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Mo, 20. Januar 2014, 08:30

Software::Distributionen::Debian

Debian ringt weiter um zukünftiges Init-System

Während alle Mitglieder des technischen Ausschusses, der über das zukünftige Init-System entscheiden soll, ihre Kandidaten benannt und begründet haben, zweifelt ein Entwickler an der Legitimation des Ausschusses, diese Frage zu entscheiden, und fordert eine Abstimmung unter allen Entwicklern.

Software in the Public Interest (SPI)

Bereits seit vielen Monaten diskutiert Debian über ein neues Init-System, das mit Erscheinen von Debian 8 »Jessie« den Platz von Sysvinit übernehmen soll. Seit rund drei Monaten vertiefen die Mitglieder des Technischen Ausschusses (TC) ihr Wissen über die Funktionalität der Kandidaten Systemd, Upstart und OpenRC. Ausschussmitglied Steve Langasek hatte seinen Kollegen dazu virtuelle Maschinen mit den Probanden zur Verfügung gestellt.

Nun haben auch als letzte der acht Mitglieder des TC Andreas Barth und Neumitglied Keith Packard ihre Stellungnahmen veröffentlicht. Wenn die Mitglieder bei ihren jeweiligen Vorlieben bleiben, ergibt sich eine Patt-Situation von 4 zu 4 zwischen Systemd und Upstart. In dieser Situation obläge es Bdale Garbee als Vorsitzendem des Ausschusses eine Entscheidung zu treffen. In seiner Einlassung zeigte er sich als Unterstützer von Systemd.

In einer IRC-Sitzung des Komitees in der vergangenen Woche zeigte sich, dass in dem Zusammenhang noch einige Probleme außer der Festlegung des Standard-Init-Systems ihrer Lösung harren. So ist zum Beispiel noch unklar, welche Lösung für die Architekturen kFreeBSD und Hurd infrage kommt, die keine Cgroups und somit kein Systemd unterstützen. Soll das TC eine Wahl treffen oder diese den Entwicklern der Portierungen überlassen? Wie lange soll Sysvinit zusätzlich unterstützt werden und soll langfristig mehr als ein Init-System gepflegt werden? Wie ist mit Maintainern umzugehen, die die Entscheidung des TC nicht mittragen und ihre Pakete nicht zeitig für Jessie angepasst haben? Bis zu einer weiteren Sitzung im IRC am 30. Januar sollen zu diesen Fragen Lösungen gefunden werden. Daraufhin sollen die Fragestellungen an das Komitee abschließend formuliert und veröffentlicht werden. Danach legen sich die Mitglieder in einer Wahl dann auf ihren Kandidaten fest. Das könnte Mitte bis Ende Februar geschehen.

Am Wochenende hat nun ein Entwickler einen Entwurf für eine General Resolution (GR) veröffentlicht. Eine GR steht über allen anderen Entscheidungen bei Debian und ruft alle rund 1.000 Entwickler zu einer Abstimmung auf, der wiederum lange Diskussionen vorausgehen. Deshalb ist ein GR ein ungeliebtes Werkzeug und ein letzter Ausweg.

Entwickler Guillem Jover sieht sich genötigt, zumindest einen ersten Vorschlag für eine solche Abstimmung ins Netz zu stellen. Er empfindet die Arbeit des TC in Hinsicht auf die Fragestellung mangelhaft und spricht dem Komitee darüber hinaus auch das Recht ab, diese Frage zu entscheiden, da diese neben der technischen Seite auch viele soziale und politische Implikationen mitbringt. Er empfindet es als unangemessen, wenn »eine kleine Gruppe über die generelle Richtung des gesamten Projekts entscheidet«. Damit spricht er dem Init-System eine Bedeutung zu, die höher ist, als es ihm von technischer Seite her zusteht.

Sollte Guillem sein Vorhaben in die Tat umsetzen wollen, muss er nach der anfänglichen Diskussion genügend Unterstützer finden, die sein Vorhaben mittragen. Die bisherigen Kommentare zu seinem Vorstoß sind jedoch eher ablehnend und sehen das TC als richtige Instanz für die Entscheidung an. Sollte eine GR zustande kommen, bedeutet dies eine monatelange Verzögerung mit dem Ergebnis, dass Debian 8 weiterhin Sysvinit als Standard nutzen wird.

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