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Mo, 19. März 2012, 14:02

Software::Spiele

Crowdfunding: Chance für mehr Linux-Spiele?

Nachdem der mittels Crowdfunding finanzierte Titel »Double Fine Adventure« nun auch für Linux veröffentlicht wird, hoffen auch die Entwickler von Wasteland 2, eine Variante für das freie Betriebssystem anbieten zu können.

Kommerzielle Titel für Linux: Oil Rush

Unigine Corp.

Kommerzielle Titel für Linux: Oil Rush

Crowdfunding stellt eine relativ neue Art der Finanzierung von Produkten und Projekten dar. Als Pionier im Internet gilt dabei die Plattform ArtistShare.com, die im Jahr 2000 von Brian Camelio gegründet wurde mit dem Ziel, die Produktion von Alben durch eine sogenannte »Schwarmfinanzierung« durchzuführen. Mittlerweile hat das Modell auch andere Bereiche erfasst. In Deutschland wurde Crowdfunding der breiten Masse vor allem durch die Kölner Firma Brainpool bekannt, als das Unternehmen ankündigte, für den geplanten Film zur TV-Serie Stromberg auf Crowdfunding zurückgreifen zu wollen. Nach nur einer Woche stand die Finanzierung fest und jeder der über 3000 Investoren wird an den Erlösen aus der Kinoauswertung des Films beteiligt.

Doom 3

wikipedia.org

Doom 3

Doch auch in der Spielebranche, in der die Entwicklung von neuen Produkten nicht selten Millionenbeträge erreicht, entwickelt sich Crowdfunding zum tragfähigen Geschäftsmodell. So bewiesen vor einem Monat Tim Schafer (Monkey Island, Day of the Tentacle, Brütal Legends) und Ron Gilbert (Monkey Island, Maniac Mansion, Zak McKracken), dass Crowdfunding auch für die Entwicklung von Spielen interessant sein kann. Als die beiden Designlegenden ein neues Projekt unter dem Arbeitsnamen »Double Fine Adventure« ankündigten, war das Interesse überwältigend. Binnen des vorgesehenen Zeitraums konnten nicht nur die Mittel für das Projekt beschafft, sondern die Ziele weit übertroffen werden. Die gesamte Summe beläuft sich mittlerweile auf über 3,3 Millionen US-Dollar und stellt damit den größten Erfolg dar, den je ein Projekt auf Kickstarter verzeichnen konnte. Erhofft waren übrigens knapp eine halbe Million US-Dollar, die das Projekt für eine Realisierung benötigte.

id Software-Titel »Enemy Territory: Quake Wars«

enemyterritory.com

id Software-Titel »Enemy Territory: Quake Wars«

Aufgrund dieses Erfolges wurden nun auch die Ziele von »Double Fine Adventure« ausgedehnt. So soll das Spiel weit größer ausfallen und mehr Funktionen enthalten. Zudem planen die Ersteller, auch andere Plattformen zu unterstützen. Mit am Board ist auch das freie Betriebssystem Linux, das bis Dato nur wenig Liebe bei großen Publishern fand, wenn es um Veröffentlichungen ging.

Ein weiterer Titel, der ebenfalls für Linux erscheinen könnte, ist die Fortsetzung des Spieleklassikers »Wasteland« von Brian Fargo (The Bard's Tale, Baldur's Gate, Fallout). Nachdem das Projekt in nicht einmal 48 Stunden das ehrgeizige Ziel von knapp einer Million US-Dollar erreichte, wurde auch hier die Spezifikation weiter ausgedehnt. Mittlerweile sehen die Entwickler auch Linux als Zielplattform an. Sollte in den kommenden 29 Tagen die Summe auf bis zu 1,5 Millionen US-Dollar anschwellen, so wird es laut der offiziellen FAQ des Projektes auch eine Linux-Variante geben. Die Chancen dafür stehen nicht einmal so schlecht, betrachtet man, dass die »Crowdfunder« fast 1,4 Millionen US-Dollar zusammengetragen haben.

Ungewollt könnten die oftmals nach emotionalen Gesichtspunkten agierenden »Schwarminvestoren« deshalb die Rolle der Vorreiter für Linuxspiele übernehmen und die sich stetig drehende Tretmühle sprengen. Die Frage nach der Rentabilität eines Spiels stellt sich auch zwangsläufig bei Crowdfunding, doch liegt die Hemmschwelle für Fans erfahrungsgemäß niedriger, auch weniger ertragreiche Titel zu unterstützen. Zudem spielt bei Liebhabern die Gewinnspanne oftmals eine untergeordnete Rolle, sofern das Projekt als solches realisiert wird. Getreu dem Motto einer starken Gemeinschaft finanzieren deshalb die »Crowdfunder« das Projekt aus den unterschiedlichsten Gründen als Ganzes, ohne jedes Detail nach Rentabilität zu zerpflücken – ein Kriterium, das in der Vergangenheit nicht selten gegen Linux sprach.

Ob die Freigabe zweier Titel eine Flut von Linux-Spielen nach sich ziehen wird, darf zwar bezweifelt werden, doch könnte das Modell der richtige Schritt zur Lösung des Henne-Ei-Problems sein, das Linux bereits seit Anbeginn an verfolgt. Es ist deshalb vorstellbar, dass eine Gemeinschaft das schafft, woran zahlreiche Unternehmen gescheitert sind. Ein Novum wäre es sicherlich nicht.

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