat bezogen werden. Gleiches gilt für Edubuntu, das sich hauptsächlich an Bildungseinrichtungen und junge Anwender richtet (Bestellung). Hingegen gibt es für Xubuntu, das XFCE 4.4 Beta 1 als Desktop enthält, noch keinen ShipIt-Service.

Herunterladen kann man die kombinierten Installations- und Live-CD-Images von zahlreichen Mirror-Servern. Für jede der Desktop-Geschmacksrichtungen gibt es Desktop-, Server- und Alternate-CDs für die drei unterstützten Architekturen. Rechnet man ein, dass alle vier Geschmacksrichtungen gleichberechtigt sind, stehen verwirrende 27 Installations-CDs zur Auswahl. 27 statt 36 deshalb, weil es die Server-CD nur für Ubuntu selbst gibt.

Die Desktop-CD ist, wie man sich leicht denken kann, die kombinierte Live- und Installations-CD für Desktop-Systeme. Wer sich nicht auf das grafische Installations-Programm verlassen will, das mehr automatische Entscheidungen und weniger Optionen bietet, findet auf der Alternate-CD den herkömmlichen textbasierten Installer. Desweiteren ist diese CD für spezielle Aufgaben bei der Installation gedacht, die aus irgendeinem Grund nicht in die Desktop-CD aufgenommen werden konnten. Zu diesen Aufgaben gehören das Einrichten von automatischer Installation, der Upgrade von älteren Installationen, wenn kein Netzwerkzugang zur Verfügung steht, Partitionierung mit LVM und/oder RAID, Installation von GRUB an eine andere Stelle als den Master Boot Record und Installation auf Systemen mit weniger als der empfohlenen Menge RAM.

DVDs

Auch eine DVD mit etwa 3,2 GB Umfang gibt es wieder, die jedoch anders als die Ubuntu 5.10-DVD aufgebaut ist. Sie vereint in sich alle Installationsmethoden der CDs einschließlich der grafischen Installation vom Live-System aus. Der Umfang der DVD stammt vom komprimierten Live-Dateisystem und dem 2,5 GB großen Software-Archiv. Dieses umfasst fast 6000 Pakete, das vollständige »main«-Repositorium von Ubuntu.

Mehr Pakete

Gegenüber Ubuntu 5.10 wurden in Dapper die meisten Pakete aktualisiert. Das System setzt auf Kernel 2.6.15, Glibc 2.3.6 sowie GCC 4.0.3. Andere wichtige Komponenten sind GNOME 2.14.1, KDE 3.5.2, Xfce 4.4, X.org 7.0, gstreamer 0.10.7, OpenOffice.org 2.0.2, Apache 2.0.55 sowie Samba 3.0.22, Evolution 2.6.1, Mozilla Firefox 1.5.0.3 und Mozilla Thunderbird 1.5.0.2. Zudem sind Perl 5.8.7 (bis auf Patches unverändert seit einem Jahr), Python 2.4.3 und viele Python-Module installiert. Als Update ist bereits GNOME 2.14.2 verfügbar, das jedoch aus dem Internet geladen werden muss.

Nach der Installation ist /etc/apt/sources.list so konfiguriert, dass es nach neuen Paketen auf der CD/DVD, aber auch im Hauptarchiv der Distribution im Internet und bei den Sicherheitsupdates sucht. Hat man einen Internetanschluss, so hat man Zugriff auf 6715 Softwarepakete. Auf der CD allein findet man rund 2000 Pakete.

Debian Unstable zählt mittlerweile über 25.000 Pakete, Ubuntu kommt nach Hinzufügen aller Repositorien auf fast 24.000. Selbst wenn man bedenkt, dass 24000 Pakete keine 24000 Anwendungen sind, da ein Programm oft in zwei oder mehr Pakete aufgeteilt wird, ist das beachtlich.

Die offiziellen Repositorien von Ubuntu 6.06 sind main, universe, multiverse und restricted. Letzteres ist das Archiv, in dem sich unterstützte, aber unfreie Pakete befinden. Derzeit sind das die Grafikkarten-Treiber von NVidia und anderen, Firmware-Pakete und Treiber, die nicht unter vollständig freien Lizenzen stehen. Sie können von Ubuntu grundsätzlich nicht so wie die anderen Pakete unterstützt werden, da der Quellcode teilweise nicht zugänglich ist.

Im Gegensatz dazu wird Software, die im Repositorium universe zu finden ist, nicht offiziell unterstützt. Hier findet man freie Softwarepakete, während multiverse zusätzlich rund 490 unfreie Pakete anbietet.

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