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Do, 26. März 2015, 14:44

Gesellschaft::Politik/Recht

Allwinner verschleiert weitere GPL-Verletzungen

Eine Woche, nachdem neue Analysen der veröffentlichten Binärdateien von Allwinner auf erneute Verletzungen der GPL oder LGPL hindeuteten, hat das Unternehmen aktualisierte Binärdateien veröffentlicht, in denen lesbare Namen weitgehend fehlen.

Mirko Lindner

Schon letzte Woche hatte sich der Entwickler Luc Verhaegen deutlich verärgert gezeigt, als, wie schon mehrfach zuvor in diesem Jahr neue mutmaßliche GPL- oder LGPL-Verletzungen durch Allwinner ans Licht gebracht wurden. Demnach haben Allwinner-Entwickler Code von FFmpeg in ihre Bibliothek media-codec-lib eingebaut, aber die Namen einiger Funktionen geändert, um den Verstoß, hier gegen die LGPL, zu vertuschen. Luc Verhaegen, der den FFmpeg-Code mitentwickelt hat, konnte trotzdem genaue Angaben zu den übernommenen Funktionen machen. Jetzt hat Allwinner offenbar reagiert. Mit der Erklärung »Korrektur eines Problems« aktualisierte Allwinner eine Bibliothek, wobei die einzige Änderung darin zu bestehen scheint, dass die Symbole daraus entfernt wurden. »Symbole« bezeichnet hierbei Namen von Funktionen, Variablen und anderem, die im Klartext in der Datei stehen und das Debuggen erleichtern sollen. Werden diese entfernt, ist der Code immer noch lauffähig, und es verbleiben lediglich die Symbole, die zum Linken gebraucht werden.

Verhaegen hatte schon vor einer Woche das »miese Spiel« von Allwinner beklagt und genau das vorausgesagt, was jetzt eingetreten ist. Er forderte ein Ende der Täuschungen und des Hinhaltens durch Allwinner. Konkrete Schritte wurden allerdings noch nicht bekannt und es ist unklar, ob die wohl überfällige Klage gegen Allwinner angestrengt wird. Verhaegen konnte trotz der neuen Aktion von Allwinner seinen Code in der Bibliothek finden und bezeichnete Allwinner nun als kurzsichtig. Das Unternehmen mache die Dinge mit jedem Schritt schlimmer. Man könne nicht mehr davon ausgehen, dass Allwinner es gut meine oder ein Versehen vorliege.

Der chinesische Chip-Hersteller Allwinner gehört zu den notorischsten Verletzern der GPL, die mit ihren illegalen Aktivitäten wahrscheinlich fortfahren, bis sie juristisch empfindlich getroffen werden. Wie Allwinner bedienen sich auch viele andere Unternehmen aus Projekten, die unter der GPL oder LGPL stehen, darunter dem Linux-Kernel, Busybox, dem Bootloader U-Boot oder FFmpeg. Aus der GPL und der LGPL erwächst allerdings die Verpflichtung, den Anwendern die Lizenz mitzuteilen und den Quellcode mit allen Modifikationen zugänglich zu machen. Viele Unternehmen missachten diese Pflicht und kommen damit eine Weile durch, weil die wenigen Leute, die Verstöße verfolgen, bereits ausgelastet sind.

Die GPL-Verletzungen von Allwinner reichen weit zurück und sind so zahlreich, dass sie vom linux-sunxi-Projekt in einer eigenen Wiki-Seite dokumentiert wurden. Das Projekt linux-sunxi arbeitet daran, Unterstützung für die Allwinner-Chips in den Kernel zu bekommen.

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