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Mo, 20. August 2012, 12:32

Software::Datenbanken

Oracle schließt MySQL-Gemeinschaft immer mehr aus

Wie der MariaDB-Mitarbeiter Sergei Golubchik bemerkt, macht Oracle Tests für MySQL nicht mehr öffentlich und betreibt die Entwicklung immer mehr hinter verschlossenen Türen.

Sergei PetruniaGolubchik schreibt im MariaDB-Blog, dass Oracle seit neuestem keine Tests, die die Beseitigung von Fehlern überprüfen, mehr veröffentlicht. Bevor MySQL von Oracle übernommen wurde, war es nach seiner Darstellung verpflichtend, für jeden behobenen Fehler einen Test in das hauseigene Test-Framework, mysql-test genannt, einzufügen. So konnte sichergestellt werden, dass ein einmal behobener Fehler nicht in einer späteren Version wieder auftauchte. Spätestens beim nächsten Lauf des - ebenfalls hauseigenen - Continuos-Integration-Werkzeugs Pushbuild wäre das bemerkt worden.

Golubchik kann sich nicht vorstellen, dass Oracle diese Regel gelockert hat, es muss also etwas anderes dahinter stecken. Und in der Tat wurde in jüngster Zeit mysql-test so erweitert, dass es auch Tests aus einem weiteren Verzeichnis liest. Dieses Verzeichnis internal/mysql-test ist jedoch in der Quellcode-Veröffentlichung von MySQL nicht enthalten. Oracle hat offensichtlich diese Testfälle proprietär gemacht und plant nicht, sie zu veröffentlichen. Auf eine entsprechende Anfrage hat Oracle nach Angaben von Golubchik nicht reagiert.

Dieses Verhalten von Oracle gegenüber der Gemeinschaft ist nichts Neues; bei OpenOffice.org führte es dazu, dass sich der größte Teil der Gemeinschaft mit LibreOffice von dem Konzern lossagte.

Die Testfälle sind nicht nur für den internen Gebrauch von Oracle, sondern laut Golubchik für die gesamte Gemeinschaft wichtig. Sie waren wichtig für Unternehmen, die eigene Speicher-Engines verbesserten oder die Engines für eigene Zwecke erweiterten, darunter Facebook, Twitter und Taobao. Sie sind wichtig für Linux-Distributionen, die eigene Patches hinzufügen und bestätigen wollen, dass bestimmte Fehler korrigiert sind. Ebenso wichtig sind sie für einzelne Benutzer aus den gleichen Gründen.

Zusätzlich stellte Golubchik fest, dass der öffentliche Quellcode auf Launchpad, in dem die Änderungen im Detail nachsehbar waren, nicht mehr aktualisiert wird. Die Gemeinschaft wird somit von Oracle aktiv daran gehindert, Details über die Änderungen zu erfahren. Die Unterschiede zwischen den Versionen im Quellcode kann man zwar nach wie vor sehen, nicht jedoch die Anmerkungen der Entwickler. Eine Entwicklung in der Öffentlichkeit, wie sie von jedem Open-Source-Projekt erwartet wird, findet nicht mehr statt.

Die MySQL-Anwender, die ohnehin schon unter einer massiven Preiserhöhung für Support von Oracle leiden, werden dieses Gebaren wohl nicht mehr lange dulden. Schon Anfang des Monats schrieb Ludger Schmitz für die OSB Alliance, dass Oracle die Zukunft von MySQL vermasselt habe. Alternativen sind MariaDB und SkySQL, beides Firmen, die einen Großteil der ursprünglichen MySQL-Entwickler um sich geschart haben. Für diese beiden Firmen ist es ein gewisses Problem, dass Oracle, selbst wenn es kaum noch etwas für MySQL tut, im Besitz des Copyrights ist. Sie können daher keine proprietäre Version von MySQL anbieten - sehr wohl aber Support für die freie Version von MySQL und für MariaDB, und das zu deutlich besseren Konditionen als Oracle. MariaDB gilt bei vielen bereits als das bessere MySQL mit schnellerer Entwicklung und neuen Funktionen. Wenn Schmitz ganz unverblümt schreibt: »Oracle steht der Zukunft von MySQL im Wege«, so könnte das für die kommerzielle Version von MySQL durchaus zutreffen. Das zu MySQL vollständig kompatible MariaDB kann allerdings ganz unabhängig von Oracle existieren und ist so vielleicht die beste Zukunftsoption für die MySQL-Anwender.

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