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Fr, 3. August 2012, 12:02

Software::Kernel

Linux-Kernel 3.6 tritt in die Testphase ein

Linux-Initiator Linus Torvalds hat die Kernel-Version 3.6-rc1 als erste Testversion für Linux 3.6 freigegeben. Die Änderungen erstrecken sich dabei über eine Vielzahl von Bereichen.

Linus Torvalds, Initiator des Linux-Kernels

Linux Foundation

Linus Torvalds, Initiator des Linux-Kernels

Nur 12 Tage nach Linux 3.5 liegt bereits die erste Testversion von Linux 3.6 vor. Wie Linus Torvalds in seiner Ankündigung von Linux 3.6-rc1 mitteilte, wollte er mit der verkürzten Frist den Entwicklern eins auswischen, die ihre Änderungen immer erst kurz vor Schluss senden. Doch der eigentliche Grund dürfte pragmatischer sein, da er bereits morgen in Urlaub fliegt und lieber die Tage vor dem Urlaub mit dem Korrigieren von Problemen verbringt, als Änderungen in letzter Minute einzupflegen und die neue Version vom Flughafen aus zu veröffentlichen.

Trotz der leicht verkürzten Frist konnte Torvalds wieder genauso viele Änderungen integrieren wie in den Versionen zuvor. Wie meistens betreffen etwa zwei Drittel der Änderungen neue oder überarbeitete Treiber. Dabei erhielt der Kernel eine verbesserte Unterstützung für das Booten mit EFI. In der Folge können Bootloader eine Menge Code einsparen, da sie einfach nur den Kernel starten müssen.

Das Dateisystem Btrfs wurde um Send/Receive erweitert. Send/Receive kann die Unterschiede zwischen zwei Btrfs-Subvolumes oder Schnappschüssen berechnen und das Ergebnis serialisieren. Damit lassen sich beispielsweise Volumes leichter spiegeln oder inkrementelle Backups erzeugen. Auch Disk-Quotas auf Subvolumes sind jetzt möglich.

Viele Änderungen betreffen die Netzwerkschicht. Zahlreiche Netfilter-Module erhielten Unterstützung für Namensräume. Die Infrastruktur für User-Space Connection Tracking Helpers kam hinzu. Ein weiterer Teil der Lösung für das Problem der langen Latenzzeiten, das von Jim Gettys erstmals formuliert und von ihm Buffer Bloat genannt wurde, ist jetzt als TCP small queues Bestandteil des Kernels. TCP fast open, eine Protokollerweiterung von Google, die das Aufbauen von Verbindungen beschleunigen soll, wurde integriert. Da die Nutzung dieser Neuerung kleine Änderungen an Servern und Clients (vornehmlich Webserver und Browser) erfordert, ist neben der Erweiterung von glibc, die wohl kaum vor dem Abschluss der Standardisierung kommen wird, auch ein Einbau der Funktionen in die betroffene Software nötig.

Der IPv4-Routing-Cache wurde nun vollständig entfernt, nachdem er durch einfacheren und besseren Code ersetzt wurde. Das Swappen über NFS ist jetzt möglich.

Gerätetreiber als Benutzerprozesse oder Bibliotheken besitzen nun eine solide Unterstützung durch den Kernel, nachdem das VFIO-Subsystem hinzugefügt wurde. Eine andere Änderung betrifft die Zufallsgeneratoren. Besonders auf eingebetteten Geräten, auf denen wenig Quellen für Entropie zur Verfügung stehen, sollen nun bessere Zufallszahlen erzeugt werden. Das verbessert die Sicherheit, da solche Zahlen oft für Verschlüsselungs- und Sicherheitszwecke benötigt werden.

Das Perf-Events-Subsystem kann nun die »uncore«-Einheit zur Performance-Messung auf einigen Intel-CPUs nutzen. Die x86-Architektur erhielt für 64 Bit die gleiche Unterstützung für die Kommandozeilenoptionen reboot=bios und reboot-cpu, die es für 32 Bit bereits gab. Eine neue Option »Suspend to both« ermöglicht es, ein System zuerst zu suspendieren und dann ein Image zum Suspendieren auf die Festplatte zu schreiben. So kann, falls der Akku des Systems leer wird, bevor es wieder startet, danach von dem Disk-Image neu gestartet werden.

Das Input-Subsystem wurde um die Möglichkeit erweitert, Treiber als Benutzerprozesse zu schreiben. Die virtuelle Dateisystemschicht wurde um die Operation »atomic_open« erweitert. Diese interne Änderung kombiniert das Nachschlagen oder Erzeugen und Öffnen von Dateien in einer Operation. Die Argumente verschiedener anderer Operationen wurden abgeändert.

Der Persistent Storage-Mechanismus kann jetzt Konsolen-Logmeldungen besser handhaben. Er kann nun alle Funktionen ausführen, die der RAM-Puffer von Android beherrschte, weshalb letzterer entfernt wurde. Ein neues PWM (Pulse Width Modulation)-Framework ist eine weitere Neuerung im Kernel.

Die zahlreichen weiteren Änderungen sind im Änderungslog von Git zu finden. Kernel und Patch-Dateien sind von zahlreichen Spiegelservern von kernel.org herunterzuladen.

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