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Mo, 23. Juni 2014, 12:30

Software

Eric Raymond: Vorschlag für Freecode-Nachfolger

Der Open-Source-Aktivist Eric Raymond will einen Nachfolger für die offenbar eingestellte Webseite Freecode.com schaffen. Dieser soll vollständig offen sein und abgesehen von einigen Vereinfachungen weitgehend so wie Freecode funktionieren.

Eric S. Raymond, Open-Source-Aktivist und Autor zahlreicher Applikationen

Eric S. Raymond

Eric S. Raymond, Open-Source-Aktivist und Autor zahlreicher Applikationen

Nicht nur Eric Raymond, sondern auch viele andere Mitglieder der freien Software-Gemeinschaft sind der Ansicht, dass die Einstellung von Freecode.com eine schmerzliche Lücke hinterlässt. Ein durchstöberbares, von Distributionen unabhängiges Verzeichnis freier Software sei nach wie vor wünschenswert.

Freecode, die erste und einstmals populärste Datenbank freier Software im Web, hatte am 18. Juni überraschend alle Aktualisierungen eingestellt. Statische Verzeichnisse von Software zu erstellen, ist relativ einfach, die Besonderheit von Freecode bestand aber darin, neue Versionen von Software zeitnah zu publizieren und Angaben zu den Änderungen gegenüber den Vorversionen zu machen. Gerade dies fällt jetzt weg, auch wenn alle Daten weiter zugänglich bleiben.

Eric Raymond, der Autor des einflussreichen Essays »The Cathedral and the Bazaar«, Gründer der Open Source Initiative und Open-Source-Aktivist, glaubt, dass es nach wie vor Bedarf für eine Seite wie Freecode gibt. Nirgends sonst konnte mann sich einen so über alle Sparten reichenden, von Distributionen unabhängigen Überblick über die Geschehnisse in der freien Softwarewelt verschaffen.

Daher schlägt er vor, einen Nachfolger für Freecode zu schaffen. Mit heutigen Web-Frameworks sollte das keine zu große Arbeit sein, allerdings stellt er gleich klar, dass er diese Arbeit nicht allein leisten könne, sondern Unterstützung brauche. Wie das bisherige Freecode solle die neue Seite kein Projekthosting sein, sondern eine Seite, um Projekte zu finden und Informationen über deren Fähigkeiten und aktuelle Versionen zu erhalten.

Der grobe Entwurf dieses noch namenlosen Nachfolgers will den Overhead vermeiden, der mit einer Moderation verbunden ist - im Gegensatz zu Freecode sollten Beiträge automatisch freigeschaltet werden, eventueller Spam sollte von den Benutzern gemeldet werden können. Ebenfalls im Gegensatz zu Freecode sollte nur noch freie Software Eingang in das Verzeichnis finden. Die Seite soll ein Web-API besitzen, über das man alle Informationen auslesen kann, ähnlich wie Freecode. Anders als bei der letzten Version von Freecode sollen Programme aber wieder in feste Kategorien eingeteilt werden, wofür es mit »Trove« bereits ein etabliertes System gibt, das auch von Freecode früher verwendet wurde. Freie Tags sollen weiter möglich sein, aber nur noch als Zusatz. Diverse Funktionen von Freecode hält Raymond für überflüssig, sie können entfallen, um das Projekt einfacher zu machen. Die Implementation könnte mit Python und Django erfolgen.

In der bisherigen Diskussion seines Aufrufs zeigte sich, dass es durchaus einige Interessenten an dem Projekt gibt. Heutzutage stehen viele Optionen für die Webentwicklung zur Verfügung, und es ist noch offen, worauf sich die Entwickler einigen können. Wünschenswert wäre eine Übernahme der Daten von Freecode, wozu Raymond offenbar bereits Anfragen gestellt hat - unter anderem auch an Patrick Lenz, der Freecode im Jahr 1997 unter dem Namen Freshmeat gegründet hat. Robin »Roblimo« Miller, langjähriger Editor bei Slashdot, gab in einem Kommentator zu Protokoll, dass die Einstellung von Freecode von Lenz nicht gewünscht war, er habe vergeblich versucht, die Seite von Dice zurückzukaufen. Kurz vor der Einstellung habe Jeff Covey, der letzte Editor von Freecode, Dice verlassen. Daten könnten auch von den Distributionen bereitgestellt werden, sofern diese kooperieren wollen. Diskutiert wurde auch, ob das Eintragen von neuen Versionen manuell geschehen müsse oder durch Crawler, Screenscraping-Techniken und ähnliches unterstützt werden könnte. Während Raymond gegenüber solchen Dingen skeptisch ist, da die nach seiner Erfahrung nicht funktionierten, ist noch ziemlich alles an dem Projekt offen.

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