Login
Newsletter
Werbung

Thema: X-Server 1.4.1 und die Probleme von X.org

2 Kommentar(e) || Alle anzeigen ||  RSS
Kommentare von Lesern spiegeln nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wider.
0
Von Rufus am Fr, 13. Juni 2008 um 16:29 #
Gut, nehmen wir an, die GPL-Nutzer sind eine Art Club, der sich selbst Spielregeln gibt, die Beiträge und Nutzung des Clubgutes regeln. Dann gilt:

1.) Die individuelle Wahl der Mitglieder kann man nicht diskutieren. Sie sind Privatsache und wesentlich eine Frage der Präferenzen: De gustibus non est disputandum. Ein solches Argument habe ich nie benutzt.

2.) Was man aber diskutieren kann, sind zwei Dinge: Erstens, ob die Wahl der Regeln zweckrational ist -- ob die gewünschten Ziele des Clubs durch die Regeln auch erreicht werden -- und zweitens, ob diese Regeln auch für die Gesellschaft als Ganzen Sinn machen und diese daraufhin am Club teilnehmen sollte.

Betrachten wir den ersten Fall: Hier gilt festzustellen, dass die Regeln die gewünschten Ziele nicht erreicht. Zwar erzwingen die Regeln manchmal die Vermehrung des Clubgutes, aber sie reduzieren auch die Vermehrung des Clubgutes -- zum einen durch die Verbreitung von Angst vor Infizierung und damit über eine verringter Teilnehmerzahl, und zum anderen durch die Schaffung von Substituten, also dem Wertverlust des Clubgutes.

Dein Hinweis, das wäre sowieso passiert, ist falsch. Denn zum einen gilt es ja heute schon verschiedene Pools und zum anderen könnten die Regeln ja auch anders sein. Du sagst ja selbst, dass die LGPL auch nur ein weiteres Modell des Code-Sharings ist, also ein anderer Code-Pool und Club.

Betrachten wir den zweiten Fall: Hier sind die Regeln für die Gesellschaft unannehmbar. Denn proprietäre Unternehmen gehören zur Gesellschaft und die Mitglieder der Gesellschaft profitieren (direkt oder indirekt) von eben diesen proprietären Unternehmen und deren Produkten. Ein proprietäres Produkt schafft mehr Wohlfahrt als kein Produkt.

Weiterhin ist Dein Kriterium der Clubregeln ja nicht auf die GPL beschränkt: Auch bei anderen Lizenzen kann der, der mitmacht, sich sicher sein, dass alle anderen Teilnehmer sich an die Spielregeln halten (von Lizenzverletzungen abgesehen).

Bei BSD zum Beispiel: Es ist nicht nur anderen erlaubt, den Code zu jeden Zweck zu verwenden, sondern auch mir selbst.

Deine Zusatzbedingung, dass die Mitglieder den Wert (!) des Pools wegen der Regeln gemeinsam mehren, wird auch durch die GPL nicht erreicht:

1.) Ein Zwang zur Veröffentlichung privater Änderungen besteht nicht, also können Mitglieder teilnehmen ohne zur Mehrung beizutragen. Die SaaS-Klausel wurde zwar im GPL3-Verfahren diskutiert, aber verworfen. Du bist hier, glaube ich, falsch informiert.

2.) Gerade wegen der Angst vor Infizierung reduziert sich der Wert des Clubgutes, was bei anderen Regeln -- etwa LGPL-ähnlichen Regeln -- nicht der Fall gewesen wäre. Denn das Clubgut hilft Dir als Teilnehmer ja nicht, wenn Du Aufträge verlierst, weil die Aufraggeber Angst vor Infizierung haben.

Nochmal: wenn jemand meint, das entspricht seinen Präferenzen, will ich ihm nicht reinreden. Trotzdem bleibt festzuhalten, dass er zum einem Club beiträgt, dessen Regeln (a) schlecht sind, weil sie die gewünschten Ziele nicht erreichen, bzw. diese behindern, und (b) ein schlechtes Modell für die Gesellschaft als Ganzen sind.

Diese Fragen sind im übrigen nicht unwesentlich. Denn die übliche Ausweichantwort -- wer nicht teilnehmen will, der braucht es auch nicht -- ist gerade wegen der starken Monopolisierungstendenzen bei Software im Allgemeinen keine rein private Frage.

Das wird faktisch relevant, wenn es um die öffentliche Förderung eben dieses Club geht -- was aufgrund der vorherigen Gründe rundweg abzulehnen ist, sofern die Bedürfnisse der Gesellschaft auf andere Weise befriedigt werden können; etwa durch Förderung des BSD-Code-Clubes oder der Schaffung eines eigenen Clubs.

[
| Versenden | Drucken ]
Pro-Linux
Pro-Linux @Facebook
Neue Nachrichten
Werbung