Login
Newsletter
Werbung

Mo, 22. Februar 2010, 14:09

Software::Kommunikation

OsmocomBB will Mobilfunk mit freier Software ermöglichen

Harald Welte hat das Projekt OsmocomBB angekündigt, die erste freie Implementierung des GSM-Protokollstacks.

Jedes Mobiltelefon enthält einen Basisband-GSM-Chip, der für die Kommunikation mit dem GSM-Netz zuständig ist. Laut Welte enthält solch ein Chip einen Mikroprozessor, einen Digitalen Signalprozessor (DSP), ein Echtzeit-Betriebssystem und eine proprietäre Firmware. Trotz der Tatsache, dass GSM seit 19 Jahren im Einsatz ist und die GSM-Protokollspezifikationen frei zur Verfügung stehen, gibt es im Wesentlichen nur vier Implementierungen des GSM-Protokollstacks - alle vier proprietär. Selbst wenn auf einem Smartphone ein freies Betriebssystem läuft, bedeutete das bisher, dass zum Telefonieren trotzdem proprietäre Software verwendet werden musste.

OsmocomBB soll das nun ändern. »Wir wollen nicht, dass unser Telefon eine Blackbox ist, die rund um die Uhr mit einem öffentlichen Netz verbunden ist«, so Welte zu seiner Motivation. Dabei haben sich die Mitglieder des Projekts nach Weltes Angaben schon seit 15 Monaten mit der Schaffung eines freien GSM-Protokollstacks beschäftigt. Im Herbst 2009 hatte Welte auf dem Linux-Kongress in Dresden als erstes Ergebnis das Projekt OpenBSC vorgestellt, das die Implementierung des Stacks auf der Netzwerkbetreiber-Seite leistete und mit der entsprechenden, ziemlich teuren Hardware gegenüber Handys als Netzwerkbetreiber auftreten kann.

Im Januar entschlossen sich die Entwickler, auch die Telefone selbst anzugehen. Das Projekt scheint auf schnelle Erfolge zuzusteuern. Wie Welte erklärt, ist bereits die volle Kontrolle über die Basisband-Hardware einschließlich dem Mikroprozessor (ein ARM-Derivat) und dem DSP möglich, ferner über den analogen Basisband-Chip, den Funksender, die Tastatur, das Display und andere Komponenten. Telefonieren ist noch nicht möglich, aber Grundfunktionen wie die Suche nach GSM-Stationen und Synchronisation mit einer GSM-Zelle sollen laufen. Alle Operationen beschränken sich auf den Empfang von Signalen, gesendet werden kann noch nichts. Der schwierigste Teil soll jedoch bereits erledigt sein und die fehlenden Teile könnten binnen weniger Monate realisiert werden.

Allerdings beschränkt sich das Projekt zur Zeit noch auf spezifische Hardware, die den Basisband-Chip Calypso von TI einsetzt. Dieser wird in Motorola-Handys wie dem C115 eingesetzt, die momentan das Hauptziel der Entwicklung sind. Die Portierung auf andere Chips ist laut Welte eine Menge Arbeit. Das meiste davon muss wahrscheinlich durch Reverse Engineering erarbeitet werden, da Dokumentation für diese Chips kaum erhältlich sein dürfte.

Wer dem Projekt helfen möchte, sollte Kenntnisse von der Programmierung von ARM7-Prozessoren besitzen. Kenntnisse von GSM sind nicht nötig. Den Quellcode und die Mailinglisten findet man auf der Projektseite.

Werbung
Pro-Linux
Pro-Linux @Facebook
Neue Nachrichten
Werbung