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Mi, 26. Juli 2006, 14:24

Software::Kernel

Mythen, Lügen und Wahrheiten über den Linux-Kernel

Kernelhacker Greg Kroah-Hartmann, derzeitig Angestellter der SuSE Labs/Novell, räumt mit kursierenden Fehlinformationen über den Linux-Kernel auf.
Von ThomasS

Der prominente Kernelhacker Kroah-Hartmann hat sich auf einer eigens dafür eingerichteten Webseite der hartnäckigsten Gerüchte und Fehlinformationen über den Linux-Kernel angenommen und stellt diesen die Wahrheit aus der Sicht der Kernelentwickler gegenüber.

Die Webseite enthält das Skript eines Eröffnungsvortrages, den Kroah-Hartmann anlässlich des letzten OLS-Symposiums im Juli 2006 hielt. Das jährlich stattfindende Symposium befasst sich mit den verschiedenen technischen Aspekten des voranschreitenden Linuxkernels. In einer recht umfangreichen Liste setzt sich der Entwickler mit weit verbreiteten Aussagen über den Linuxkernel auseinander, die nicht nur falsch, sondern aus der Sicht eines Kernelentwicklers ärgerlich sind. Allen voran konzentriert sich Kroah-Hartmann auf das für ihn besonders ärgerliche Gerücht, dass Plug&Play im Kernel noch nicht auf dem Level von Windows sei. Hier knöpft er sich frühere Aussagen von Novells derzeitigem Chefingenieur Jeff Jaffe vor, der diese Einschätzung bis zuletzt hartnäckig beibehalten hat. Kroah-Hartmann macht gegenüber dieser Einschätzung deutlich, dass der Linux-Kernel weitaus mehr Geräte und Prozessoren und Architekturen unterstützt, als es jemals bei einem anderen Betriebssystem der Fall war. Ohne Schwierigkeiten, so seine eigene Beobachtung, könne man heute Geräte an seinen Laptop anschließen, und alles würde einfach funktionieren. In der Liste problemlos unterstützter Hardware nennt er unter anderem USB 2.0, Bluetooth, PCI Hotplug, CPU Hotplug.

Mit großer Akribie wendet er sich auch einem Gerücht zu, dass es kein brauchbares Kerneldesign zu geben scheint. Kritiker bemängeln, dass das Management der Kernelentwicklung gar nicht funktionieren dürfe, weil es gängigen Management-Theorien deutlich widerspricht. Auf dieses Gerücht antwortet Kroah-Hartmann mit einem Zitat von Linus Torvalds, das hervorhebt, dass Linux vergleichbar mit einem evolutionären Prozess sei. Im Gegensatz zu branchenüblichen, ausführlichen Design-Dokumenten, werde der Kernel eben nur bei Bedarf geändert und entwickle sich auf diese Art weiter.

Im gleichen Atemzug verdeutlicht er auch, dass die Kernelentwickler der Forderung nach einer stabilen Kernel-API niemals nachkommen werden. Gerade weil sich Linux auf evolutionäre Art entwickelt, hält er die Forderung für unsinnig und verweist auf die Datei "stable-api_nonsense.txt", deren Lektüre er Kritikern empfiehlt. Bei ständigen Änderungen, z.B. des USB-Codes, so Kroah-Hartmann, würde sich der Kernel bei stabiler API enorm aufblähen. Dies ist nach seiner Beobachtung bei Windows der Fall, das trotz vielfacher Änderung seines USB-Codes alle API-Versionen über all die Jahre hinweg im Kernel behalten hat. Das hat dazu geführt, dass alte Funktionalitäten von drei verschiedenen Sets von API-Funktionen den Windows-Kernel immer komplexer und schwerer zu pflegen werden ließen, weil dies die Geschäftspolitik des Hauses Redmond verlange. Damit einhergehend verbraucht der Windows-Kernel z.B. mehr Speicher, um die Rückwärtskompatibilität gewährleisten zu können. Da auch Microsoft keinen Zugriff auf den Quellcode von herstellerspezifischen Treibern hat, lassen sich bestimmte Treiber-Probleme nur schwer finden oder gar nicht lösen. Eine solche Entscheidung gebe es beim Linux-Kernel nicht, der gegenüber dem Windows-Kernel stabiler und schlanker ist. Insgesamt Eigenschaften, die von allen Entwicklern des Linux-Kernels geschätzt werden.

Weitere Themen seines zurückliegenden Vortrags sind geschlossene Treiber, Support durch verwandte Projekte wie Kernel-Janitors oder Regressions-Testsuiten für den Kernel.

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