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Fr, 12. Dezember 2014, 11:49

Gemeinschaft::Organisationen

Snowdrift.coop: Neuer Ansatz zur Finanzierung freier Projekte

Die derzeit im Aufbau befindliche Initiative Snowdrift.coop will freie Projekte durch regelmäßige monatliche Beiträge finanzieren, die durch Netzwerkeffekte gesteigert werden sollen.

Snowdrift.coop

Freie Software wird üblicherweise von einer Gemeinschaft produziert, die sich aus Freiwilligen, öffentlich finanzierten Einrichtungen und von Unternehmen bezahlten Entwicklern zusammensetzt, mit unterschiedlichen Gewichtungen je nach Projekt. Viele Projekte könnten von mehr bezahlten Entwicklern profitieren, die mehr als ein paar Stunden nach Feierabend investieren können. Daher versuchen immer mehr Projekte, über populäre Crowdfunding-Plattformen Teile der Entwicklung zu finanzieren. Solche Aktionen sind oftmals erfolgreich, haben aber Nachteile. Der größte Nachteil dürfte sein, dass jeweils nur ein spezifisches Vorhaben finanziert wird, das auch zeitlich eng begrenzt ist.

Dauerhafte Einkommensquellen würden den Projekten wesentlich mehr Nutzen bringen, doch die sind bisher selten. Spenden kommen nur in geringem Maß und erfordern immer wieder Appelle an die Gemeinschaft. Es handelt sich dabei um ein bekanntes Dilemma, das bei allen Arten freiwilliger Arbeit auftritt: Jeder versucht sich im Hintergrund zu halten und wartet darauf, dass sich ein anderer zuerst freiwillig meldet. Im Englischen hat dies die Bezeichnung »Snowdrift Dilemma«. Nach diesem hat sich die Initiative Snowdrift.coop benannt, die aus dem Dilemma ausbrechen will.

Snowdrift.coop ist zur Zeit noch im Aufbau und soll im Frühjahr 2015 an den öffentlichen Start gehen. Das Projekt soll den rechtlichen Status einer nicht gewinnorientierten Kooperative im US-Bundesstaat Michigan erhalten. Das kostet allerdings Geld, vor allem wegen der notwendigen juristischen Beratung zur Einrichtung der Kooperative. Um dieses Geld nicht aus privaten Mitteln aufbringen zu müssen, haben die Initiatoren eine Finanzierungskampagne auf Tilt.com gestartet, die das Minimalziel von 3.000 US-Dollar bereits überschritten hat. Auch die zweite Marke von 8.000 US-Dollar ist nach Projektangaben bereits gesichert, so dass professionelle Entwickler und Designer an der Webseite arbeiten können. Die nächste Marke von 20.000 USD würde den Initiatoren erlauben, das Projekt auf diversen Konferenzen vorzustellen und sich um rechtliche Fragen für andere Länder zu klären. Mit Beträgen über 20.000 USD könnte der Hauptentwickler David Thomas für längere Zeit hauptberuflich am Projekt arbeiten. Für die initiale Finanzierung nutzt Snowdrift.coop genau die Methode, die es eigentlich ablehnt, aber bis die eigene Initiative eingerichtet ist, gibt es laut dem Projekt keine andere Möglichkeit.

Das Konzept von Snowdrift.coop unterscheidet sich schon dadurch von Schwarmfinanzierungen, dass es keine Endtermine und keine »Perks« (Belohnungen für die Spender) gibt. Bei Snowdrift.coop werden die Spender »Patrone« genannt. Sie verpflichten sich, jeden Monat einen Cent zu spenden für jeweils zehn weitere Menschen, die das gleiche tun. Dabei wählen sie die Projekte aus, die sie unterstützen wollen. Es soll auch möglich sein, den Betrag zu erhöhen. Der dabei erzielte Netzwerkeffekt führt zu einem quadratischen Anstieg der Spenden mit der Zahl der Patrone. Damit dies einzelne Spender nicht überfordert, kann jeder seine Beträge jederzeit anpassen.

Dieses System, das möglicherweise noch der Verfeinerung bedarf, kann jetzt bereits getestet werden, wobei keine realen Geldbeträge eingezogen werden. Wenn die Initiative offiziell eröffnet wird, will auch Snowdrift.coop ein Projekt unter den anderen sein, dem man etwas spenden kann. Entscheidend für den Erfolg des Projektes dürfte es sein, den Anreiz zum Spenden hoch zu halten, denn die Patrone müssen ihr Konto bei Snowdrift.coop immer wieder auffüllen, wenn es leer wird. Snowdrift.coop setzt dafür ganz auf Werte wie Offenheit, Respekt und Transparenz.

Für eine Teilnahme an Snowdrift.coop kommen nicht nur Software-Projekte in Frage, sondern alle Projekte, die digitale kulturelle Werke schaffen. Bedingung ist jedoch, dass die Werke unter einer freien Lizenz stehen. Software-Projekte müssen den Definitionen von Freiheit von GNU oder der Open Source Initiative genügen, andere denen der Free Cultural Works oder Open Definition. Hardware-Projekte sind ebenfalls willkommen, wenn sie einen freien Software-Teil besitzen. Während diese Regeln für Software-Projekte ideal sind, besteht zumindest Skepsis, ob beispielsweise professionelle Musiker bereit sind, ihre Werke unter einer freien Lizenz zu veröffentlichen. Bis auf wenige Ausnahmen machte das bisher niemand, der von seinen Werken leben will, da weithin befürchtet wird, dass das freie Kopieren den Autor um seine Einnahmen bringt. Bis Snowdrift.coop offiziell startet, besteht allerdings noch die Möglichkeit zur Anpassung der Regeln.

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