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Fr, 6. November 2009, 12:45

Software::Entwicklung

Ryan Gordon stoppt FatELF

Nur eine Woche nach der ursprünglichen Ankündigung zeigt sich der Entwickler des architekturunabhängigen ELF-Formats enttäuscht über die Resonanz der Gemeinschaft und stoppt vorerst das Projekt.

Das FatELF-Format sollte eine Erweiterung des ELF-Formats sein, das unter Linux und anderen Systemen zur Speicherung von Programmen und dynamischen Bibliotheken verwendet wird. Die Neuentwicklung speichert den Code von mehreren Architekturen in einer Datei, wobei zur Laufzeit der richtige Code ausgewählt wird. Damit sollten auch unter Linux »universelle Binärdateien«, wie sie beispielsweise unter Apple genutzt werden, erstellt werden können, die laut Aussagen des Hauptentwicklers Ryan Gordon eine Reihe von Vorzügen haben.

So sollten die Distributoren nicht mehr separate Binärdateien für verschiedene Plattformen bereitstellen müssen, und für die Benutzer entfällt die Suche nach dem passenden Binärpaket für ihre Architektur. Darüber hinaus würde das neue Format die Aufspaltung der Verzeichnisstruktur nach verschiedenen Architekturen verhindern. Als Demonstration der Technik stellte Gordon eine auf Ubuntu aufbauende virtuelle Maschine vor, die das neue Format nutzt.

Damit die neue Technik eingesetzt werden kann, bedarf es allerdings diverser Änderungen im Kernel und systemnahen Applikationen sowie Bibliotheken. Entsprechende Patches sendete der vor allem in der Spiele-Szene bekannte Entwickler an die Kernel-Mailingliste und stellte sich der Diskussion.

Die Resonanz der Kernel-Entwickler fiel wenig positiv aus. So lehnte der prominente Kernel-Hacker Alan Cox die Entwicklung ab und sprach sich gegen die Aufnahme in den Kernel aus. FatELF versuche laut Cox ein Problem zu lösen, das eigentlich schon durch die Paketverwaltungen gelöst sei. Den von Gordon genannten Vorteil, dass auch Kernelmodule in FatELF architekturunabhängig sein können, ließ Cox ebenfalls nicht gelten. Das Problem stelle sich beim Kernel nicht, da ein Kernel in der Regel immer nur für eine bestimmte Architektur ausgeliefert wird.

Ohne die Kernelentwickler ist Gordon allerdings nicht in der Lage, eine weitaus schwierigere Hürde zu nehmen - die Aufnahme seiner Patches in die systemnahen Bibliotheken und Applikationen. Der für seine teilweise rabiate Kommentarführung berüchtigte GLIBC-Betreuer Ulrich Drepper ließ allerdings bereits im Vorfeld auf der Fedora-Mailingsliste durchscheinen, was er von der Idee hält. Er könne sich nicht vorstellen, warum Leute nur eine Sekunde für eine solche Lösung verschwenden.

Gordon zeigt sich von der Reaktion und dem Unwillen, über ein einheitliches Binärformat für verschiedene Plattformen nicht einmal zu diskutieren, entmutigt. Hinzu kommt, dass der Entwickler auch seitens des Software Freedom Law Centers keine Antwort auf die dringenden Probleme der möglichen verletzten Patente eine Antwort bekam. Als Konsequenz sieht der Entwickler deshalb nur den Ausweg, FatELF vorerst auf Eis zu legen. »Ich lasse die Projektseite noch bestehen, doch ich nehme an, dass sie nur einen archäologischen Charakter haben wird«.

Doch auch privat wird der Entwickler aus der Geschichte lernen, so Gordon. »Open Source ist befriedigender, wenn man an einem eigenen Projekt arbeitet. Beiträge zu anderen Projekten? Nicht so viel Spaß, wie sich herausstellt«, lautet sein Fazit.

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