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Di, 28. November 2006, 13:27

Gemeinschaft::Personen

Richard Stallmans Keynote zur GPLv3-Konferenz

In seiner Keynote zur 5. internationalen Konferenz zur GPLv3 hat Richard Stallman nochmals bekräftigt, dass eine Erneuerung der Lizenz nötig sei.

Stallman ging in seinem Vortrag nochmals auf die wichtigsten geplanten Änderungen ein, erläuterte, warum er sie für notwendig hält, und beantwortete anschließend Fragen aus dem Publikum.

Die neue Version der GPL ist bereits seit September 2005 oder länger in Arbeit. Nach zwei Entwürfen und bereits fünf internationalen Konferenzen, zuletzt in Tokio, sind einige der geplanten Änderungen immer noch kontrovers.

In Tokio erklärte Stallman dem Publikum, dass die GPLv3 bestrebt sei, die in den letzten fünfzehn Jahren bekannt gewordenen Lücken zu schließen, mit denen Firmen GPL-Software effektiv zu unfreier Software machen können, selbst wenn sie nicht gegen den Wortlaut der GPL verstoßen. Die anderen Änderungen der GPL - bessere Internationalisierung und bessere Kompatibilität mit anderen freien Lizenzen - sind relativ unstrittig und treten dadurch in den Hintergrund.

Ein erstes Beispiel zur Umgehung der GPL lieferte die Firma Tivo, die in ihren Geräten eine Firmware auf Linux-Basis einsetzt und diese pflichtgemäß unter der GPL veröffentlichte. Jedoch baute sie in ihre Hardware einen Mechanismus ein, der es unmöglich machte, eine veränderte Firmware auszuführen. Einen ähnlichen Effekt hat das »Trusted Computing«, von Stallman als »Treacherous Computing« bezeichnet. Auch mit Digital Rights Management (DRM) kann der Einsatz modifizierter Software verhindert werden.

Ein weiteres großes Problem stellen laut Stallman Softwarepatente dar. Diese können laut Stallman auf verschiedene Weise genutzt werden, um Freiheiten von freier Software unter der GPL zu nehmen. Das jüngst geschlossene Abkommen zwischen Microsoft und Novell machte die FSF auf eine weitere Lücke in der GPL aufmerksam. Ziel der Organisation ist, alle diese Lücken zu schließen, um sicherzustellen, dass die von der GPL gewährten Freiheiten für alle Anwender unter allen Umständen erhalten bleiben.

Die Freiheit der Software ist für Stallman und die FSF eine ethische Grundsatzfrage. Gesetze wie der DMCA in den USA und das neue Urheberrecht in der EU, die sich stark ähneln, widersprechen der Anschauung der FSF und sollen mit Hilfe des Abschnitts 3 der GPLv3 unterminiert werden. Allerdings ist laut Stallman noch nicht klar, wie dies korrekt formuliert werden kann.

In den anschließenden Antworten auf Fragen der Zuhörer stellte Stallman nochmals klar, dass der Begriff »Open Source« für ihn unakzeptabel sei. Open Source klammere absichtlich die ethischen Gründe aus, die überhaupt erst zur Schaffung von freier Software geführt haben.

Die Ethik hinter freier Software ist für Stallman verwandt mit anderen Bereichen. So sollten auch Schulbücher, Enzyklopädien und Ähnliches frei sein. Die Ethik lasse sich auf den Gegensatz zwischen Demokratie und von Unternehmen beherrschten Regierungen ausweiten. Im Zeitalter der Globalisierung seien viele Regierungen nicht mehr als Handlanger der Konzerne. Die Demokratie habe dadurch Schaden genommen. Die freie Software-Bewegung sei selbst Globalisierung. Sie setze sich aber für eine Verbesserung der Gesellschaft ein. Die Macht der Konzerne dagegen sei ein Übel, das sich durch die Globalisierung noch verschlimmere.

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