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Mi, 21. August 2013, 10:33

Gesellschaft::Politik/Recht

Groklaw schließt endgültig seine Pforten

Das Prozessbeobachtungsportal Groklaw wird nach zehn Jahren erfolgreicher Arbeit geschlossen. Als Grund gibt die anonyme Gründerin Pamela Jones (PJ) den Verlust jeglicher Privatsphäre im Internet an.

Für sie sei das Internet zu Ende, sagt PJ, wie die auf Anonymität Wert legende Gründerin von Groklaw gerne genannt werden möchte, in ihrem letzten Beitrag zur Schließung der Plattform. Sie zitiert auch den Gründer von Lavabit, dem verschlüsselten E-Mail-Dienst, der, vermutlich auf Druck der Geheimdienste, kürzlich seinen Dienst freiwillig schloss, um seine Kunden zu schützen. Dieser sagte: »Ich habe auch persönlich aufgehört, E-Mail zu nutzen. Wenn Sie wüssten, was ich weiß, würden Sie das auch tun.« Groklaw sei aber ohne E-Mail nicht aufrechtzuerhalten, deswegen gebe sie auf. Es gebe keinen Schutz mehr gegen eine erzwungene Aufdeckung, ein Dienst wie Groklaw sei aber auf Vertraulichkeit und Schutz der Privatsphäre seiner Mitglieder angewiesen. Angesichts der Enthüllungen des NSA-Skandals sei dies aber fortan unmöglich zu garantieren, weder innerhalb der USA, aber noch weniger bei der Kommunikation mit dem Rest der Welt.

Groklaw wurde 2003 ins Leben gerufen, um den Prozess SCO vs. Linux zu beobachten und für eine interessierte Öffentlichkeit verständlich aufzuarbeiten. Im Rahmen dieser Prozessbeobachtung wurden viele tausend Dokumente gesichtet und für Laien verständlich aufgearbeitet. Die Anwaltsgehilfin PJ verbrachte Jahre ihres Lebens mit diesem Prozess. Viele freiwillige Helfer machten das ursprünglich als juristisches Blog gestartete Projekt zu einem funktionierenden Open-Source-Projekt. Sie stenografierten Gerichtsverhandlungen und sorgten dafür, dass die Unmengen an Prozessmaterial sinnvoll analysiert werden konnten. Durch Beiträge von fachkundigen Besuchern entwickelte sich Groklaw im Verlauf des Prozesses darüber hinaus zu einer wichtigen Quelle in technischer und juristischer Hinsicht und vermittelte eine Fülle an Informationen für Software-Entwickler, Anwälte, Rechtsprofessoren und Historiker.

Als 2009 der SCO-Mammutprozess in der Hauptsache abgeschlossen war, kündigte PJ an, sich etwas zurückzuziehen, um das gesamte Material zu sichten, von Fehlern zu befreien und zu konservieren, sowie sich von den Strapazen des Prozesses zu erholen. Im April 2011 kündigte sie die Schließung von Groklaw an, übergab dann aber das Ruder an den Juraprofessor Mark Webbink, dessen Spezialgebiet Patentrecht und Lizenzen sind. PJ blieb weiter aktiv im Hintergrund. Der Schwerpunkt der Arbeit verlagerte sich auf den Bereich der Softwarepatente, wie beispielsweise die gerichtlichen Patentstreitigkeiten von Samsung und Apple oder die Verfahren der Europäischen Union gegen Microsoft.

Groklaw wurde mehrmals für seine Arbeit ausgezeichnet. So etwa 2007, als das Projekt mit dem »Free Software Award for Projects of Social Benefit« der Free Software Foundation und 2008 mit dem »Prix Ars Electronica« in der Kategorie »Digital Communities« geehrt wurde.

Mit Groklaw schließt im Zuge des durch die Prism-Enthüllungen veränderten libertären Ökosystems ein weiterer Dienst seine Pforten und lässt uns ärmer zurück.

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