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Fr, 2. Mai 2014, 10:21

Software::Distributionen::BSD::OpenBSD

OpenBSD 5.5 erschienen

Das freie BSD-System OpenBSD überwindet in Version 5.5 das Jahr 2038-Problem, in dem der traditionelle Unix-Zeitzähler überläuft. Dazu musste der Zähler erweitert werden, was sich auf zahlreiche Programme auswirkte.

OpenBSD 5.5

OpenBSD

OpenBSD 5.5

Zahlreiche Neuerungen und Erweiterungen wurden in OpenBSD 5.5 in dem halben Jahr seit OpenBSD 5.4 eingebracht. Die umfangreichste und wohl auch wichtigste dabei war die Erweiterung des Unix-Zeitzählers, repräsentiert durch den Datentyp time_t, auf 64 Bit für alle Architekturen.

Intern verwalten Unix-Systeme die Zeit in einem Zähler, der die Sekunden seit dem 1.1.1970 anzeigt. Auf 32 Bit-Systemen ist dies nach wie vor eine 32 Bit-Zahl mit Vorzeichen. Daher würde im Jahr 2038 ein Überlauf eintreten. Im Kernel selbst könnte dies leicht durch eine Verlängerung auf 64 Bit behoben werden. Doch der Wert wird auch durch verschiedene Kernel-Schnittstellen und Systemaufrufe an die Anwendungen übergeben. Damit besteht das Problem in allen 32 Bit-Systemen und 32 Bit-Anwendungen.

Laut OpenBSD-Gründer Theo de Raadt ist freie Software in eingebetteten Systemen weit verbreitet. Viele dieser Systeme haben eine Lebensdauer von 20 oder mehr Jahren, so dass sie teilweise bis über 2038 hinaus im Einsatz stehen können. Es wäre fatal, wenn diese Geräte ab 19. Januar 2038 nicht mehr funktionieren würden. Daher sei es höchste Zeit gewesen, den Datentyp auch auf 32 Bit-Systemen als 64 Bit zu definieren. Das OpenBSD-Projekt hat daher die Arbeit auf sich genommen, diese Umstellung vorzunehmen und alle Komponenten des Systems zu auditieren, damit sie wie gewohnt funktionieren. Zahlreiche Programme mussten angepasst werden, time_t musste aus Netzwerk-, Dateisystem- und Datenbankformaten entfernt werden, Typecasts auf time_t wurden entfernt, soweit möglich, Formatstrings wurden angepasst, und viele Programme im Ports-System wurden korrigiert. Einige Teile des Systems, die keinen 64 Bit-time_t verwenden können, wurden auf 32 Bit ohne Vorzeichen umgestellt, womit sie noch bis zum Jahr 2106 funktionieren.

In OpenBSD 5.5 sind erstmals alle Pakete signiert. Das Installationsprogramm prüft diese Signaturen, und die Paketverwaltung installiert standardmäßig nur noch signierte Pakete. Das Installationsprogramm ermöglicht nun die automatisierte Installation mit Skripten. Für i386 und amd64 gibt es nun Installationsmedien für USB-Sticks.

Die Hardware-Unterstützung wurde weiter ausgebaut. So erhielt die Alpha-Portierung SMP-Unterstützung, AViiON kann nun unter AViiON selbst compiliert werden und die BeagleBoard-Portierung wurde zu armv7 verallgemeinert. Eine Reihe von Treibern kamen hinzu, darunter VMware- und virtio-Treiber.

Im Netzwerkbereich wurde der POP3-Server popa3d entfernt und einige Daemonen erweitert. Der Paketfilter pf arbeitet jetzt mit einem neuen Warteschlangensystem, das eine neue Syntax erfordert. Allgemeine Sicherheitsverbesserungen sind unter anderem, dass die i386-Architektur jetzt Position-Independent Executables (PIE) verwendet und dass der Zufallsgenerator bereits vom Bootloader initialisiert wird, um schon in der frühen Startphase bessere Zufallszahlen zu liefern. Ferner kommt das System mit OpenSSH 6.6, das zahlreiche Verbesserungen enthält, und großen Mengen weiterer Verbesserungen. Eine ausführliche Auflistung aller Änderungen in OpenBSD 5.5 findet man im Änderungslog.

Das Ports-System von OpenBSD ist kleiner als diejenigen von FreeBSD und NetBSD, umfasst aber dennoch mittlerweile über 8.700 Pakete. Für die populäreren Architekturen wie i386, amd64, PowerPC, MIPS und ARM stehen die meisten davon als vorgefertigte Binärpakete zum Download bereit. Das Ports-System kann jetzt in begrenztem Umfang Pakete generieren, die in Konflikt miteinander stehen, beispielsweise bei KDE 3 und KDE 4.

Die Softwaresammlung verzichtet vielfach auf die aktuellsten Versionen und umfasst unter anderem Gnome 3.10.2 ohne die Gnome-Shell, also nur mit dem Ausweichmodus, KDE 3.5.10 und 4.11.5, Xfce 4.10, Firefox 24.3 und 26.0, Thunderbird 24.3, Chromium 32, MySQL 5.1.73, PostgreSQL 9.3.2 und LibreOffice 4.1.4.2.

Als X Window System wird Xenocara eingesetzt, das aktuell auf X.org 7.7 und Mesa 9.2.5 beruht und einige Patches integriert. Weitere Bestandteile von OpenBSD aus externen Projekten, teilweise gepatcht, sind GCC 4.6.4, 4.8.2 und ältere Versionen, LLVM/Clang 3.3, Perl 5.16.3, Apache 1.3 mit SSL/TLS und DSO, Nginx 1.4.4, OpenSSL 1.0.1c, Sendmail 8.14.8 mit libmilter und Bind 9.4.2-P2.

Die Installations-CDs von OpenBSD 5.5 sind von verschiedenen Spiegelservern und als CD-Set im Handel erhältlich. Der Song zu OpenBSD 5.5, »Wrap in Time«, besingt die Umstellung auf 64 Bit bei time_t.

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